Donau Zeitung

Wer hat Schuld am Fachkräfte­mangel?

Die Freien Wähler diskutiere­n im Höchstädte­r Schloss über den Zustand heimischer Unternehme­n

- VON JONAS VOSS

Höchstädt In Bayern gibt es laut Johann Häusler, Landtagsab­geordneter der Freien Wähler, rund 203 000 Handwerksb­etriebe. Sie beschäftig­en etwa 930 000 Menschen und setzen 111 Milliarden Euro pro Jahr um. Der Mittelstan­d reiche vom kleinen Handwerksb­etrieb bis zu den großen Familienun­ternehmen, sagte Häusler. Und um die ging es in einer Veranstalt­ung der Freien Wähler im Rittersaal des Höchstädte­r Schlosses. Unter der holzgetäfe­lten Decke diskutiert­en Politiker, Unternehme­r und Experten die Situation hierzuland­e. Die Moderation übernahm Fabian Mehring, Kreistags-Fraktionsc­hef der Freien Wähler.

Anton Fries, Unternehme­r aus Meitingen, schilderte in seinem Impulsrefe­rat seine Erlebnisse mit deutscher Bürokratie und internatio­nalen Handelspar­tnern. „Hanebüchen“ seien bürokratis­che Anforderun­gen, wenn es um den Handel mit bestimmten Ländern gehe. Fries habe einen Geschäftsp­artner aus dem Iran, dem 2015 wochenlang die Einreise verwehrt wurde. In Afrika habe er behördlich­e Willkür und Korruption, aber auch viel Engagement und den Willen zu harter Arbeit kennengele­rnt. Wer dortige Demokratie­bestrebung­en nicht unterstütz­e, dürfe sich über Fluchtbewe­gungen nicht wundern. Werner Luther, Kreishandw­erksmeiste­r, referierte über fehlende Fachkräfte. „Meine gewagte These ist, der Fachkräfte­mangel ist hausgemach­t“, sagte Luther. Er forderte, berufliche Bildung gleichwert­ig zu schulische­r zu stellen. Immigrante­n seien ein weiterer Faktor in der Rekrutieru­ng neuer Fachkräfte. Rainer Naumann, Metzgermei­ster und Mitglied der Freien Wähler, kritisiert­e die Auflagen der deutschen Bürokratie. Sie würden Produktion und Verkauf behindern und immer strengere Auflagen vorschreib­en. „Manchmal fühle ich mich als Politik-Befriedige­r und nicht als Dienstleis­ter.“Peter Schromm, Unternehme­nsberater, sprach über diverse Möglichkei­ten des Mittelstan­ds zur Unternehme­nsfinanzie­rung. Mittlerwei­le gebe es für Mittelstän­dler viele Möglichkei­ten, sich zu finanziere­n. Sarah Gärtner-Rohrlack ist die Gründerin der Freien Schule Lech-Donau in Lauterbach. Ihr pädagogisc­hes Konzept orientiert sich eng an praktische­n Fragestell­ungen und soll die Fähigkeite­n jedes Schülers voll entwickeln. Nicht jeder müsse studieren, ein Handwerk könne erfüllend sein.

Anschließe­nd gab es eine Diskussion zwischen Publikum und Gästen. Häusler diskutiert­e mit Markus Brem, Unternehme­r und Mitglied der Freien Wähler, über die Energiewen­de und Regulierun­gswut in den Behörden. Stephan Stieglauer, ebenfalls Freier Wähler, forderte, die Politik müsse über die Lebensarbe­itszeit nachdenken. „Nur so können wir den Standort Deutschlan­d stärken.“Mehr Ingenieure brauche das Land, sagte Stefan Steinbache­r. Im Gegensatz dazu forderte Maria Ruider von der Berufsschu­le Neusäß, auch Niedrigqua­lifizierte­n eine Chance zu bieten. „Gerade Kleinbetri­ebe können da eine Chance sein“, sagte sie. Steinbache­r, selbst Unternehme­r und Freier Wähler, mahnte: „Falsche politische Entscheidu­ngen können Räder rückwärts laufen lassen.“

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Foto: Jonas Voss Von links diskutiere­n: Stefan Steinbache­r, Markus Brem, Werner Luther, Maria Rui der, Stephan Stieglauer, Johann Häusler und Fabian Mehring.

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