Als Atemschutz noch Zukunftsmusik war
Die Lauinger Feuerwehr feiert ihren 160. Geburtstag. Am 15. September kommt die „Altneihauser Feierwehrkappell’n“zum Gratulieren. Die Aktiven blicken mit einem 85-jährigen ehemaligen Kameraden auf die Geschichte der Truppe zurück
Lauingen Alfred Bronner, 85 Jahre, hat seinen aktiven Dienst bei der Lauinger Feuerwehr vor 25 Jahren beendet. Vier Jahrzehnte war er einer der Freiwilligen, die bei Bränden und Unfällen ausrücken. Im Verein ist er immer noch. Und das bei der ältesten Wehr des Landkreises, Nordschwabens sogar. Am 31. August 1858 wurde die Feuerwehr gegründet. Demnach feiert sie dieses Jahr ihren 160. Geburtstag.
Von der Gründungszeit kann logischerweise niemand mehr berichten. Doch auch seit den 50er-Jahren, als Bronner zur Truppe gestoßen ist, hat sich einiges verändert. Davon erzählt er einigen Aktiven, mit denen er im Feuerwehrhaus in Lauingen sitzt. Da ist der Vereinsvorsitzende, Christian Joas, Kommandant Martin Koller, sein Vorgänger Stephan Böhm, der auch dem Festausschuss zur 160-Jahr-Feier angehört, und der stellvertretende Kommandant Thomas Hoffmann.
Allein die Art der Alarmierung hat sich stark entwickelt. „Das ging mit der Sirene. Die hat es ja auch im Krieg gegeben, und die hat man dafür übernommen“, erzählt Bronner. Die Feuerwehr war im Rathaus untergebracht, dorthin eilten die Freiwilligen dann.
Bei einem besonders großen Brand erklingt auch heute noch die Sirene, erklärt Kommandant Martin Koller, 60 Jahre jünger als Seniorfeuerwehrler Bronner. Grundsätzlich werden die Ehrenamtlichen aber über den Funkmeldeempfänger erreicht. Zusätzlich gibt es noch die Handyalarmierung. „Das Fax von der integrierten Leitstelle kommt direkt aufs Handy“, sagt er. Auch auf dem Monitor in der Fahrzeughalle werden alle vorhandenen Informationen über den Einsatz angezeigt. Das Navigationssystem im Fahrzeug ist ebenfalls verbunden – um zum Einsatzort navigiert zu werden, braucht es nur einen Knopfdruck. Die Reihenfolge, in der die Fahrzeuge ausrücken, ist dann bereits vorgegeben. Und was wusste Bronner kurz vor einem Einsatz? Nicht viel. Im Rathaus stand ein Telefon, über das ein Angestellter der Stadt informiert wurde. Stephan Böhm fragt Bronner: „Und wie war das nachts?“– „Die haben da gewohnt“, erwidert er. „Und die haben uns dann gesagt, wo es brennt.“
Möglichst genau zu wissen, was vorgefallen ist, ist für die Feuerwehrleute entscheidend. Schließlich gibt das den Ausschlag dafür, welche Fahrzeuge und Schutzkleidung nötig sind. Auch so ein Thema, dass sich verändert hat. Bronner, damals Gerätewart, erzählt, als fahrbaren Untersatz hatte die Wehr „einen alten Magirus-Deutz und einen VWKombi“. Dazu eine Tragspritze und einen Schlauchwagen. Heute stellt die Lauinger Truppe auf ihrer Internetseite 14 Fahrzeuge vor – darunter zwei Boote und sechs Anhänger. Nötig sind diese alle, um auf verschiedene Einsätze vorbereitet zu sein. Bronner rückte früher mit seiner Uniform aus, Schutzkleidung gab es nicht. Atemschutz erhielt die Wehr, als er schon ein paar Jahre dabei war. Böhm hebt hervor: „Aber das Feuer war damals genauso heiß.“Löscheinsätze ohne Schutz findet er unvorstellbar. „Die Unform, die wir bei einem Fest anhaben, das hatten die damals beim Einsatz an.“
Anlässlich des 160. Geburtstages haben die Freiwilligen der Lauinger Wehr bald wieder eine Gelegenheit, die festlichen Uniformen zu tragen. Am 15. September, in der Stadthalle. Der Verein hat einen besonderen Auftritt organisiert. Die „Altneihauser Feierwehrkappell’n“kommt – bekannt aus verschiedenen Fernsehauftritten, unter anderem bei „Fastnacht in Franken“. Der Vorverkauf läuft bereits, mehr als 800 Tickets sind schon vergriffen. In die Stadthalle passen rund 1100 Menschen. Einen Teil des Eintrittspreises wollen die Ehrenamtlichen an die Kartei
der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, spenden.
„Seit mehr als zehn Jahren sind wir an denen dran“, sagt Böhm. Jedes Jahr hätten sie versucht, die erfolgreiche Kabarettgruppe aus der Oberpfalz nach Lauingen zu locken. Doch das ist der Gruppe eigentlich zu weit weg, ihr Einzugsgebiet ist kleiner. Vergangenes Jahr kam dann die Zusage, in der es hieß „durch das hartnäckige Nachfragen“habe sich die Gruppe entschieden, in Lauingen aufzutreten, erzählt Joas. Am Sonntag nach der Feier ist dann noch ein kleiner Festumzug geplant, beim Gerätehaus werden außerdem Fahrzeuge geweiht.
Was passiert eigentlich, wenn es an brennt, während die Feuerwehr feiert? Kommandant Koller stellt klar: „Wir haben eine Mannschaft, die ausrücken kann.“Sollte die nicht ausreichen, können Kollegen der umliegenden Wehren aushelfen. „Die Sicherheit der Stadt geht natürlich vor.“
Die Sicherheit der Stadt – um nicht weniger geht es bei diesem Ehrenamt. Wie die Ehrenamtlichen zu dieser Aufgabe kommen, das hat sich aber auch verändert. Bronner sagt, die Frage habe sich gar nicht gestellt: „Mein Vater war bei der Feuerwehr, und dann bist du eben automatisch auch zur Feuerwehr.“Die Freunde, „Kameraden“, wie er sie nennt, waren ja auch dabei. Auch bei der modernen Wehr sind zum Teil mehrere Generationen dabei. Kommandant Kollers Vater war bei der Truppe in Frauenriedhausen, sein Opa war in Haunsheim Kommandant. Stephan Böhm bezeichnet sich als „die Ausnahme“– der Vater war Sportler, er der Erste bei den Freiwilligen. Sein Bruder folgte, auch sein Sohn ist inzwischen dabei.
Koller sagt: „Es ist schon schwieriger, Nachwuchs zu finden.“Mit Infoveranstaltungen, etwa auch im Rahmen des Ferienprogramms, wirken sie dem entgegen. Wenn erst einmal junge Mitglieder dabei sind, werben die ihre Freunde an.
für den Auftritt der Altneihau ser Feierwehrkappell’n in der Stadthalle am 15. September gibt es online unter ok ticket.de und beim Lauinger V Markt.