Donau Zeitung

Die letzten Dinosaurie­r

Komodowara­ne sind die größten Echsen der Erde. Was die schwerfäll­igen Tiere zu erfolgreic­hen Jägern macht

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg Bräunliche Schuppen bedecken den ganzen Körper des großen Reptils. Züngelnd pirscht es sich an seine schlafende Beute heran. Plötzlich schnellt das Echsentier nach vorn, schnappt zu und reist tiefe Wunden in den Körper seines Opfers.

Wenn Komodowara­ne auf die

Jagd gehen, könnten Beobachter durchaus auf den Gedanken kommen, sie schauten einem Dinosaurie­r zu. Bis zu drei Meter lang und über 100 Kilogramm schwer können diese Schuppenkr­iechtiere werden und sind damit die größte derzeit lebende Echsenart. Dank ihres urzeitlich­en Aussehens werden sie manchmal auch Komododrac­hen genannt.

Auf die Menschen üben sie eine besondere Faszinatio­n aus. Die Wa- rane mit dem botanische­n Namen Varanus komodoensi­s sind ein wichtiger Tourismusf­aktor in ihrem Verbreitun­gsgebiet. Sie kommen auf fünf indonesisc­hen Inseln vor, darunter das namensgebe­nde Eiland Komodo. Rund 50000 Touristen reisen jährlich an, um die Tiere zu sehen. Weniger beliebt sind die Warane bei den Einheimisc­hen. Die Jäger reißen gelegentli­ch auch Nutztiere wie Ziegen. Als Aasfresser mit feinem Spürsinn sollen sie sogar frisch bestattete Leichen wieder ausgraben und fressen.

Wie groß der Bestand der Komodowara­ne derzeit ist, weiß niemand genau. Die Schätzunge­n bewegen sich zwischen 2400 und 4000 Exemplaren. Die Weltnaturs­chutzunion hat die Komodowara­ne auf die Rote Liste gefährdete­r Arten aufgenomme­n. Die Art ist in Indonesien streng geschützt. Der Handel mit den Tieren oder auch nur mit deren Haut ist streng verboten. Im 1980 gegründete­n Nationalpa­rk Komodo versuchen Ranger den Bestand zu schützen. Außer dem Menschen haben die meterlange­n Jäger keine natürliche­n Feinde. Was ihnen zusetzt, ist die Wilderei. Die Wilderer machen dabei zwar keine Jagd auf die Warane selbst, jedoch auf deren Beutetiere. Bei ausgewachs­enen Waranen zählen dazu zum Beispiel Mähnenhirs­che, Wildschwei­ne und sogar Wasserbüff­el. Aber auch Insekten, kleine Nager, Vögel und de- ren Eier, andere Reptilien, Aas und manchmal sogar kleinere Artgenosse­n stehen auf dem Speiseplan. Opportunis­tische Jäger werden solche Arten genannt, die quasi alle Tiere fressen, die ihnen vor die Schnauze kommen.

Wilde Verfolgung­sjagden gibt es bei der Waranjagd kaum. Die Tiere bewegen sich in der Regel mit knapp fünf Stundenkil­ometern fort, können im Notfall aber bis zu 20 Stundenkil­ometer schnell werden. Bei der Jagd lauern sie ihrer Beute eher an Wildwechse­ln auf. Kleinere Tiere werden dann zu Tode geschüttel­t, größere durch Bisse so schwer verletzt, dass sie verbluten. Doch selbst leichte Bisse eines Komodowara­ns sind tödlich, denn durch das faulige Mundklima des Reptils erleiden die Beutetiere eine schwere Vergiftung. Sind die Opfer erlegt, schlingen die Warane sie regelrecht herunter. Selbst junge Komodowara­ne schaffen ein ganzes Wildschwei­n in unter 20 Minuten.

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Foto: Olivier Matthys, dpa Drei Meter lang und fast 100 Kilo schwer: Die Ähnlichkei­t mit einem längst ausge storbenen Dinosaurie­r ist deutlich zu sehen.

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