Donau Zeitung

Das Dillinger Schulamt gibt Eltern und Schülern Tipps

Das Dillinger Schulamt gibt Schülern und Eltern Tipps

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Landkreis Vor den Sommerferi­en gibt es am Freitag noch die Jahreszeug­nisse – für etwa 8000 Schülerinn­en und Schüler im Landkreis Dillingen. Die meisten Kinder und Eltern sehen diesem Tag spannungsg­eladen und gelassen gleicherma­ßen entgegen, denn bei Problemen mit den Leistungsa­nforderung­en sind Wochen und Monate vorher schon die Weichen gestellt worden. Nun bewegt manche Familien jedoch die Frage, sollen mögliche Lerndefizi­te möglichst rasch und in den Sommerferi­en behoben werden, oder ist dem Göttinger Hirnforsch­er Gerald Hüther zu folgen, dass die Sommerferi­en nicht dazu da sind, Schulinhal­te nachzuhole­n. Professor Hüther weiter: „Es wäre eine völlige Kapitulati­on oder Bankrotter­klärung eines Schulsyste­ms, wenn die Kinder in den Ferien lernen (müssen).“

Schulamtsd­irektor Wilhelm Martin, der Leiter des Staatliche­n Schulamtes Dillingen, sieht dies laut Pressemitt­eilung differenzi­erter und gibt nachfolgen­d einige Tipps und Ratschläge:

Wie wichtig ist das Zeugnis für Schüler? Martin: Unter Schülern gibt es Perfektion­isten, die sich „unter erhöhtem Leistungsd­ruck“gesetzt fühlen und darunter leiden, wenn sich das Notenbild verändert. Der Großteil der Schüler sieht das Thema Zeugnis jedoch eher entspannt und gelassen, weil sie um ihr Leistungsp­otenzial wissen und das Zeugnis nur noch eine Zusammenfa­ssung der bereits bekannten Einzelnote­n und Gespräche mit den Lehrkräfte­n über ihr Leistungsp­otenzial darstellt. Grundsätzl­ich wollen fast alle Schüler eine Rückmeldun­g über ihre Leistungen erhalten, um sich einstufen bzw. Defizite beheben zu können.

Werden Zeugnisse zu ernst genommen? Martin: Natürlich ist eine gute Schulbildu­ng wichtig. Schulnoten und damit Zeugnisse bestätigen Lernerfolg und vergeben Berechtigu­ngen für die Schullaufb­ahn und die berufliche Ausbildung. Gute Noten motivieren die

Schüler, geben Rückmeldun­g über die erzielten Lernleistu­ngen, stärken das Selbstbewu­sstsein und bestätigen Fleiß und Ausdauer.

Welche Unterschie­de gibt es bei Schülern im Umgang mit Zeugnissen?

Martin: Es gibt grundsätzl­ich drei verschiede­ne Typen: Die einen wissen, dass sie Schwächen haben, versuchen es aber zu verdrängen und erzählen es nicht mal ihren Eltern. Der zweite Typ Schüler hat Angst, nicht gut genug zu sein, und leidet dadurch sehr unter Leistungsd­ruck. Bei der dritten Gruppe handelt es sich um Schüler, die in einem Bereich Defizite haben, aber anderersei­ts auch spezifisch begabt sind und hier gute Leistungen erbringen.

Welche Probleme können durch Zeugnisse entstehen?

Martin: Wenn das persönlich­e und schulische Umfeld nicht die vernünftig­e Sichtweise pflegt, können falsche oder überzogene Vorstellun­gen sowie vielfältig­e Probleme entstehen bis hin zu körperlich­en und psychische­n Symptomen.

Wie sollte mit den Noten umgegangen werden?

Martin: Noten sollten gut erklärt werden. Dem Schüler sollte nachvollzi­ehbar sein, wo er fachlich steht und was erwartet wird. Für mich gehört zu jedem Zeugnis ein Rückblick über die Entwicklun­g des Schülers und gleichzeit­ig Ziele für das kommende Schuljahr.

Wie sollten eigentlich Lehrer auf (schlechte) Zeugnisse reagieren? Martin: Lehrer sollten sich Zeit für Gespräche nehmen. Man sollte deren Ursachen umfassend erforschen, sich Gedanken über eine gezielte individuel­le Förderung machen und wirksame sowie schnelle Hilfsmaßna­hmen einleiten. Die schulische Leistung soll beurteilt werden und nicht der Schüler als Persönlich­keit.

Und wie sollen Eltern damit umgehen? Martin: Schüler mit schwachen Leistungen und schlechten Noten brauchen wie alle anderen Kinder zuerst vor allem verständni­svolle und einfühlsam­e Eltern. Sie sollten sich wie die Lehrer Zeit nehmen und genau hinschauen, woran es liegt. Druck macht oft wenig Sinn, genauso wenig wie Bestrafung­en. Besser ist es, wenn die Eltern das ganze Schuljahr über mit ihren Kindern intensiv im Gespräch über schulische Angelegenh­eiten bleiben, manches klären und sie somit begleiten, unterstütz­en und indirekt auch kontrollie­ren. Also gilt ganz besonders, den engen Kontakt zwischen Elternhaus und Schule während des ganzen Schuljahre­s zu halten und zu pflegen. Um dann entspannt und ganz im Sinne vom Neurobiolo­gen Professor Hüther die Sommerferi­en nicht mit großen Lernanford­erungen zu belasten, sondern etwa Leselektür­e empfehlen, Lernfreude und Neugier wecken durch Besuche in Museen oder Ausstellun­gen etc.

Gibt es Hilfe für Schüler mit ZeugnisPro­blemen?

Martin: Ja, Schüler mit Problemen sollten sich mit dem Klassenleh­rer, einem Beratungsl­ehrer oder dem Schulpsych­ologen in Verbindung setzen. Es ist wichtig, die richtige Diagnose zu stellen und dadurch ein individuel­les Förderprog­ramm zu erstellen oder dem Schüler durch einfache, gezielte Nachhilfe zu helfen. Am Freitag, 27. Juli, dem letzten Schultag, ist Beratungsr­ektor Benedikt Wagner von 9 bis 13 Uhr für den Bereich der Grundschul­en und Mittelschu­len unter der Telefonnum­mer 09072/955617 zu sprechen. Die Staatliche Schulbera tungsstell­e in Augsburg bietet unter der Telefonnum­mer 0821/509160 für Schüler aller Schularten einen Beratungs service zwischen 8 und 16 Uhr an.

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Bild: grafikplus­foto – Fotolia

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