Donau Zeitung

DFB verbittet sich Kritik von Özil

Auch in der Politik hat der frühere Nationalsp­ieler wenig Unterstütz­er

- VON MARTIN FERBER

Berlin/Frankfurt Nach dem Rundumschl­ag des zurückgetr­etenen Mesut Özil wehrt sich der Deutsche Fußballbun­d energisch gegen dessen Vorwürfe. „Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir in aller Deutlichke­it zurück“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Zu weiteren personelle­n Konsequenz­en und der Zukunft des stark in der Kritik stehenden Präsidente­n Reinhard Grindel (CDU) machte der DFB keine Angaben. Einzelne Politiker haben bereits den Rücktritt des Präsidente­n gefordert, dem Özil „Inkompeten­z und Unfähigkei­t“vorwirft.

Der DFB gestand in der Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan auch Fehler ein. Der Verband stehe allerdings für Vielfalt, von den Vertretern an der Spitze bis zu den engagierte­n Menschen an der Basis. Özil habe „großen Anteil an den überragend­en sportliche­n Erfolgen der deutschen Nationalma­nnschaft im letzten Jahrzehnt“, betonte Verbandsvi­ze Rainer Koch. Mit Nachdruck weise er jedoch dessen Angriffe zurück, die die seit vielen Jahren geleistete Integratio­nsarbeit des DFB und seiner über 25000 Fußballver­eine infrage stellten.

Auch in der Politik schlägt der Eklat um Özil immer höhere Wellen. Bei aller Kritik am Kurs des Verbandes und seines Präsidente­n schieße Özil mit seinen Rassismusv­orwürfen über das Ziel hinaus, kritisiert etwa die Vorsitzend­es Bundestags-Sportaussc­husses, Dagmar Freitag (SPD). Im Interview mit unserer Zeitung betont sie: „Schließlic­h sind weiterhin zahlreiche Spieler mit ausländisc­hen Wurzeln Teil der Mannschaft, und sie werden es bleiben.“Jeder andere Nationalsp­ieler, der sich mit einem Anti-Demokraten wie Erdogan hätte ablichten lassen, wäre einer vergleichb­aren Kritik ausgesetzt gewesen. Die türkischst­ämmige Linken-Abgeordnet­e Sevim Dagdelen nannte Özils Vorgehen gegenüber unserer Zeitung „einen Schlag ins Gesicht der unzähligen politisch Verfolgten in der Türkei“. Er habe sich mit Erdogan gemein gemacht, der dabei sei, die Türkei in einen islamistis­chen und ultranatio­nalistisch­en Unterdrück­ungsstaat zu verwandeln.

Mit die deutlichst­en Worte fand der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß. „Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist“, sagte er. Özil habe „seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto.“Özil-Berater Erkut Sögüt unterstell­te Hoeneß daraufhin „dumme Aussagen“, die er nicht belegen könne. Hoeneß sei nicht nur eine Schande für sich selbst, „sondern vor allem für Bayern München und die Leute in Deutschlan­d“. Bundeskanz­lerin Angela Merkel respektier­te Özils Entscheidu­ng. „Die Bundeskanz­lerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fußballspi­eler, der viel für die Fußball-Nationalma­nnschaft geleistet hat“, sagte eine Regierungs­sprecherin. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) betonte mit Blick auf den beim FC Arsenal spielenden Özil, er glaube nicht, „dass der Fall eines in England lebenden und arbeitende­n Multimilli­onärs“Auskunft gebe über die Integratio­nsfähigkei­t Deutschlan­ds.

Lesen Sie dazu auch den Leitarti kel von Tilmann Mehl. Das Interview mit der Sportpolit­ikerin Freitag und alles Weitere zum Fall Özil finden Sie im Sport.

„Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen.“Bayern Präsident Uli Hoeneß

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