So bezirzt man das Publikum
Das Tzigan Gypsy Tango-Trio macht auf Europa-Tournee in Binswangen Station
Binswangen Wer an Musik aus Argentinien denkt, dem fällt sofort der Tango ein, ein Genre, das in Afrika seine Wurzeln hat. Es enthält unterschiedliche klassische Formen, von denen die Milonga als Vorläuferin gilt. Und als Verkörperung des Tangos schlechthin wird der bekannte Komponist und Bandoneon-Spieler Astor Piazzolla gerühmt. Diesen ganzen Spannungsbogen bediente das Tzigan Gypsy Tango-Trio, das in der Alten Synagoge zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre ein aufsehenerregendes Gastspiel gab. Zwar hätte das Musikereignis etwas mehr Zuhörer verdient, doch die, die da waren, überschütteten die drei Vollblutmusiker aus Argentinien mit Beifall nach jedem gespielten Stück.
Dem Trio genügt nicht die Art Tango, die in Touristenkneipen, in Tangoschulen und auf südamerikanischen Stadtfesten gespielt wird.
Auch Folkloreabende sind nicht das Ding der Musiker. Der Gitarrist Alejandro Montero, ein begabter Berufsmusiker, Komponist und Arrangeur, der Geiger David Macchione, der wie ein Derwisch über die Bühne tänzelt und wie ein Teufel sein Instrument bedient, sowie der charmante Gabo Tello am chromatischen Knopf-Akkordeon sind mit einer unaufdringlichen Botschaft unterwegs. Sie verkörpern das Herz Argentiniens mit all seiner Leidenschaft und Gefühlstiefe.
Auf den Flügeln einer landestypischen Musik sind die drei derzeit auf Europatournee, bei der sie im kleinen Ort Binswangen wegen der „wunderbaren Synagoge“, wie sie sagen, voller Ehrerbietung vor dem historischen Ort gerne Station machen.
Montero und Tello moderieren den Abend, berichten aus der Geschichte des Tangos und knüpfen schnell in englischer Sprache den Kontakt zum Publikum. Ein gelungenes Unterfangen. Dann zünden sie ein musikalisches Feuerwerk mit atemberaubendem Tempo, sodass dem Zuhörer schwindeln könnte. Wenn sie musikalisch und mit Liedern auch in die russische Seele blicken, dann hat man den Eindruck, als flösse der Río de la Plata mitten durch die Taiga. Montero und Tello singen auch in Romani und präsentieren dabei stolz ihre familiären Wurzeln. Sie präsentieren kombinierbare Weltmusik mit Elementen von Klezmer, Flamenco und Strömungen aus Balkon und Orient. Eine heiße Mixtur voller Temperament und furiosem Tempo. Alejanvon dro Montero hat viel davon selbst komponiert oder mit unverkennbarer Handschrift beeindruckend arrangiert.
„Muchas gracias“, sagen die drei argentinischen Musiker immer wieder dem Publikum für Applaus in Hülle und Fülle. „Wir haben uns hier wie im eigenen Wohnzimmer gefühlt“, schwärmt denn auch Gabo Tello, der charmante und attraktive Mann am Akkordeon.