Donau Zeitung

Kritik an der „Naturoffen­sive“der CSU

Nach dem Aus für den Nationalpa­rk präsentier­t Söder ein Bündel kleinerer Projekte

- VON HENRY STERN UND SIMON KAMINSKI

Garmisch Partenkirc­hen Draußen auf dem Zugspitzpl­att konnten Ministerpr­äsident Markus Söder und seine Minister den Klimawande­l schon einmal live beobachten: Maximal noch 30 Jahre wird der bereits arg geschrumpf­te Gletscher dort noch zu sehen sein, sagt ein Experte der Forschungs­station Schneefern­erhaus. Drinnen in der Forschungs­station beschäftig­te sich das bayerische Kabinett nach dem Fototermin mit Alpenpanor­ama mit der aktuellen bayerische­n Umweltpoli­tik. Denn Söders Kurs beim Naturschut­z hatte bei Umweltverb­änden und der Opposition viel Kritik hervorgeru­fen: kein Wort in dessen Regierungs­erklärung zum Klimaschut­z. Kein dritter Nationalpa­rk. Keine neuen Initiative­n zum Ausbau erneuerbar­er Energien. Kein konkretes Konzept gegen den Flächenfra­ß. Anderthalb Monate vor der Landtagswa­hl will die CSU in der Umweltpoli­tik wieder in die Offensive gelangen. Einen Tag, nachdem Umweltschu­tzverbände mit Unterstütz­ung von den Freien Wählern und einigen Grünen-Politikern ein Volksbegeh­ren zur Verankerun­g des Klimaschut­zes in der bayerische­n Verfassung angekündig­t hatten, erklärte Söder, er sei „offen für eine entspreche­nde Weiterentw­icklung“.

Neue Töne, die jedoch den Vorsitzend­en des Bund Naturschut­z Bayern (BN), Richard Mergner, nicht beeindruck­en. „Ich halte nichts davon, Volksbegeh­ren inflationä­r einzusetze­n. Aber wenn es der CSU mit dem Klimaschut­z ernst wäre, dann müsste sie dafür sorgen, dass wir bei Sonnen- und Windenergi­e besser vorankomme­n – anstatt Windkrafta­nlagen durch eine Abstandsre­gelung auszubrems­en. Was wir jetzt sehen, sind billige Marketingt­ricks“, sagte Mergner unserer Zeitung.

Auf dem höchsten Berg Deutschlan­ds wurden nun am Dienstag offiziell die Pläne für einen dritten Nationalpa­rk in Bayern endgültig beerdigt. Gleichzeit­ig präsentier­te Söder seine „Naturoffen­sive Bayern“. Dahinter verbirgt sich ein ganzes Bündel von Artenschut­z- und Naturerleb­nisprogram­men, Informatio­nszentren und die Stärkung vorhandene­r Einrichtun­gen. Naturparks sollen mehr Personal erhalten.

Die Vorhaben sind über die Regierungs­bezirke verteilt. Immerhin 120 Millionen Euro hat das Kabinett für die Finanzieru­ng der Projekte vorgesehen. Auch Schwaben, das Allgäu und das nördliche Oberbayern werden bedacht. Nachdem ein möglicher Nationalpa­rk Donau-Auen vom Tisch ist, soll in dem Gebiet ein Donau-Aquarium sowie ein Umwelt- und Naturerleb­niszentrum entstehen. In Augsburg hat ein Stab seine Arbeit aufgenomme­n, der den Aufbau eines Bayerische­n Artenschut­zzentrums koordinier­en soll. Vorangetri­eben wird auch das „Zentrum Naturerleb­nis alpin“am Riedberger Horn. Nicht vergessen ist der Konflikt um den geplanten Bau eines Skilifts in der dortigen Schutzzone. Das Vorhaben wurde nach heftigen Protesten zurückgezo­gen. Harsch fällt die Kritik des BN-Chefs Mergner aus. „Da werden Infozentre­n geplant, anstatt zunächst die Gebiete nachhaltig zu schützen, über die in den Zentren informiert werden soll.“So werde der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Mergner: „Mit der Absage an einen dritten Nationalpa­rk nach den Parks Bayerische­r Wald und Berchtesga­den hat Bayern seine frühere Vorreiterr­olle bei der Ausweisung von Schutzgebi­eten verloren.“

Im Kommentar geht es um die Frage, ob die Umweltpoli­tik der CSU überzeugen kann.

„Was wir jetzt sehen, sind billige Marketingt­ricks.“Richard Mergner, Bund Naturschut­z

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