„Es wird keine Probeflutungen geben“
Ralph Neumeier vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth nimmt Stellung zum aktuellen Flutpolder-Stand, den Sorgen der Leipheimer Bevölkerung und der Gefahr einer Hochwasserkatastrophe
Leipheim Seit Dezember steht fest, dass einer der drei Flutpolder entlang der Donau bei Leipheim gebaut werden soll. Seitdem gibt es auch massive Kritik an dem Vorhaben und viele offene Fragen. Das Wasserwirtschaftsamt nimmt Stellung zu den Vorwürfen, die im Raum stehen und stellt die aktuelle Entwicklung vor.
Beim Flutpolder ist immer wieder von einem gigantischen Rückhaltebecken die Rede. Wie groß wird es wirklich?
„Das kann derzeit noch niemand sagen“, wie Ralph Neumeier, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth, betont. Derzeit werden die Unterlagen für ein Raumordnungsverfahren erstellt. Untersuchungsergebnisse, ob – vereinfacht gesagt – der Flutpolder überhaupt sinnvoll ist und ob durch den Bau jemandem Nachteile entstehen könnten, sollen Ende des Jahres vorliegen. Erst dann stehe fest ob der Polder überhaupt realisiert werden kann und falls ja, in welchem Umfang. „Wir befinden uns in einem sehr frühen Planungsstadium“, sagt Neumeier. Die Zahlen, die im Raum stehen – ein Gebiet von 650 Hektar – sei die maximale Größe, die möglich sei. „Uns wird immer wieder vorgeworfen, dass wir Informationen zurückhalten“, so Neumeier. Das sei nicht der Fall. „Es gibt im Moment keine detaillierten Planungen.“
Viele Bürger kritisieren, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden.
Schon jetzt gibt es im Bereich um den geplanten Flutpolder Probleme mit Grundwasser. „Das ist uns bewusst und wird deshalb genau untersucht“, sagt Neumeier. Er betont, dass durch den Flutpolder keine Verschlechterung für die Bevölkerung auftreten darf. Mehr noch, er sieht sogar die Chance, dass man durch technische Maßnahmen das Problem des hohen Grundwasserspiegels in den Griff bekommen kann. Deshalb werden auch Detailmodelle erstellt, die prüfen sollen, welche Auswirkungen der Polder auf das Grundwasser haben könnte. Das Umweltministerium sprach in diesem Zusammenhang immer wieder von einem „K.o.-Kriterium“.
Muss der geplante Flutpolder in Leipheim mehrfach im Jahr geflutet werden?
„Es wird keine Probeflutungen geben“, beruhigt Ralph Neumeier. Der Begriff „ökologische Flutung“, so die offizielle Bezeichnung, halte er für unglücklich. Es gehe vielmehr darum Altrinnen erneut an die Donau anzuschließen, wenn diese viel Wasser führt und so den Auwald wieder zu vernässen. „Das Waldgebiet wird aber nicht komplett unter Wasser gesetzt“, macht Neumeier klar. Gründe für diese Renaturierung sei auch nicht der Hochwasserschutz, sondern sie diene dem Naturschutz.
Würde sich der Auwald verändern, wenn der Flutpolder kommt.
„Ja, der Auwald wird sich verändern“, stellt Ralph Neumeier klar. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts betont aber auch: „Der ursprüngliche Zustand wird wieder hergestellt.“Durch die Wiederherstellung der Altarme der Donau werde der Wald, der in der Vergangenheit trocken gelegt wurde, wieder vernässt, das habe natürlich Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. „Aber wir zerstören die Natur nicht. Es wird eine Flora und Fauna entstehen, die auch einem Auwald entspricht.“
Welche Rolle spielt der Flutpolder im Gesamtkonzept des Hochwasserschutzes? „Wir denken nicht nur im Großen“, reagiert Ralph Neumeier auf einen vielfach geäußerten Kritikpunkt. Deutschlandweit stehe das Thema Hochwasserschutz auf der Agenda. Der Hochwasserschutz in Schwaben entlang der Donau ist ein Gesamtpaket aus über 30 Maßnahmen – vom großen Flutpolder bis zum kleinen Damm. „Wir tauschen uns außerdem mit unseren Kollegen in BadenWürttemberg aus.“Denn auch dort gebe es zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen, wie beispielsweise die Wiederherstellung von Rückhaltebecken.
Der Flutpolder wird nur bei einem extremen Hochwasser, wie es vielleicht alle 100 Jahre vorkommt, geflutet. Ist solch eine große Maßnahme dann überhaupt nötig?
Wie der Leiter des Wasserwirtschaftsamts sagt, hoffe auch er, dass solch eine Katastrophe in unserer Region nicht vorkommen werde. „Aber es wäre ein Fehler, es komplett auszublenden.“Es gehe darum, sich auf den Katastrophenfall vorzubereiten.