Dillingens Geheimnisse
Marcus Bernard Hartmann liefert mit seinem Roman „Die Beichte des Henricus Faber“eine Hommage an die Geschichte und Bewohner der Kreisstadt
Dillingen Ein viel zu langes Bein, das keinen Sinn macht, ein Harfengriff, der nicht zufällig gewählt sein kann und verschiedenste Hinweise auf ein mysteriös verschwundenes Buch. Das ist der Stoff, aus dem man einen Roman stricken muss. Dies dachte sich auch Marcus Bernard Hartmann. Mitte Juli ist sein Buch „Die Beichte des Henricus Faber“erschienen. Ein kleiner, broschierter Roman von 183 Seiten, vom Autor selbst verlegt.
Marcus B. Hartmann, Komponist, Pianist und Literat, geboren 1963 im schweizerischen Lugano, Bürger von Basel, lebt mit seiner Familie in der Wahlheimat Dillingen an der Donau. Dillingen ist auch der Ort, an dem „Die Beichte des Henricus Faber“spielt. Und das ist kein Zufall. Denn das zu lange Bein des Nepomuk, das den Anstoß der Handlung gibt, befindet sich tatsächlich im Hauptfresko der Dillinger Studienkirche Mariä Himmelfahrt, gemalt vom Künstler Thomas Scheffler.
Zum Inhalt: Ich-Erzähler Malthus Horatio, Lokaljournalist und gerade von München in die schwäbische Kleinstadt Dillingen gezogen, interessiert sich für die Malerei und deren ikonografische Deutung. Begeistert von der überraschend ereignisreichen und interessanten Geschichte des Städtchens, führt sein Weg auch in die Studienkirche. Der reiche Schatz an Fresken, welchen das als Universitätskirche des im Dillingen des 17. Jahrhunderts beheimateten Jesuitenkollegs erbaute Gotteshaus beherbergt, weckt das Interesse des kunstbeflissenen Horatio. Das über die Maßen zu lange Bein in der Darstellung des Heiligen Nepomuk stellt ihn dabei vor ein Rätsel.
Malthus Horatio macht die Lösung dieses ikonografischen Rätsels zu seiner Aufgabe. Die Rahmenhandlung bildet die Recherche des Journalisten in der Gegenwart. Der Sinn des Ganzen erschließt sich jedoch Jahrhunderte vorher. Der Leser begibt sich gemeinsam mit dem Erzähler in die Tiefen der Dillinger Vergangenheit, was schließlich in die Gruft der Studienkirche führt. Dort erhofft sich Horatio, des Rätsels Lösung zu finden und stößt auf Unglaubliches. Bei seinen Recherchen zu den Zusammenhängen offenbaren sich mit jedem weiteren Erkenntniszuwachs Parallelen zu seiner eigenen Lebensgeschichte. Die spannende Geschichte des Jesuitenpaters Henricus Faber berührt empfindliche Stellen seiner eigenen Biografie, was lebensverändernde Konsequenzen hat.
Resümee: „Die Beichte des Henricus Faber“ist ein überaus unterhaltsam geschriebener kleiner Roman, der sich bisweilen wie ein Krimi liest und am besten „in einem Rutsch“gelesen werden sollte. Er offenbart interessante und faszinierende Details von Dillingens Geschichte und verhilft dem kunsthistorischen Wert der Studienkirche und der damit verbundenen Geschichte zu der längst überfälligen Würdigung.
Mit Geist, Charme und Witz erweist sich der Autor als Kenner der Dillinger Historie, aber auch als Liebhaber der Stadt und ihrer Einheimischen im Hier und Jetzt. Der aufmerksame Leser wird so manchen bekannten Dillinger Einwohner wiedererkennen. Ein großes Lesevergnügen und unbedingt als Urlaubslektüre zu empfehlen.