Wohlfühloasen
Während sich einige niederklassige Landkreis-Klubs von Sieg zu Sieg schießen, kämpft der FC Gundelfingen in der Landesliga weiter mit großen Problemen
einige Fußball-Mannschaften aus dem Landkreis offenbart der Abstieg beziehungsweise sportliche Aufenthalt auf niedrigster Spielklassen-Ebene inzwischen auch positive Seiten. Zunächst war die Eingruppierung teils skeptisch betrachtet worden: ausschließlich Reserven als Gegner, einzige Donau-Mannschaft unter lauter West-Teams. Nach vier Spieltagen entwickelt sich seine Liga aber für so manches Team zur „Wohlfühloase“. Hohe Siege werden gefeiert. 30:4-Tore nach vier Erfolgen stehen für Tabellenführer FC Lauingen II in der A-Klasse West II zum Saisonstart auf der Habenseite. 18:0-Tore lautet die makellose Zwischenbilanz für den TV Gundel fingen in B-Klasse West II, 23:4 für den BSC Unterglauheim nach vier Siegen in der BK West III. Der TSV Wittislingen tummelt sich als einzige „Erste“unter lauter „Zweiten“in der BK West IV – und ist mit 26:2-Toren ebenfalls verlustpunktfreier Spitzenreiter.
Ein klein wenig halten sich auch die Landesliga-Kicker des FC Gun delfingen in ihrer eigenen Wohlfühloase auf. Dass die Stimmung innerhalb des Kaders gut und der Zusammenhalt weiter gegeben ist, hat offensichtlich nichts mit der prekären sportlichen Situation zu tun.
Dass die Lage beim Schlusslicht „besorgniserregend“ist, räumt der Sportliche Leiter Stefan Kerle nicht erst seit der 1:2-Heimniederlage gegen den SC Olching ein. Den Trainer Martin Weng stellt er dennoch nicht infrage: „Ich bin fast bei jedem Training anwesend. Da ist richtig Zug drin, die Spieler sind motiviert und ich kann keine Entfremdung zwischen Team und Coach feststellen. Was nicht passt: Wir kriegen die Trainingsleistung in den Punktspielen nicht auf den Rasen.“Dass bis Freitag noch Vertragsspieler verpflichtet und der Kader verstärkt werden kann, hat Kerle durchaus im Blick. „Es muss und wird sich noch etwas tun“, so der Ex-Torjäger, und verweist auf eine überraschende Personalie. Torhüter André Behrens hat sich für einen Wechsel zum Bayernligisten TSV Nördlingen entschlossen, wo Stammkeeper Daniel Martin wegen einer Gesichtsverletzung längerfristig ausfällt. „Wen sich einer sportlich verbessern kann, habe ich grundsätzlich nichts dagegen. In dem Fall empfinde ich die Entscheidung jedoch als charakterlos. André hat uns durch seine Fehlgriffe mit in die Bredouille gebracht, an drei Niederlagen war er ganz entscheidend beteiligt und haut jetzt ab.“Da zudem unklar ist, wie lange Dominik Dewein noch ausfällt, steht der FCG vor dem Kellerduell beim SC Oberweikertshofen ohne Schlussmann da. Außer Kerle gelingt die erhoffte Neuverpflichtung …
Recht wohl fühlte sich dagegen die SSV Glött nach ihrem Last-MiFür nute-Sieg beim BC Adelzhausen. Für die Lilien war es zugleich der erste Auswärtserfolg dieser Saison. Zwar taten sie sich erneut schwer im kreieren von Torchancen, doch in Sachen Einstellung und Kampfeswillen konnte man dem Team diesmal keinen Vorwurf machen. „Die Mannschaft hat heute starke Moral bewiesen und sich letztlich selbst für einen großen Aufwand belohnt“, so Coach Stefan Schneider: „Klar war das hier ein absolut dreckiger Sieg, da es lange Zeit auf ein torloses Spiel hinauszulaufen schien. Doch unverdient war er mit Sicherheit nicht.“Grundstock war die starke Defensivreihe, die BCA-Torstürmer Do minik Müller fast komplett aus dem Spiel nahm. Da passte es am Ende, dass ausgerechnet ein Abwehrspieler zum Matchwinner für die SSV avancierte: Christoph Schuhmair, hauptberuflich als „Torverhinderer“bei den Glöttern tätig, hatte den absolut richtigen Torriecher.
Groß ist die Erleichterung beim BC Schretzheim in der Kreisliga West, der kommendes Wochenende spielfrei ist. Obwohl vor und auch während der Saison wichtige Stammspieler die Kleeblättler verlassen hatten, finden sie sich mit 13 Punkten im vorderen Tabellendrittel wieder. Trainer Markus Kapfer und Abteilungsleiter Peter Aust betonten unisono die große mannschaftliche Geschlossenheit. Sie fordern, sich nicht auf den Erfolgen auszuruhen, sondern konzentriert weiter zu arbeiten. Schretzheim rangiert aktuell sogar noch einen Punkt vor Bezirksliga-Absteiger FC Lauingen, der inzwischen aber auch Fahrt aufgenommen hat, wie nicht zuletzt das 3:1 im Derby gegen die U23 des FC Gundelfingen unterstreicht. Der FCG vermeldet noch einen Zugang. Alejandro Navarro Bueno, 23-jähriger Spanier, der in seiner Heimat für UD Villamartin kickte, hat ab sofort das Spielrecht.
Mit leeren Händen stand die SSV Höchstädt nach der 1:3-Niederlage beim Tabellenführer der Kreisliga Nord, FC Mertingen, da. Keine Schützenhilfe also für den TSV Wer tingen (1:0 gegen Unterthürheim), der punktgleich mit Mertingen und Möttingen an der Spitze rangiert. Wie auch in allen bisherigen Saisonspielen waren die Rothosen zunächst in Führung gegangen. Für großen Unmut auf SSV-Seite sorgte das zweite Mertinger Tor, dem gleich zwei klare, aber nicht geahndete Foulspiele des Gastgebers vorausgegangen waren. „Wie ein Gespann aus drei Schiedsrichtern bei dieser spielentscheidenden Situation das nicht erkennen kann, ist mir ein Rätsel und extrem bitter für die Mannschaft, die dem Tabellenführer bis dahin ein gleichwertiger Gegner war“, befand nach dem Spiel Höchstädts Sportlicher Leiter Johannes Ebermayer.