Mehr Regen wäre ein Segen
Wenig Niederschlag, hohe Temperaturen – dieser Sommer ist für Landwirte im Landkreis nicht leicht. Wie es mit der Maisernte aussieht, die aktuell im Gang ist, und was die beschlossenen Nothilfen für die Region bedeuten
Landkreis Als Klaus Beyrer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, erklärt, welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Arbeit der Landwirte der Region hat, prasselt der Regen vom Himmel. Es ist der erste Niederschlag seit Langem. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Beyrer. Die Ernteausfälle seien enorm. Und den Silomais kann der Schauer erst recht nicht mehr retten. Denn der wird bereits geerntet.
Und das vier Wochen früher als im vergangenen Jahr, erklärt Magnus Mayer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Wertingen. Die Trockenmasse der Pflanzen ist wegen Hitze und fehlendem Regen bereits hoch, der Ertrag deutlich geringer. Der Schaden ist aber nicht überall gleich, sagt Mayer. „Man muss sehr stark differenzieren, je nach Standort.“Dort, wo der Boden schwer ist und die Erde das wenige Wasser halten konnte, sei der Mais-Ertrag in Ordnung. Andernorts ist die Erde durchlässiger. „Der Boden ist dort staubtrocken“, sagt Mayer.
Beyrer erklärt, dass die Landwirte beim Silieren deshalb trockene mit weniger trockenen Pflanzen mischen – sonst könne es zu Fehlgärung kommen. Die meisten Landwirte hätten Pflanzen auf unterschiedlichen Böden, die sich dementsprechend verschieden entwickelt haben.
Die Auswirkungen der schlechten Ernte werden die Bauern noch das ganze Wirtschaftsjahr über zu spüren bekommen, sagt Beyrer. Denn ihnen fehlt damit das Futter für ihre Tiere. Auch beim Grünlandaufwuchs seien nun bereits zwei Schnitte ausgefallen. „Es wird ein verdammt hartes Futterjahr“, sagt der Kreisobmann des Bauernverbandes.
Wegen der Schwierigkeiten in diesem Jahr können die Landwirte nun Nothilfen erhalten. Deutschlandweit stellen die Länder und der Bund 340 Millionen Euro zur Verfügung, etwa um Futter zukaufen zu können. Wie genau die Gelder verteilt werden, ist noch nicht klar. Dass aber auch Landwirte im Kreis Dillingen Hilfen erhalten, ist anzunehmen. Eine Karte des Staatsministeriums für Landwirtschaft zeigt, in welchen Landkreisen der Ertrag im Futterbau (zu dem der Silomais gehört) um mindestens 30 Prozent zurückgegangen ist. Dillingen ist einer dieser Landkreise. Insgesamt sind darauf alle Kreise nördlich von Dillingen rot eingezeichnet. Südlich sind die Landkreise grün eingefärbt, hier dürfte der Ausfall demnach geringer sein.
„Gut, dass der Staat hier einspringt“, sagt Beyrer. Doch eigentlich wünsche er sich, dass die Landwirte selbst besser vorsorgen können. „Es ist ja nicht so, dass wir sagen: Der Staat wird uns schon helfen.“Der Bauernverband fordert die Möglichkeit, steuerfreie Risikorücklagen bilden zu können. Damit könnten sich Bauern bei Problemen, die durch die Witterung oder auch andere Risiken im Betrieb ausgelöst werden, besser selbst helfen. „Wir müssen gewappnet sein“, sagt Beyrer. „Solche Jahre wie dieses wird es wieder geben.“
Auch die Rübenernte, die Mitte September ansteht, ist beeinträchtigt. „Die Erträge werden mit Sicherheit geringer ausfallen“, sagt Beyrer. Wenn die Erde so trocken ist wie aktuell, könne es sein, dass das Roden der Rüben gar nicht möglich ist. Dann müsse man warten, bis es regnet. Schäden bis hin zum Totalausfall seien möglich. „Es ist ja davon auszugehen, dass es nicht noch einmal fünf Wochen trocken bleibt“, räumt Beyrer ein. Es besteht also Hoffnung, dass die Rüben sich noch etwas besser entwickeln. Doch aufholen könnten die Pflanzen das Wachstum aus der Trockenperiode nicht. Einbußen gebe es daher in jedem Fall.
Bei den Kartoffeln ist es ähnlich. Etwa für die Pommes-frites-Verarbeitung werden die Knollen bereits geerntet. Beyrer erklärt, dass das mit Schwierigkeiten verbunden ist. „Teilweise werden die Äcker beregnet, um roden zu können“, sagt er.
Nicht nur die Pflanzen auf den Feldern leiden wegen der Trockenheit. „Was uns hart trifft, sind Trockenschäden an Bäumen, die im mittleren Alter sind“, erklärt Johann Stuhlenmiller, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen. Diese Bäume wurden schließlich bereits über Jahre aufgezogen. Ein gewisser Verlust ist bereits jetzt zu sehen. Bei Jungpflanzen gebe es zum Teil einen Totalausfall. Und den Zuwachsverlust würden die Waldbauern auch merken, sagt Stuhlenmiller. Hinzu kämen die Schäden durch Insekten, die bei diesen Witterungen besonders problematisch seien. Wie schlimm der Schaden durch die Trockenheit wirklich ist, könne man aber erst in den nächsten Jahren sehen. Die Buchen in den Wäldern etwa sehen aktuell aus, als wäre es Herbst. „Die Frage ist aber: Wie reagieren die Bäume
nächstes Jahr?“