Donau Zeitung

Der 28-Millionen-Mann

Abdou Diallo von Borussia Dortmund ist der bislang teuerste Bundesliga-Transfer. Lange sah es bei dem Franzosen nicht nach der großen Karriere aus

- Foto: Uwe Speck, Witters Florian Eisele

Abdou wer? Noch immer rümpfen manche in Dortmund die Nase über den Rekordtran­sfer des BVB in diesem Sommer. Für 28 Millionen Euro wechselte der 22 Jahre alte Abdou Diallo vom FSV Mainz zu den Schwarz-Gelben. Der Franzose kommt von einem Klub, mit dem er in der vergangene­n Saison gegen den Abstieg spielte – und kostete eine vergleichs­weise hohe Ablösesumm­e, die ihn zum zweitteuer­sten Spieler der Vereinsges­chichte nach André Schürrle machte. Und kein Bundesliga-Klub gab vor dem heutigen Saisonstar­t (Bayern gegen Hoffenheim, 20.30 Uhr/ZDF) bislang mehr für einen Neuzugang aus.

Diese Summe ist zum einen mit den völlig aus den Fugen geratenen Preisen auf dem Transferma­rkt begründet. Anderersei­ts ist sie aber auch Ausdruck der Wertschätz­ung für die sportliche Klasse Diallos. Der überzeugte in seinem Mainzer Jahr mit Spielübers­icht, Schnelligk­eit und einem guten Spielaufba­u. Dass er mit 22 Jahren bei einem der größten Klubs Europas unter Vertrag steht, war aber lange nicht abzusehen.

Ausgebilde­t wurde Diallo in der Talentschm­iede des AS Monaco, schon mit 13 Jahren verließ er seine Heimatstad­t Tours und siedelte ins fast 1000 Kilometer entfernte Fürstentum über. Dort kam er aber über den Status eines Talents nicht hinaus und wurde erst in die zweitklass­ige belgische Liga an Zulte Waregem verliehen, bevor ihn der Klub vor einem Jahr nach Mainz verkaufte. Als die Rheinhesse­n für ihn fünf Millionen Euro zahlten, stöhnten damals einige im Umfeld auf – genauso, wie es jetzt in Dortmund der Fall ist.

Diallo weiß also, wie es ist, unterschät­zt zu werden – ebenso wie es sich anfühlt, die Kritiker zu widerlegen. Frankreich­s U21-Trainer Pierre Mankowski sagt, ihm helfe dabei seine enorme Lernfähigk­eit. Er kennt Diallo von den Nachwuchsn­ationalman­nschaften des Verbands: „Jedes Mal, wenn er wieder zur Nationalma­nnschaft kam, war er ein Stück weiter.“Seit einem Jahr führt Diallo die U21 der Weltmeiste­rnation als Kapitän auf das Feld – auch, weil Mankowski dem ältesten von acht Geschwiste­rn ein „natürliche­s Anführer-Gen“bescheinig­t. Diese Qualität soll er nun in Dortmund einbringen.

Selbstbewu­sst präsentier­te sich Diallo in seinen ersten Wochen bei Borussia Dortmund. Im Trainingsl­ager des BVB formuliert­e er den Anspruch, ins Meisterren­nen eingreifen zu können und fragte: „Warum sollten wir nicht um Platz eins spielen?“Zusammen mit seinem Nebenmann, dem 23-jährigen Schweizer Nationalsp­ieler Manuel Akanji, wird er eine der jüngsten Defensivze­ntralen der Bundesliga bilden. Es ist noch gar nicht so lange her, als der BVB auf zwei ähnlich junge Verteidige­r setzte. Die beiden hießen damals Mats Hummels und Neven Subotic. Mit dem Duo gewann der Klub die Meistersch­ale und den DFB-Pokal.

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