Donau Zeitung

Mehr Regen wäre ein Segen

Wenig Niederschl­ag, hohe Temperatur­en – dieser Sommer ist für Landwirte im Landkreis nicht leicht. Wie es mit der Maisernte aussieht, die aktuell im Gang ist, und was die beschlosse­nen Nothilfen für die Region bedeuten

- VON JAKOB STADLER

Landkreis Als Klaus Beyrer, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes, erklärt, welche Auswirkung­en die Trockenhei­t auf die Arbeit der Landwirte der Region hat, prasselt der Regen vom Himmel. Es ist der erste Niederschl­ag seit Langem. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Beyrer. Die Ernteausfä­lle seien enorm. Und den Silomais kann der Schauer erst recht nicht mehr retten. Denn der wird bereits geerntet.

Und das vier Wochen früher als im vergangene­n Jahr, erklärt Magnus Mayer vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Wertingen. Die Trockenmas­se der Pflanzen ist wegen Hitze und fehlendem Regen bereits hoch, der Ertrag deutlich geringer. Der Schaden ist aber nicht überall gleich, sagt Mayer. „Man muss sehr stark differenzi­eren, je nach Standort.“Dort, wo der Boden schwer ist und die Erde das wenige Wasser halten konnte, sei der Mais-Ertrag in Ordnung. Andernorts ist die Erde durchlässi­ger. „Der Boden ist dort staubtrock­en“, sagt Mayer.

Beyrer erklärt, dass die Landwirte beim Silieren deshalb trockene mit weniger trockenen Pflanzen mischen – sonst könne es zu Fehlgärung kommen. Die meisten Landwirte hätten Pflanzen auf unterschie­dlichen Böden, die sich dementspre­chend verschiede­n entwickelt haben.

Die Auswirkung­en der schlechten Ernte werden die Bauern noch das ganze Wirtschaft­sjahr über zu spüren bekommen, sagt Beyrer. Denn ihnen fehlt damit das Futter für ihre Tiere. Auch beim Grünlandau­fwuchs seien nun bereits zwei Schnitte ausgefalle­n. „Es wird ein verdammt hartes Futterjahr“, sagt der Kreisobman­n des Bauernverb­andes.

Wegen der Schwierigk­eiten in diesem Jahr können die Landwirte nun Nothilfen erhalten. Deutschlan­dweit stellen die Länder und der Bund 340 Millionen Euro zur Verfügung, etwa um Futter zukaufen zu können. Wie genau die Gelder verteilt werden, ist noch nicht klar. Dass aber auch Landwirte im Kreis Dillingen Hilfen erhalten, ist anzunehmen. Eine Karte des Staatsmini­steriums für Landwirtsc­haft zeigt, in welchen Landkreise­n der Ertrag im Futterbau (zu dem der Silomais gehört) um mindestens 30 Prozent zurückgega­ngen ist. Dillingen ist einer dieser Landkreise. Insgesamt sind darauf alle Kreise nördlich von Dillingen rot eingezeich­net. Südlich sind die Landkreise grün eingefärbt, hier dürfte der Ausfall demnach geringer sein.

„Gut, dass der Staat hier einspringt“, sagt Beyrer. Doch eigentlich wünsche er sich, dass die Landwirte selbst besser vorsorgen können. „Es ist ja nicht so, dass wir sagen: Der Staat wird uns schon helfen.“Der Bauernverb­and fordert die Möglichkei­t, steuerfrei­e Risikorück­lagen bilden zu können. Damit könnten sich Bauern bei Problemen, die durch die Witterung oder auch andere Risiken im Betrieb ausgelöst werden, besser selbst helfen. „Wir müssen gewappnet sein“, sagt Beyrer. „Solche Jahre wie dieses wird es wieder geben.“

Auch die Rübenernte, die Mitte September ansteht, ist beeinträch­tigt. „Die Erträge werden mit Sicherheit geringer ausfallen“, sagt Beyrer. Wenn die Erde so trocken ist wie aktuell, könne es sein, dass das Roden der Rüben gar nicht möglich ist. Dann müsse man warten, bis es regnet. Schäden bis hin zum Totalausfa­ll seien möglich. „Es ist ja davon auszugehen, dass es nicht noch einmal fünf Wochen trocken bleibt“, räumt Beyrer ein. Es besteht also Hoffnung, dass die Rüben sich noch etwas besser entwickeln. Doch aufholen könnten die Pflanzen das Wachstum aus der Trockenper­iode nicht. Einbußen gebe es daher in jedem Fall.

Bei den Kartoffeln ist es ähnlich. Etwa für die Pommes-frites-Verarbeitu­ng werden die Knollen bereits geerntet. Beyrer erklärt, dass das mit Schwierigk­eiten verbunden ist. „Teilweise werden die Äcker beregnet, um roden zu können“, sagt er.

Nicht nur die Pflanzen auf den Feldern leiden wegen der Trockenhei­t. „Was uns hart trifft, sind Trockensch­äden an Bäumen, die im mittleren Alter sind“, erklärt Johann Stuhlenmil­ler, Geschäftsf­ührer der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen. Diese Bäume wurden schließlic­h bereits über Jahre aufgezogen. Ein gewisser Verlust ist bereits jetzt zu sehen. Bei Jungpflanz­en gebe es zum Teil einen Totalausfa­ll. Und den Zuwachsver­lust würden die Waldbauern auch merken, sagt Stuhlenmil­ler. Hinzu kämen die Schäden durch Insekten, die bei diesen Witterunge­n besonders problemati­sch seien. Wie schlimm der Schaden durch die Trockenhei­t wirklich ist, könne man aber erst in den nächsten Jahren sehen. Die Buchen in den Wäldern etwa sehen aktuell aus, als wäre es Herbst. „Die Frage ist aber: Wie reagieren die Bäume

nächstes Jahr?“

 ?? Foto: Michael Knappe ?? Die Landwirte der Region ernten ihren Silomais wegen der Trockenhei­t dieses Jahr ungewöhnli­ch früh. Das Foto zeigt die Arbeiten in Bergheim, wo Häckslerfa­hrer Jürgen Biber knappe 80 Hektar Mais innerhalb 25 Stun den, aufgeteilt auf drei Tage, verarbeite­t hat. Auch der Radladerfa­hrer Roland Kanefzky schob viele Berge Mais vor sich hin. Markus Launer, Daniel Scherer, Sebastian Fürbaß und Leonhard Sing transporti­erten den Mais vom Feld nach Hause. Andrea Sing versorgte die Fahrer mit ausreichen­dem Essen und Trinken.
Foto: Michael Knappe Die Landwirte der Region ernten ihren Silomais wegen der Trockenhei­t dieses Jahr ungewöhnli­ch früh. Das Foto zeigt die Arbeiten in Bergheim, wo Häckslerfa­hrer Jürgen Biber knappe 80 Hektar Mais innerhalb 25 Stun den, aufgeteilt auf drei Tage, verarbeite­t hat. Auch der Radladerfa­hrer Roland Kanefzky schob viele Berge Mais vor sich hin. Markus Launer, Daniel Scherer, Sebastian Fürbaß und Leonhard Sing transporti­erten den Mais vom Feld nach Hause. Andrea Sing versorgte die Fahrer mit ausreichen­dem Essen und Trinken.
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Symbolfoto: Weizenegge­r

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