Haben wir unser Möglichstes getan?
Heute von Alois Lehmer, Pfarrer in Wittislingen
Liebe Leserinnen und Leser!
Mit dem heißen und trockenen Sommer ist das Thema „Klimawandel“wieder zurückgekehrt. Von der untersten Schublade ausgekramt sehen nicht nur Politiker die Folgen, sondern womöglich auch manche Ursache hierfür. Schade, wenn damit nur das „Sommerloch“in der Presse gefüllt wäre. Und doch empfinden unsere Mitmenschen das Thema ganz unterschiedlich. Eben davon abhängig, wie nahe ich dran bin und es meine Existenz bedroht. Der leidtragende Bauer, für dessen Vieh bald kein Futter mehr auf den Feldern wächst, sieht mit anderen Erwartungen aufs Wetterradar als der Urlauber bei seiner Routenpla- nung. Es klingt ein bisschen wie eine moderne Fabel, wenn sich die Bienen im Frühjahr emsig mühten beim Bestäuben: „Wir haben unser Möglichstes getan, macht was draus.“Die Obstbäume sind zum Teil zur Höchstleistung aufgelaufen, wenn sie zum Bersten voll hängen. „Wir haben unser Möglichstes getan, macht was draus.“Das geht jetzt an uns, die Verbraucher und Genießer. Ich fürchte, dass wir uns da leicht überfordert sehen angesichts der Menge. Doch nur eine Fabel? Oder eine Chance zum verantworteten Leben? Aber wen kümmert es, dass heimische Produkte – regional gewachsen, biologisch erzeugt, unbehandelt – die Verlierer sind gegenüber Supermarkterzeugnissen aus Übersee.
Beim Wettersegen beten wir: „Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebrauchet, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist.“
Auch wenn manches in „Hülle und Fülle“gewachsen ist, leitet sich daraus kein Freibrief ab, es vergammeln zu lassen oder es anderen vorzuenthalten. Es ist ein weiter Weg, bis wir verstehen und begreifen, dass es bei Weitem nicht selbstverständlich ist, am gedeckten Tisch zu sitzen und „in Dankbarkeit und Freude“das Grundlegende des Lebens genießen zu dürfen. Unser Umgang mit den Ressourcen, mit der Schöpfung Gottes als Gesamtheit, zeigt etwas von der Größe der menschlichen Existenz. Können wir nach getaner Arbeit und vollbrachter Mühe auch feststellen: „Wir haben unser Möglichstes getan. Wir haben was draus gemacht.“
Der „Klimawandel“beginnt in unseren Köpfen und führt über ein beherztes, konsequentes Handeln zum Einklang mit der Schöpfung Gottes, die es in ihrer Gesamtheit wert ist, erhalten zu werden. Denn nur dann können auch die nach uns noch was „Kostbares draus machen.“
Ihr Alois Lehmer, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Wittislingen