Donau Zeitung

Der Ruf steht auf dem Spiel

- VON ANDREAS SCHOPF andreas.schopf@donau zeitung.de

Wieder ist der Landkreis Dillingen bei Abrechnung­szahlen auffällig. Und wieder geht es um einen Eingriff, der – zurückhalt­end formuliert – nicht zu den unrentabel­sten gehört. Zuletzt war eine hohe Kaiserschn­itt-Quote Thema, jetzt stehen Knieprothe­sen im Fokus.

Um eines deutlich zu machen: Die Auswertung von Bertelsman­n-Stiftung und Science Media Center ist kein Beweis dafür, dass die Kreisklini­ken ein Problem mit zu hohen Operations-Quoten haben. Bei den Zahlen ist der Erstwohnsi­tz der Patienten entscheide­nd, nicht der Ort der Operation. Dillinger, die sich in Augsburg oder München ein neues Gelenk einsetzen lassen, zählen genauso in die Statistik wie Dillinger oder Wertinger, die den Eingriff in den Kliniken vor Ort vornehmen lassen.

Mit dieser Argumentat­ion allein ist das Thema jedoch nicht vom Tisch. Für viele Patienten aus der Region sind die Kreisklini­ken die erste Anlaufstel­le, nicht umsonst betonen Politiker immer wieder, wie wichtig die wohnortnah­e Versorgung ist. Deshalb sind die Zahlen der aktuellen Auswertung durchaus ernst zu nehmen. Zumal sich die gleiche Statistik im Bereich Kaiserschn­itt als zutreffend erwiesen hat. Die Kaiserschn­itt-Quote im Landkreis war zuletzt zu hoch, daraus machen die Verantwort­lichen der Kreisklini­ken keinen Hehl.

So gefährdet auch der Knie-Report den Ruf der Krankenhäu­ser in Dillingen und Wertingen. Die Auswertung könnte ein Indiz dafür sein, dass in den Kreisklini­ken wirtschaft­liche Interessen Einfluss auf die medizinisc­he Versorgung haben. Dies wäre, bei allem Verständni­s für die schwierige Situation der hoch defizitäre­n Krankenhäu­ser, untragbar und mit einem verantwort­ungsvollen Arzt-Patienten-Verhältnis nicht zu vereinen. Die Kliniken tun gut daran, diesem Verdacht entgegenzu­wirken. Auf dem Spiel steht das Vertrauen der Patienten.

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