Deutsche Hitze
Hundstage. Seit rund einer Woche plagt dieses Wort die Bundesrepublik. Weder Name noch Beschreibung des Phänomens sind eine deutsche Erfindung. Vielmehr geht das Wort zurück auf die alten Griechen. Die weisen Bartträger haben damals einen Zusammenhang zwischen dem Aufgehen des Sterns Sirius, der hellste Stern im Sternbild Großer Hund, und der sengenden Sommerhitze erkannt. So erklärt es der Deutsche Wetterdienst.
Seither quält sich dieses Land also durch die Hundstage – und leidet dabei unter Höllenhitze, Gluthitze, Bruthitze, Affenhitze, Bombenhitze oder Bullenhitze. Hitze und Glut und Hölle, die Verbindung erschließt sich auch dem kleinsten Geist. Auch dass Bomben eine gewisse Hitze verströmen, lässt sich nicht ausschließen. Aber wieso regen gerade die heißen Temperaturen den weich gekochten menschlichen Geist zu solchem Erfindungsreichtum an?
Mancher Affe mag in heißen Ländern leben – geschenkt. Dennoch nimmt er bei 40 Grad kein Sonnenbad, vielmehr ist er vernünftig. Viel vernünftiger übrigens als wir, die in nicht-klimatisierten Büros arbeiten und uns abends durch die Trainingseinheit quälen. Der Affe jedoch macht ein Nickerchen im Schatten und vielleicht krault er seine Artgenossen unter Baumkronen. Und die Bullenhitze? Haben Sie in jüngster Zeit einen Bullen gesehen, der sich auf dem Rücken liegend ein Sonnenbad genehmigt? Mit Hitze und Bullen verbindet der Autor allenfalls einen heißen Grill und das scharfe Anbraten des Steaks von beiden Seiten. Im Übrigen ist das Sternbild des Großen Hunds mittlerweile Ende August zu sehen. Es läutet bereits den Herbst ein. Vielleicht sollte der deutsche Dichtergeist ein neues Synonym bemühen? Kameltage, zum Beispiel.