Donau Zeitung

Ein leises Konzert zum Meditieren

„A Glezele Vayn“schmeckte dem Binswanger Publikum

- VON MARGOT SYLVIA RUF

Binswangen Mein Gott, war das schön. Wer ein Klezmer-Konzert von der üblichen Art erwartet hatte, war zunächst ganz schön irritiert. Doch wer die Band „A Glezele Vayn“etwas länger in der Alten Synagoge spielen hörte, den nahm diese vierköpfig­e Gruppe plötzlich für sich ein. Musiker unterschie­dlichen Temperamen­ts mit Kontrabass, Akkordeon, Gitarre und Klarinette bescherten dem leider sehr übersichtl­ichen Publikumsk­reis Klezmer mit vorwiegend meditative­m Charakter. Aber auch Alpenländi­sches blitzte in sparsamen Sequenzen auf.

Achim Rinderle, ein typischer Allgäuer, für die Zurückhalt­ung die höchste Form der Leidenscha­ft ist, bat das Auditorium, sich auf eine besondere Reise einzulasse­n, ohne Applaus nach den einzelnen musikalisc­hen Beiträgen. „Es wäre schön, wenn erst am Schluss der durchaus erwünschte Beifall käme“, so der Klarinetti­st zum Staunen der Zuhörer. Im Verlauf des Abends wurden von ihm kleine heitere Gedichte zwischen die Melodien gestreut, reduzierte fröhliche Texte – einfach so zum Freuen.

Die Protagonis­ten der Konzertver­anstaltung sind stark authentisc­h und voller innerem Feuer für die Klezmer-Musik und ihren besonderen Charakter. Sie halten mit ihrer Intention das Erinnern an jüdische Mitmensche­n wach, die in der deutschen Geschichte Leid, Tod und Vertreibun­g ausgesetzt waren. Eine Botschaft voller Verantwort­ungsbewuss­tsein und unaufdring­lichem Charakter. Dass sie ihre Musik in einer Synagoge präsentier­en durften, empfanden die Gäste als Geschenk. Die Bandmitgli­eder schwärmten auch von der guten Akustik des ehemaligen jüdischen Gotteshaus­es.

Wer sich einließ auf die stilleren Stücke der Klezmer-Musik, der schloss gerne, wie übrigens auch der Gitarrist und Percussion­ist Thiele, bei einem Solo von Klarinetti­st Rinderle die Augen und genoss einfach die Klänge voller Sehnsucht, Melancholi­e und jüdischer Heiterkeit. Solistisch­e Leistungen durften auch die interessan­te Akkordeoni­stin Szilvia Csaranko und der gelassene Mann am Kontrabass, Johannes Keller, beweisen. Allesamt leidenscha­ftliche Interprete­n der Klezmer-Musik mit Schwerpunk­ten auf dem Balkan und überhaupt dem osteuropäi­schen Raum.

Am Ende gibt es einen Schlenker auf die vielerorts präsentier­te fröhliche Musik der Klezmer, die diese beim Herumreise­n anlässlich von Hochzeiten so gerne spielten. Da hält es das Publikum nicht mehr, und es wird doch zwischen zwei Liedern heftig applaudier­t.

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Foto: Margot Sylvia Ruf Die Band „A Glezele Vayn“(ein Gläschen Wein) präsentier­te in der Alten Synago ge Klezmer Musik mit meditative­m Cha rakter.

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