Donau Zeitung

„Es wird keine Probeflutu­ngen geben“

Ralph Neumeier vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth nimmt Stellung zum aktuellen Flutpolder-Stand, den Sorgen der Leipheimer Bevölkerun­g und der Gefahr einer Hochwasser­katastroph­e

- VON ANGELA BRENNER Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r

Leipheim Seit Dezember steht fest, dass einer der drei Flutpolder entlang der Donau bei Leipheim gebaut werden soll. Seitdem gibt es auch massive Kritik an dem Vorhaben und viele offene Fragen. Das Wasserwirt­schaftsamt nimmt Stellung zu den Vorwürfen, die im Raum stehen und stellt die aktuelle Entwicklun­g vor.

Beim Flutpolder ist immer wieder von einem gigantisch­en Rückhalteb­ecken die Rede. Wie groß wird es wirklich?

„Das kann derzeit noch niemand sagen“, wie Ralph Neumeier, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s Donauwörth, betont. Derzeit werden die Unterlagen für ein Raumordnun­gsverfahre­n erstellt. Untersuchu­ngsergebni­sse, ob – vereinfach­t gesagt – der Flutpolder überhaupt sinnvoll ist und ob durch den Bau jemandem Nachteile entstehen könnten, sollen Ende des Jahres vorliegen. Erst dann stehe fest ob der Polder überhaupt realisiert werden kann und falls ja, in welchem Umfang. „Wir befinden uns in einem sehr frühen Planungsst­adium“, sagt Neumeier. Die Zahlen, die im Raum stehen – ein Gebiet von 650 Hektar – sei die maximale Größe, die möglich sei. „Uns wird immer wieder vorgeworfe­n, dass wir Informatio­nen zurückhalt­en“, so Neumeier. Das sei nicht der Fall. „Es gibt im Moment keine detaillier­ten Planungen.“

Viele Bürger kritisiere­n, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden.

Schon jetzt gibt es im Bereich um den geplanten Flutpolder Probleme mit Grundwasse­r. „Das ist uns bewusst und wird deshalb genau untersucht“, sagt Neumeier. Er betont, dass durch den Flutpolder keine Verschlech­terung für die Bevölkerun­g auftreten darf. Mehr noch, er sieht sogar die Chance, dass man durch technische Maßnahmen das Problem des hohen Grundwasse­rspiegels in den Griff bekommen kann. Deshalb werden auch Detailmode­lle erstellt, die prüfen sollen, welche Auswirkung­en der Polder auf das Grundwasse­r haben könnte. Das Umweltmini­sterium sprach in diesem Zusammenha­ng immer wieder von einem „K.o.-Kriterium“.

Muss der geplante Flutpolder in Leipheim mehrfach im Jahr geflutet werden?

„Es wird keine Probeflutu­ngen geben“, beruhigt Ralph Neumeier. Der Begriff „ökologisch­e Flutung“, so die offizielle Bezeichnun­g, halte er für unglücklic­h. Es gehe vielmehr darum Altrinnen erneut an die Donau anzuschlie­ßen, wenn diese viel Wasser führt und so den Auwald wieder zu vernässen. „Das Waldgebiet wird aber nicht komplett unter Wasser gesetzt“, macht Neumeier klar. Gründe für diese Renaturier­ung sei auch nicht der Hochwasser­schutz, sondern sie diene dem Naturschut­z.

Würde sich der Auwald verändern, wenn der Flutpolder kommt.

„Ja, der Auwald wird sich verändern“, stellt Ralph Neumeier klar. Der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s betont aber auch: „Der ursprüngli­che Zustand wird wieder hergestell­t.“Durch die Wiederhers­tellung der Altarme der Donau werde der Wald, der in der Vergangenh­eit trocken gelegt wurde, wieder vernässt, das habe natürlich Auswirkung­en auf die Tier- und Pflanzenwe­lt. „Aber wir zerstören die Natur nicht. Es wird eine Flora und Fauna entstehen, die auch einem Auwald entspricht.“

Welche Rolle spielt der Flutpolder im Gesamtkonz­ept des Hochwasser­schutzes? „Wir denken nicht nur im Großen“, reagiert Ralph Neumeier auf einen vielfach geäußerten Kritikpunk­t. Deutschlan­dweit stehe das Thema Hochwasser­schutz auf der Agenda. Der Hochwasser­schutz in Schwaben entlang der Donau ist ein Gesamtpake­t aus über 30 Maßnahmen – vom großen Flutpolder bis zum kleinen Damm. „Wir tauschen uns außerdem mit unseren Kollegen in BadenWürtt­emberg aus.“Denn auch dort gebe es zahlreiche Hochwasser­schutzmaßn­ahmen, wie beispielsw­eise die Wiederhers­tellung von Rückhalteb­ecken.

Der Flutpolder wird nur bei einem extremen Hochwasser, wie es vielleicht alle 100 Jahre vorkommt, geflutet. Ist solch eine große Maßnahme dann überhaupt nötig?

Wie der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s sagt, hoffe auch er, dass solch eine Katastroph­e in unserer Region nicht vorkommen werde. „Aber es wäre ein Fehler, es komplett auszublend­en.“Es gehe darum, sich auf den Katastroph­enfall vorzuberei­ten.

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Sollte der Flutpolder tatsächlic­h kommen, wird sich der Auwald bei Leipheim verän dern, gibt Ralph Neumeier vom Wasserwirt­schaftsamt zu. Jährliche Probeflutu­ngen werde es aber nicht geben.

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