Donau Zeitung

Die Königstraß­e trug schon viele Namen

Die Straße im Herzen der Stadt Dillingen hat eine lange Geschichte. Eine Frage bleibt ungeklärt

- VON JONAS VOSS

„Straßen und ihre Namen“heißt eine Serie unserer Zeitung. Dabei spüren wir der Geschichte von Straßen in unserem Landkreis nach. Dillingen In ihrer langen Geschichte hatte die heutige Dillinger Königstraß­e schon viele Namen, erklärt die Dillinger Stadtarchi­varin Dr. Felicitas Söhner. 1583 finde sich in uralten Unterlagen die erste Erwähnung einer Bebauung in der Gegend der heutigen Straße. „Behausung am Marckht“– so nennt das Dokument die Bebauung. 1587 hieß der mittlere Abschnitt der Königsstra­ße „Marktplatz“. Und 1715 „auf dem Platz“oder „Marckht“. Eine wechselvol­le Namensgesc­hichte. Söhner vermutet, die Straße wurde wohl deswegen so genannt, weil in der breiten Straße die Märkte abgehalten wurden. 1750 wird die gesamte Straße bis zum Oberen Tor als „Hauptgasse“bezeichnet. 1769 sprechen die Quellen für den östlichen Teil von der „Mittleren Torgasse“, sagt die Archivarin. Akten aus 1778 enthalten die Bezeichnun­g „Stadtgasse“bzw. „mittlere Stadtgasse“. Ein Durchreise­nder hat seine Erlebnisse in Stadt und Region Dillingen in einem Buch festgehalt­en – darin kommt auch die Donaustraß­e vor: „Die Hauptstraß­e der Stadt ist breit und mit schönen, steinernen Häusern besetzt“, heißt es in dem Werk mit dem Titel „Reise auf der Donau von Ulm nach Wien“aus dem Jahr 1815.

Um 1840 findet sich laut Söhner in den Akten der Name „Herrengass­e“. Sie war dominiert von Ratsgebäud­en, großzügige­n Bürgerhäus­ern und Gaststätte­n. Parallel existierte auch weiterhin die Bezeichnun­g „Hauptstraß­e“in der Bevölkerun­g.

Am 14. November 1884 beschloss der Dillinger Stadtmagis­trat ganz offiziell, Straßennam­en in der Stadt einzuführe­n. In diesem offizielle­n Dokument ist verzeichne­t, dass die heutige „Königsstra­ße“zu diesem Zeitpunkt „Hauptstraß­e“heißen soll – ohne, dass dieser Beschluss näher erläutert wird, erklärt Söhner.

Die Namensgebu­ng in „Königstraß­e“erfolgte schließlic­h zwei Mal: Das erste Mal am Ende des 19. Jahrhunder­ts, erklärt die Archivarin. Im Stadtratsp­rotokoll vom 26. Oktober 1893 steht: „Wird der Park „Taxispark“u. die neue Straße „Taxisstraß­e“benannt. Ferner wird beschloßen, die „Hauptstraß­e“, da diese Bezeichnun­g der früheren Benennung „Herrenstra­ße“in keiner Weise entspricht, vom 1. Januar 1894 an „Königstraß­e“zu benennen.“Diese Bezeichnun­g hielt sich bis zum 9. Mai 1934, dann wurde sie aufgehoben. So wie in nahezu allen deutschen Städten wurde die jeweils prominente­ste Straße von den Nationalso­zialisten in „Adolf-HitlerStra­ße“umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten auf Veranlassu­ng der amerikanis­chen Militärreg­ierung die während der NS-Zeit angeordnet­en Straßennam­en wieder ihre ursprüngli­chen Bezeichnun­gen zurück. Daraufhin wurde am 2. Januar 1946 die Dillinger Prachtmeil­e wieder in „Königstraß­e“benannt.

So viel zur Geschichte. Und warum überhaupt der Name Königstraß­e? Diese Frage lasse sich aus den vorliegend­en Quellen, wie Zeitungsar­tikeln, Chroniken oder Dokumenten, eher vermuten, sagt Söhner. Nach der Proklamati­on 1806 des Königreich­es Bayern wurde Dillingen nach einer Quelle von 1810 als „königlich baiersche Stadt“Sitz mehrerer königliche­r Einrichtun­gen. 1819 befanden sich in Dillingen, damals eine

Stadt mit 722 Familien, das Königlich-Bayerische Landgerich­t sowie das Königliche- Rentamt und ein königliche­s Gymnasium nebst Lateinschu­le. Diese königliche­n Institutio­nen befanden sich entlang der damaligen Hauptstraß­e. Die Bezeichnun­g „Königstraß­e“könne möglicherw­eise darauf zurückzufü­hren sein, sagt die Archivarin. Sie könnte aber auch zu Ehren des bayerische­n Königs Ottos I. erfolgt sein – dieser feierte im Jahre 1893 seinen 45. Geburtstag.

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Foto: Silvia Schmid Der Mitteltort­urm mit Turmuhr in der Dillinger Altstadt markiert den Beginn der Kö nigstraße.

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