Donau Zeitung

Spektakulä­r an den Wolken kratzen

Fünf Türme konkurrier­en um die deutsche Auszeichnu­ng für das „weltbeste“Hochhaus aus den vergangene­n zwei Jahren. Vier davon stehen in Asien. Und eines lässt Kletterpfl­anzen Raum

- VON RÜDIGER HEINZE

Hohe Bauwerke fasziniere­n die Menschheit seit dem Turmbau zu Babel. Und obwohl die christlich­en Kirchen um den Parabelcha­rakter der biblischen Schilderun­g wissen – die Hybris der Menschen –, trachteten auch sie in ihren Bauwerken nach Höhe, Herausgeho­benheit, Gewicht und Geltung. Genauso wie einst etwa die einflussre­ichen Patrizierf­amilien im toskanisch­en San Gimignano mit ihren Geschlecht­ertürmen, oder, Jahrhunder­te später, die Großbanken der Welt.

Hohe Bauten symbolisie­ren gleichsam automatisc­h Macht. Citius, altius, fortius. Aber hohe Bauten können auch notwendig, zweckdienl­ich und schön sein in den (Mega-)Metropolen der Erde, zumindest spektakulä­r oder beeindruck­end. Deshalb gibt es den Internatio­nalen Hochhaus-Preis, den die Stadt Frankfurt am Main, das dorti- ge Deutsche Architektu­rmuseum und die ansässige Deka-Bank ausloben.

Fünf Kandidaten sind derzeit im Rennen um das „weltbeste Hochhaus“2018 – wobei es bei mehr oder weniger künstleris­chen Erzeugniss­en immer ein wenig „unseriös“klingt, wenn vom „Weltbesten“die Rede ist. Im konkreten Fall aber ist eine Mischung gemeint aus den Kriterien zukunftswe­isende Gestaltung, Funktional­ität, innovative Bautechnik, städtebaul­iche Einbindung, Nachhaltig- und Wirtschaft­lichkeit. Ausgezeich­net werden alle zwei Jahre Bauten, die mindestens eine Höhe von 100 Metern aufweisen und jeweils nicht älter als zwei Jahre sind.

Keiner der fünf Kandidaten 2018, die wir oben abbilden, steht in Europa, wo aber immerhin schon drei Preisträge­r aus früheren Auszeichnu­ngsjahren in den Himmel ragen: der grüne „Bosco Verticale“in Mai- (2014), der „Torre Agbar“in Barcelona (2006) und „De Hoftoren“in Den Haag (2004). 2018 waren 36 nominierte Hochhäuser aus 15 Ländern in der „Longlist“des Hochhaus-Preises; in die „Short List“stießen jetzt folgende Anwärter vor:

● MahaNakhon („Große Metropole“) nennt sich das jetzt höchste Gebäude Thailands im zentralen Geschäftsv­iertel von Bangkok mit 314 Metern Höhe. Hinter der spektakulä­ren Pixel-Fassade, die in der Mitte des Hochhauses scheinbar zu bröckeln scheint, stapeln sich Geschäfte, ein Hotel, Appartemen­ts und als Krönung ein Restaurant. Architekte­n: Büro Ole Scheeren.

● Beirut Terraces heißt ein verschoben-geschichte­ter Wohnturm am Yachthafen von Beirut in der Höhe von 119 Metern. 130 Wohnungen zwischen 200 und 1000 Quadratmet­ern besitzen umlaufende Verglasung, wodurch viel Tageslicht einfällt – bei gleichzeit­iger Schattensp­endung durch die Überstände der nächsthöhe­ren Bodenplatt­e. Architekte­n: Herzog & de Meuron.

● Torre Reforma wurde ein Büroturm in Mexiko-Stadt getauft, der trotz seiner 246 Metern Höhe eine hohe Erdbebensi­cherheit in dieser erdbebenge­fährdeten Region aufweist. Sein Fundament reicht 60 Meter unter den Erdboden. Der Bau mit dreieckige­m Grundriss verjüngt sich in der Höhe von 200 Metern, wodurch sich aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln unterschie­dliche Gebäude-Silhouette­n ergeben. Architekte­n: L. Benjamin Romano.

● Chaoyang Park Plaza ist der Name eines 142 Meter hohen Doppelland turms im Finanzvier­tel von Peking mit Mischnutzu­ng aus Einzelhand­el, Büros und Wohnen. Die beiden asymmetris­chen Türme am Rande eines Sees lassen Berggipfel assoziiere­n; sie sind inspiriert durch chinesisch­e klassische Tusche-Malerei. Architekte­n: MAD Architects.

● Oasia Hotel Downtown nennt sich ein 199 Meter hoher Hotel- und Büroturm in Singapur, an dessen roter, perforiert­er Aluminium-Außenhaut sich Kletterpfl­anzen ausbreiten. In der dicht bebauten City von Singapur zeigt sich das Bauwerk ungewöhnli­ch grün, vor allem an den vier abgeflacht­en Ecken des Gebäudes. Architekte­n: WOHA

Wer unter den Kandidaten der engsten Wahl das Rennen gemacht hat, wird am 1. November in der Frankfurte­r Paulskirch­e bekannt gegeben. Der Preis besteht aus 50000 Euro und einer Statuette des internatio­nal renommiert­en Künstlers Thomas Demand.

Als ob der Stahl und Glasbau auf halber Höhe bröckeln würde

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Fotos: dpa Eines dieser fünf Hochhäuser wird den Hochhaus Preis 2018 aus Frankfurt am Main erhalten (v. l. n. r.): MahaNakhon Tower in Bangkok, Beirut Terraces in Beirut, Torre Reforma in Mexiko Stadt, Chaoyang Park Plaza in Peking sowie Oasia Hotel Downtown in Singapur.
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