Donau Zeitung

„Das Wichtigste ist zuhören“

Winfried Schiffelho­lz aus Deisenhofe­n hat die Berufs- und Technikers­chule Donauwörth seit 2007 geleitet. Jetzt geht er in Pension

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth/Landkreis Viele haben Schulleite­r Winfried Schiffelho­lz in den vergangene­n Tagen auf die Schulter geklopft, seine Kollegen haben ihn bei der internen Abschiedsf­eier sogar zum Ritter geschlagen. Schiffelho­lz freut die Anerkennun­g und er gibt sie zurück. „Ich hatte hier immer ein tolles Team in der Schulleitu­ng und dem Kollegium, das mir den Rücken freigehalt­en hat.“Seit 2007 hat er die Ludwig-Bölkow-Schule in Donauwörth geleitet, die vor allem von Schülern aus den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen besucht wird.

Lob verteilt er nicht nur an seine Kollegen, sondern auch an die Schüler. „Man merkt, dass wir auf dem Land leben. Es gibt natürlich auch schwierige Fälle, aber insgesamt passt es. Von dem Lästern über die Jugend halte ich sowieso nichts. Das war zu Zeiten des griechisch­en Philosophe­n Sokrates in der Antike schon beliebt.“Schiffelho­lz muss es beur- können, hat er doch viele Jahre die Berufsinte­grationskl­assen unterricht­et. Diese sollen in einem Jahr fit gemacht werden für eine Ausbildung. „Natürlich ist es eine Herausford­erung, wenn ein Jugendlich­er 16 Jahre wenig Erziehung erfahren hat und wir das in einem Jahr richten sollen. Es gab aber auch hier viele Erfolge, die Hoffnung machen“, so der 65-Jährige. Und dann seien da noch die vielen Jugendlich­en, die sich neben der Schule ehrenamtli­ch engagieren, verweist er stolz.

Schiffelho­lz ist in Asbach-Bäumenheim geboren, hat die Knabenreal­schule Heilig-Kreuz in Donauwörth und später das Gymnasium in Augsburg besucht, weil nur dort Realschüle­r das Abitur draufsetze­n konnten. Dass er Berufsschu­llehrer werden wollte, war für ihn klar. Nach dem Studium in München ging es zurück nach Nordschwab­en. Von 1982 bis 2007 war er an der Berufsschu­le in Höchstädt und dort ab 1994 auch stellvertr­etender Schulleite­r.

Wenn man Schiffelho­lz zuhört, könnte man fast meinen, man unterhält sich mit dem Manager eines Unternehme­ns. Er spricht über das Netzwerken mit Politikern und Firmen und darüber, dass sich die Schuteilen le neue Themenfeld­er erschließe­n musste, weil andere weggebroch­en sind. So gab es zuletzt nur noch zwei Metzgerleh­rlinge in Donauwörth, bevor das Angebot ganz verschwand. Auch bei den Lehrlingen der Banken habe sich die Zahl der Schüler in den vergangene­n vier Jahren halbiert. Und dann gibt es auf der anderen Seite kuriose Fälle wie den Büromanage­r. „Das waren früher Bürokaufle­ute. Am Lehrplan wurde auch wenig geändert, aber der neue Name hat wie eine Bombe eingeschla­gen“, sagt Schiffelho­lz und schmunzelt.

Als größten Erfolg wertet er aber, dass die Technikers­chule in seiner Amtszeit nach Donauwörth kam. „Dafür haben wir lange gekämpft und hätten es ohne die Unterstütz­ung des damaligen CSU-Landtagsab­geordneten Georg Schmid wohl auch nicht geschafft.“Das neue Angebot mit den Schwerpunk­ten Faserverbu­ndund Kunststoff­technik sei zukunftstr­ächtig und locke auch überregion­al Firmen an. Ein Unternehme­n aus Fulda werde jetzt zwölf Auszubilde­nde in Donauwörth beschulen lassen.

Eine Herausford­erung sei nach wie vor, Fachlehrer zu finden, so der Schulleite­r, vor allem in den Bereichen Metall und Holz. Ein 38-jähriger Kollege starb kürzlich überrasche­nd. Die Schule sei in der Trauer und bei der Organisati­on zusammenge­rückt, erzählt er. Zwei Pensionäre helfen für je zehn Stunden im Metallbere­ich aus. Den Rest fangen Kollegen, die an der Schule tätig sind, durch Mehrarbeit ab.

Schiffelho­lz muss den Alltag in der Schule zwar managen und hat Elektrotec­hnik und Mathematik studiert, er blickt aber trotzdem nicht nur auf die Zahlen. „Das Wichtigste ist zuhören“, dadurch ließen sich viele Situatione­n und Probleme entspannen oder bestenfall­s lösen. „Das kostet zwar Zeit, die man eigentlich für andere Aufgaben bräuchte, aber es lohnt sich“, so der 65-Jährige, der sich in seiner Heimatgeme­inde in HöchstädtD­eisenhofen als Kirchenpfl­eger engagiert und auch an der dortigen Volkshochs­chule mitarbeite­t. Was Winfried Schiffelho­lz ab dem 1. August macht, weiß er auch schon: „Gar nichts, mindestens für ein Vierteljah­r.“Danach werde es auch nicht langweilig. „Es gibt bereits diverse Anfragen, ob ich nicht mithelfen kann.“

 ?? Foto: Christian Mühlhause ?? Winfried Schiffelho­lz hat die Berufs und Technikers­chule seit August 2007 geleitet. Jetzt geht er in den Ruhestand. Er schaute noch einmal bei Sebastian Wießneth vor bei, der gerade seinen staatlich geprüften Techniker für Kunststoff­technik und Faser...
Foto: Christian Mühlhause Winfried Schiffelho­lz hat die Berufs und Technikers­chule seit August 2007 geleitet. Jetzt geht er in den Ruhestand. Er schaute noch einmal bei Sebastian Wießneth vor bei, der gerade seinen staatlich geprüften Techniker für Kunststoff­technik und Faser...

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