Wie gesunde Ernährung für den Hund aussehen kann
Barfen, Trockenfutter oder aus der Dose – die richtige Ernährung für die Vierbeiner ist so vielseitig wie die Tiere und ihre Besitzer. Was eine Expertin empfiehlt
Julia Borggreve ist Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen. Welche Fütterung sie für Bello und Co. empfiehlt.
Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt man. Kein Wunder, dass die Vierbeiner nach der Katze das beliebteste Haustier Deutschlands sind. Auch im Landkreis gibt es zahlreiche Hundefans. In unserer Serie beschäftigen wir uns mit allem, was Hund und Halter bewegt. Heute geht es um Ernährung. Dillingen Taxy schüttelt seinen großen Kopf, tapst fröhlich durch den Garten und lässt sich unter dem schattigen Baum fallen. Dabei schnauft er laut und streckt seine Pfoten weit von sich. Taxy, der hellbraune Berner-Sennen-Mix, zehn Jahre alt, wirkt zufrieden. Und der Hundesenior ist gesund, wie Frauchen Julia Borggreve betont. Das war bis vor vier Jahren nicht selbstverständlich. Denn bevor Taxy bei ihr ein Zuhause fand, war der Rüde übergewichtig, allergisch und ständig krank. Zumindest hat der Vorbesitzer den Hund so an Julia Borggreve weitergegeben. „Eine ganze Schachtel mit Medikamenten habe ich mitbekommen und die Info, dass ich mindestens einmal im Monat mit ihm zum Tierarzt muss, weil die Ohren gereinigt werden müssen“, erzählt die Dillingerin. Musste sie nicht. Und Taxy hat auch nicht allergisch reagiert. Warum?
Gesunde Ernährung. Das ist die Erklärung von Julia Borggreve. „Das ist die Basis von allem – wie bei uns Menschen. Wenn man die Ernährung richtig hat, kann man sich so manche Behandlung sparen“, sagt sie. Und sie muss es wissen: Die Dillingerin ist seit 2007 selbstständige Tierhomöopathin, Tierpsychologin und Ernährungsberaterin. Letzteres beinhaltet unter anderem die Grundlagen der Fütterung, Rationserstellung, Erkrankungen des Verdauungsapparates, Ernährung bei Allergien, Harnsteinen, Tumorerkrankungen oder Diabetes. Aus ihrer Erfahrung weiß sie daher, dass Rohfütterung, auch Barfen genannt, die gesündestes Art der Fütterung für die Tiere, speziell Hunde, ist. Borggreve erklärt: „Wer roh füttert, der hat alle wichtigen Stoffe in seiner natürlichsten Form vorliegen.“Hunde und Katzen sind, was die Bedürfnisse betrifft, Raubtiere. Deshalb ist die gefütterte Fleischart grundsätzlich egal, Borggreve empfiehlt aber, nicht zu sehr zu wechseln – einzig Schweinefleisch sollte nie roh verfüttert werden. Die Gefahr, einen in der Regel immer tödlich verlaufenden Infekt aufzu- schnappen, sei sehr hoch. Wer nicht barfen, also nicht roh füttern will, der kann selbst kochen: die gleichen Zutaten, nur das Fleisch und Fisch gegart oder gebraten sind – und dann sind Stücke vom Schwein erlaubt.
Von qualitativ hochwertigem Futter brauche man auch nicht viel. Denn: „Bei billigem Futter muss ich viel mehr füttern, bis der Hund alle Nährstoffe hat“, so Borggreve. Und wer sich eine gute Dose kaufe, der komme preislich ans Barfen ran. Die Ernährungsberaterin hat für sich ausgerechnet, dass sie für Hund Taxy am Tag circa 3,25 Euro braucht – und ihr vierbeiniger Mitbewohner bekommt so allerlei: wechselnde Fleischsorten, aber geringe Mengen an Innereien, Gemüsemischungen mit Zucchini oder Karrotten, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Lein-, Raps- oder Distelöl, Mineralstoffe von gemahlenen Haselnüssen oder Seealgenmehl, einmal pro Woche Fisch, etwa Sardinen, Vitamin B durch Bierhefepulver, Hüttenkäse oder Quark, Flohsamenschalen, Eierschalen oder Kalbsknochen liefern Calcium und einmal im Monat Leber für das Vitamin A. Zusammenfassend: Ei- weiß, Fette, Mineralstoffe, Kohlenhydrate und Ballaststoffe machen die gesunde Ernährung aus – auch beim Tier, so die Dillingerin. „Das muss man nicht so aufwendig machen. Man kann sich mit Vitaminmischungen behelfen oder nur Teilbarfen“, sagt Julia Borggreve. Mindestens 50 Prozent, bei Katzen sogar bis zu 80 Prozent, sollte die Ernährung aus Fleisch bestehen.
Ihr sei wichtig, darauf lege sie bei ihren Beratungen Wert, dass nicht ausschließlich die Vorlieben der Hunde, sondern auch die der Besitzer berücksichtigt werden. Im Klartext: Egal, was Frauchen und Herrchen aktuell füttern, darauf baut sie auf. Es soll so viel wie möglich vom bestehenden Futter erhalten bleiben. Es muss, so die Tierheilpraktikerin, für Hund und Mensch stimmen. Nachdem ein Tierarzt – das empfiehlt sie generell – den Hund grundsätzlich durchgecheckt hat, erstellt sie unter anderem auf Basis des Gewichtes des Vierbeiners Rezepte nach Gramm, sogenannte Tagesrationen. „Es muss so einfach wie möglich sein.“Dafür nutzt sie eine Futterrationsüberprüfung: Ist alles drin? Welche Nährstoffe fehlen? Welche Inhaltsstoffe sind wirklich in Dosen- oder Trockenfutter?
Die Ernährungsexpertin verteufelt nicht generell Fertigfutter aus Dose oder Beutel – solange es mindestens hochwertige Kost ist. Man erkenne dies beispielsweise an den Kothaufen der Tiere: wesentlich weniger. Außerdem rieche der Hund nicht mehr. Zur Herstellung von Trockenfutter, so erklärt Borggreve, braucht man Stärke. Die liefert zwar Energie, „macht aber auch dick – mit all den Folgeerscheinungen. Dann lieber eine Dose, die ist nur einmal verarbeitet, und immer wieder Fleisch und Vitamine dazufüttern.“Trockenfutter würde zudem zu wenig Flüssigkeit liefern. Grundsätzlich sei eine Umstellung auf Barfen jederzeit mit jedem gesunden Tier möglich. Außerdem könne man schon Welpen mit Rohfutter aufziehen – eine fachliche Beratung, auch durch Tierärzte, schadet dabei nicht, so die Expertin.
Ebenso schadet das berühmte Leckerli vom Tisch nicht. „Warum auch? Wir Menschen essen ja auch hochwertig“, sagt sie. Dabei gelten dieselben Regeln wie bei uns: Zwischendurch sündigen ist erlaubt. Aber aufgepasst: Niemals Schokolade an die Hunde füttern. Auch Avocado, Trauben, Knoblauch oder Zwiebeln sind nichts für unsere geliebten Vierbeiner. Das, so Borggreve, kann schlimme Folgen haben. Zwischendurch ein wenig Trockenfleisch oder ein Stück Käse machen Bello und Co. genauso glücklich. „Und uns doch dann irgendwie auch.“
Leckerlis sind erlaubt