Der Ruf steht auf dem Spiel
Wieder ist der Landkreis Dillingen bei Abrechnungszahlen auffällig. Und wieder geht es um einen Eingriff, der – zurückhaltend formuliert – nicht zu den unrentabelsten gehört. Zuletzt war eine hohe Kaiserschnitt-Quote Thema, jetzt stehen Knieprothesen im Fokus.
Um eines deutlich zu machen: Die Auswertung von Bertelsmann-Stiftung und Science Media Center ist kein Beweis dafür, dass die Kreiskliniken ein Problem mit zu hohen Operations-Quoten haben. Bei den Zahlen ist der Erstwohnsitz der Patienten entscheidend, nicht der Ort der Operation. Dillinger, die sich in Augsburg oder München ein neues Gelenk einsetzen lassen, zählen genauso in die Statistik wie Dillinger oder Wertinger, die den Eingriff in den Kliniken vor Ort vornehmen lassen.
Mit dieser Argumentation allein ist das Thema jedoch nicht vom Tisch. Für viele Patienten aus der Region sind die Kreiskliniken die erste Anlaufstelle, nicht umsonst betonen Politiker immer wieder, wie wichtig die wohnortnahe Versorgung ist. Deshalb sind die Zahlen der aktuellen Auswertung durchaus ernst zu nehmen. Zumal sich die gleiche Statistik im Bereich Kaiserschnitt als zutreffend erwiesen hat. Die Kaiserschnitt-Quote im Landkreis war zuletzt zu hoch, daraus machen die Verantwortlichen der Kreiskliniken keinen Hehl.
So gefährdet auch der Knie-Report den Ruf der Krankenhäuser in Dillingen und Wertingen. Die Auswertung könnte ein Indiz dafür sein, dass in den Kreiskliniken wirtschaftliche Interessen Einfluss auf die medizinische Versorgung haben. Dies wäre, bei allem Verständnis für die schwierige Situation der hoch defizitären Krankenhäuser, untragbar und mit einem verantwortungsvollen Arzt-Patienten-Verhältnis nicht zu vereinen. Die Kliniken tun gut daran, diesem Verdacht entgegenzuwirken. Auf dem Spiel steht das Vertrauen der Patienten.