Donau Zeitung

Deutsche Hitze

- VON WALTHER VON DER VOGELWEIDE redaktion@donau zeitung.de

Hundstage. Seit rund einer Woche plagt dieses Wort die Bundesrepu­blik. Weder Name noch Beschreibu­ng des Phänomens sind eine deutsche Erfindung. Vielmehr geht das Wort zurück auf die alten Griechen. Die weisen Bartträger haben damals einen Zusammenha­ng zwischen dem Aufgehen des Sterns Sirius, der hellste Stern im Sternbild Großer Hund, und der sengenden Sommerhitz­e erkannt. So erklärt es der Deutsche Wetterdien­st.

Seither quält sich dieses Land also durch die Hundstage – und leidet dabei unter Höllenhitz­e, Gluthitze, Bruthitze, Affenhitze, Bombenhitz­e oder Bullenhitz­e. Hitze und Glut und Hölle, die Verbindung erschließt sich auch dem kleinsten Geist. Auch dass Bomben eine gewisse Hitze verströmen, lässt sich nicht ausschließ­en. Aber wieso regen gerade die heißen Temperatur­en den weich gekochten menschlich­en Geist zu solchem Erfindungs­reichtum an?

Mancher Affe mag in heißen Ländern leben – geschenkt. Dennoch nimmt er bei 40 Grad kein Sonnenbad, vielmehr ist er vernünftig. Viel vernünftig­er übrigens als wir, die in nicht-klimatisie­rten Büros arbeiten und uns abends durch die Trainingse­inheit quälen. Der Affe jedoch macht ein Nickerchen im Schatten und vielleicht krault er seine Artgenosse­n unter Baumkronen. Und die Bullenhitz­e? Haben Sie in jüngster Zeit einen Bullen gesehen, der sich auf dem Rücken liegend ein Sonnenbad genehmigt? Mit Hitze und Bullen verbindet der Autor allenfalls einen heißen Grill und das scharfe Anbraten des Steaks von beiden Seiten. Im Übrigen ist das Sternbild des Großen Hunds mittlerwei­le Ende August zu sehen. Es läutet bereits den Herbst ein. Vielleicht sollte der deutsche Dichtergei­st ein neues Synonym bemühen? Kameltage, zum Beispiel.

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