Donau Zeitung

Rote Teufel am Himmel

Kampfjets aus Italien überfliege­n zwei Wochen lang regelmäßig den Raum Dillingen. Ihr Ziel liegt in der Pfalz

- VON PITT SCHURIAN Foto: Mathias Wild

Dillingen/Lechfeld Eine kleine akustische Abwechslun­g findet in diesen ruhigen Tagen am Himmel über dem Raum Dillingen die Beachtung interessie­rter Beobachter. Militärjet­s rauschen hier hinweg, wo sonst nur mal Hubschraub­er aus Donauwörth für Testflüge am Himmel knattern. Die Bundeswehr tut sich bei Auskünften über Identität und Auftrag der Flugzeuge schwer, ohne genaue Orts- und Zeitangabe­n. Schließlic­h kreuzen auch Militärflu­gzeuge von Bündnispar­tnern den Luftraum, hinzu kommt ein großes Übungsgebi­et über der Region zwischen Lech und Schwäbisch­er Alb. Hier treffen sich regelmäßig NatoJets zu Übungen.

Die derzeitige­n Überflüge an den Vor- und Nachmittag­en lassen jedoch eine andere Erklärung vermuten: Am FliegerLec­hfeld horst sind derzeit sechs Tornados aus Italien stationier­t. Militärpil­oten aus Oberitalie­n sind immer wieder für kurze Zeit am Lechfeld zu Gast, wenn sie weit nördlich der Alpen an Übungen teilnehmen und die Anflüge verkürzen müssen. Die Luftwaffen­basis bei Augsburg nutzen sie dann gerne, seit eine langjährig­e Freundscha­ft die Militärfli­eger vom Lechfeld und Norditalie­n verbindet. Das besondere Kennzeiche­n der Schwenkflü­gler aus Italien ist das Geschwader­abzeichen am Seitenleit­werk – allerdings nur in Grautönen. Im Original ist das Zeichen leuchtend rot: Es ist die Signatur der „Ro- ten Teufel“in der italienisc­hen Luftwaffe. Die 6. Stormo „Diavoli Rossi“ist ein großes Geschwader auf der Luftwaffen­basis Ghedi bei Brescia. In ihm sind die Militärfli­eger vom früheren Stützpunkt Piacenza integriert, wo Lechfeld-Maschinen während der Balkankonf­likte in den 1990er-Jahren stationier­t waren.

Die italienisc­hen Tornado-Piloten üben in Deutschlan­d gerade, was früher eine Spezialitä­t des Jagdbomber­geschwader­s 32 am Lechfeld war: elektronis­che Kampfführu­ng. Dabei geht es unter anderem um das Aufspüren und Bekämpfen gegnerisch­er Radarstell­ungen sowie um den Selbstschu­tz der eigenen Maschine vor Raketenbes­chuss. Dazu gibt es die sogenannte Polygone-Range in Rheinland-Pfalz/Saarland (Multinatio­nal Aircrew Electronic Warfare Tactics Facility Polygone). Dort betreiben grenzübers­chreitend die deutsche, französisc­he und USamerikan­ische Luftwaffe gemeinsam eine Anlage, die Bedrohungs­und Bekämpfung­ssituation­en mit Flugabwehr­raketen simuliert. Sie bereitet Piloten auf den Ernstfall vor und erhöht ihre Überlebens­chancen, weil sie sofort über die Wirksamkei­t der von ihnen ergriffene­n Schutzmaßn­ahmen informiert werden und erfahren, ob sie den Angriff überstande­n hätten. Über knapp zwei Wochen hinweg starten dazu derzeit montags mit donnerstag­s vor- und nachmittag­s sowie freitagvor­mittags italienisc­he Tornados mit Ziel Pfalz. Danach kehren sie wieder in den Landkreis Augsburg zurück.

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