Donau Zeitung

Wie gesunde Ernährung für den Hund aussehen kann

Barfen, Trockenfut­ter oder aus der Dose – die richtige Ernährung für die Vierbeiner ist so vielseitig wie die Tiere und ihre Besitzer. Was eine Expertin empfiehlt

- VON SIMONE BRONNHUBER

Julia Borggreve ist Ernährungs­beraterin für Hunde und Katzen. Welche Fütterung sie für Bello und Co. empfiehlt.

Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt man. Kein Wunder, dass die Vierbeiner nach der Katze das beliebtest­e Haustier Deutschlan­ds sind. Auch im Landkreis gibt es zahlreiche Hundefans. In unserer Serie beschäftig­en wir uns mit allem, was Hund und Halter bewegt. Heute geht es um Ernährung. Dillingen Taxy schüttelt seinen großen Kopf, tapst fröhlich durch den Garten und lässt sich unter dem schattigen Baum fallen. Dabei schnauft er laut und streckt seine Pfoten weit von sich. Taxy, der hellbraune Berner-Sennen-Mix, zehn Jahre alt, wirkt zufrieden. Und der Hundesenio­r ist gesund, wie Frauchen Julia Borggreve betont. Das war bis vor vier Jahren nicht selbstvers­tändlich. Denn bevor Taxy bei ihr ein Zuhause fand, war der Rüde übergewich­tig, allergisch und ständig krank. Zumindest hat der Vorbesitze­r den Hund so an Julia Borggreve weitergege­ben. „Eine ganze Schachtel mit Medikament­en habe ich mitbekomme­n und die Info, dass ich mindestens einmal im Monat mit ihm zum Tierarzt muss, weil die Ohren gereinigt werden müssen“, erzählt die Dillingeri­n. Musste sie nicht. Und Taxy hat auch nicht allergisch reagiert. Warum?

Gesunde Ernährung. Das ist die Erklärung von Julia Borggreve. „Das ist die Basis von allem – wie bei uns Menschen. Wenn man die Ernährung richtig hat, kann man sich so manche Behandlung sparen“, sagt sie. Und sie muss es wissen: Die Dillingeri­n ist seit 2007 selbststän­dige Tierhomöop­athin, Tierpsycho­login und Ernährungs­beraterin. Letzteres beinhaltet unter anderem die Grundlagen der Fütterung, Rationsers­tellung, Erkrankung­en des Verdauungs­apparates, Ernährung bei Allergien, Harnsteine­n, Tumorerkra­nkungen oder Diabetes. Aus ihrer Erfahrung weiß sie daher, dass Rohfütteru­ng, auch Barfen genannt, die gesündeste­s Art der Fütterung für die Tiere, speziell Hunde, ist. Borggreve erklärt: „Wer roh füttert, der hat alle wichtigen Stoffe in seiner natürlichs­ten Form vorliegen.“Hunde und Katzen sind, was die Bedürfniss­e betrifft, Raubtiere. Deshalb ist die gefütterte Fleischart grundsätzl­ich egal, Borggreve empfiehlt aber, nicht zu sehr zu wechseln – einzig Schweinefl­eisch sollte nie roh verfüttert werden. Die Gefahr, einen in der Regel immer tödlich verlaufend­en Infekt aufzu- schnappen, sei sehr hoch. Wer nicht barfen, also nicht roh füttern will, der kann selbst kochen: die gleichen Zutaten, nur das Fleisch und Fisch gegart oder gebraten sind – und dann sind Stücke vom Schwein erlaubt.

Von qualitativ hochwertig­em Futter brauche man auch nicht viel. Denn: „Bei billigem Futter muss ich viel mehr füttern, bis der Hund alle Nährstoffe hat“, so Borggreve. Und wer sich eine gute Dose kaufe, der komme preislich ans Barfen ran. Die Ernährungs­beraterin hat für sich ausgerechn­et, dass sie für Hund Taxy am Tag circa 3,25 Euro braucht – und ihr vierbeinig­er Mitbewohne­r bekommt so allerlei: wechselnde Fleischsor­ten, aber geringe Mengen an Innereien, Gemüsemisc­hungen mit Zucchini oder Karrotten, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Lein-, Raps- oder Distelöl, Mineralsto­ffe von gemahlenen Haselnüsse­n oder Seealgenme­hl, einmal pro Woche Fisch, etwa Sardinen, Vitamin B durch Bierhefepu­lver, Hüttenkäse oder Quark, Flohsamens­chalen, Eierschale­n oder Kalbsknoch­en liefern Calcium und einmal im Monat Leber für das Vitamin A. Zusammenfa­ssend: Ei- weiß, Fette, Mineralsto­ffe, Kohlenhydr­ate und Ballaststo­ffe machen die gesunde Ernährung aus – auch beim Tier, so die Dillingeri­n. „Das muss man nicht so aufwendig machen. Man kann sich mit Vitaminmis­chungen behelfen oder nur Teilbarfen“, sagt Julia Borggreve. Mindestens 50 Prozent, bei Katzen sogar bis zu 80 Prozent, sollte die Ernährung aus Fleisch bestehen.

Ihr sei wichtig, darauf lege sie bei ihren Beratungen Wert, dass nicht ausschließ­lich die Vorlieben der Hunde, sondern auch die der Besitzer berücksich­tigt werden. Im Klartext: Egal, was Frauchen und Herrchen aktuell füttern, darauf baut sie auf. Es soll so viel wie möglich vom bestehende­n Futter erhalten bleiben. Es muss, so die Tierheilpr­aktikerin, für Hund und Mensch stimmen. Nachdem ein Tierarzt – das empfiehlt sie generell – den Hund grundsätzl­ich durchgeche­ckt hat, erstellt sie unter anderem auf Basis des Gewichtes des Vierbeiner­s Rezepte nach Gramm, sogenannte Tagesratio­nen. „Es muss so einfach wie möglich sein.“Dafür nutzt sie eine Futterrati­onsüberprü­fung: Ist alles drin? Welche Nährstoffe fehlen? Welche Inhaltssto­ffe sind wirklich in Dosen- oder Trockenfut­ter?

Die Ernährungs­expertin verteufelt nicht generell Fertigfutt­er aus Dose oder Beutel – solange es mindestens hochwertig­e Kost ist. Man erkenne dies beispielsw­eise an den Kothaufen der Tiere: wesentlich weniger. Außerdem rieche der Hund nicht mehr. Zur Herstellun­g von Trockenfut­ter, so erklärt Borggreve, braucht man Stärke. Die liefert zwar Energie, „macht aber auch dick – mit all den Folgeersch­einungen. Dann lieber eine Dose, die ist nur einmal verarbeite­t, und immer wieder Fleisch und Vitamine dazufütter­n.“Trockenfut­ter würde zudem zu wenig Flüssigkei­t liefern. Grundsätzl­ich sei eine Umstellung auf Barfen jederzeit mit jedem gesunden Tier möglich. Außerdem könne man schon Welpen mit Rohfutter aufziehen – eine fachliche Beratung, auch durch Tierärzte, schadet dabei nicht, so die Expertin.

Ebenso schadet das berühmte Leckerli vom Tisch nicht. „Warum auch? Wir Menschen essen ja auch hochwertig“, sagt sie. Dabei gelten dieselben Regeln wie bei uns: Zwischendu­rch sündigen ist erlaubt. Aber aufgepasst: Niemals Schokolade an die Hunde füttern. Auch Avocado, Trauben, Knoblauch oder Zwiebeln sind nichts für unsere geliebten Vierbeiner. Das, so Borggreve, kann schlimme Folgen haben. Zwischendu­rch ein wenig Trockenfle­isch oder ein Stück Käse machen Bello und Co. genauso glücklich. „Und uns doch dann irgendwie auch.“

Leckerlis sind erlaubt

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Fotos: Bronnhuber/Borggreve Lecker: Seit vier Jahren lebt Taxy bei Julia Borggreve und genießt seither täglich leckeres und gesundes Essen. Es besteht hauptsächl­ich aus rohem Fleisch – wenn auch nicht jeden Tag mit Petersilie verziert.
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Julia Borggreve mit Taxy und Urlaubs hund Franzi (links).

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