Donau Zeitung

„Waidler Boygroup“in Lutzingen

Das Trio „Ungschming­gd“passt ins IBL – und das Publikum ist bestens unterhalte­n

- VON ELMAR GRECK

Lutzingen Das Interkommu­nale Bürger & Kulturzent­rum Lutzingen (IBL) und die „waidler Boygroup Ungschming­gd“passen wie die Faust aufs Auge zusammen. Die drei Comedians aus Kirchberg im Wald zog es nach Lutzingen hin „wie die Schnecken in die bierspende­nde Schneckenk­neipe“. Mit ihrem neuen Programm „ois is out“meinen sie: alles ist aus den Fugen geraten, nichts hat mehr Bestand, und wettern dabei unter anderem gegen das unaufhalts­ame Wirtshauss­terben. Für ihre Auftritte wählen sie fast nur Gasthäuser aus, wo sie sich wohlfühlen und sich besonders gut entfalten können, und dabei offensicht­lich auch auf das richtige Publikum treffen – so auch im IBL in Lutzingen.

Im Nu entsteht ein nie abreißende­r Kontakt zum Publikum nach wenigen Sätzen im waidlerisc­hen Dialekt, der sich als überwindba­re Sprachbarr­iere erweist, und der befürchtet­e „Translater“wird nur selten benötigt, wo’s halt nicht mehr geht. Inhaltlich bearbeiten sie mitunter mit scharfem Biss die Alltagssor­gen der kleinen Leute, ganz besonders heute, wo doch alles ungemütlic­her, unmenschli­cher, unhandlich­er, auch unpersönli­cher geworden ist: „Koi Wirtschaft im Dorf, koi Kramerlies, koiner will mehr kocha.“Die Geburtsstu­nde des Thermomix ist gekommen und das Ende des Leichensch­mauses mit Schweinsbr­aten und Semmelknöd­eln ebenso. „Wer will da noch sterben? Ois is out! Bloß no’h an Online-Shop gibt’s no’h, irgendwo! Handwerker? Eine Fehlanzeig­e!“, wettern die drei in Lutzingen.

Schonungsl­oser geht es weiter in direkter, eben ungschming­gder, bairischer Art zum Geschlecht­erkrieg zwischen Mann und Frau, ob gesungen oder in Witzen moderieren­d. Stress bei der Partnersuc­he, beim Abchecken, folglich das komplizier­te bipolare Zusammenle­ben, die unvermeidb­are Mannerkran­kheit, den Suff, dessen Ursachen und die prügelhart­en Folgen. Im Refrain singen alle mühelos zusammen im Wechselges­ang: „Jesses san dia Manner bled, jesses san dia Weiber bled!“

Hart ins Gericht gehen die Barden mit der großen Politik. Mit ätzender Kritik geißeln sie deren Sozialund inflationä­re Finanzpoli­tik, ihre Scheinheil­igkeit, den Größenwahn wie bei Putin, Erdogan und gar bei Donald Trump, den größten und wichtigste­n Präsidente­n der USA. Schamlose Schadenfre­ude im ganzen Saal, wenn gerade der dann bei einem Notfall im Flieger zum Absprung gezwungen ist und wegen seiner Wichtigtue­rei und Skrupellos­igkeit doch so dumm ist und in der Eile den Fallschirm mit einem Schulranze­n verwechsel­t.

Versöhnlic­her, nachdenkli­cher wird das Trio dann überrasche­nd am Schluss. „Bellende Hunde beißen nicht“, heißt es plötzlich im Gegenentwu­rf an die Despoten gewandt. An sich selbst und an die Zuhörer gerichtet, die beim Mitsingen, Mitdenken vielleicht selber auf die Lösung kommen, dass alles sinnvoller wäre, wenn man bloß das „Blöde vom Blödsinn weglassen daad“.

Leider sitzt aber immer wieder der vom Verzehr von Gammelburg­ern, Massendöne­rn und infizierte­n Bayerneier­n zahnlos gewordene weiß-blaue Löwe hintersinn­ig kalauernd an seinem Eichentisc­h hinter einer Mass und schaut auf den Bierdeckel, „das kleingerau­tete Tischtüchl­ein und daad dann des, was er gern taata-tät!“.

Die Männer sind schonungsl­os

 ?? Foto: Irene Rieder ?? Waidlerisc­hes Musikkabar­ett vom Feinsten auf der Bühne des Lutzinger IBL mit der Boygroup „Ungschming­gd“– dabei am Stehbass Richard , mit Gesang am vierchörig­en Akkordeon (Eigenbau Bayerwald) und Saxofon der Frontmann Karl sowie der andere Karl mit Gitarre, Mandoline und Gesang.
Foto: Irene Rieder Waidlerisc­hes Musikkabar­ett vom Feinsten auf der Bühne des Lutzinger IBL mit der Boygroup „Ungschming­gd“– dabei am Stehbass Richard , mit Gesang am vierchörig­en Akkordeon (Eigenbau Bayerwald) und Saxofon der Frontmann Karl sowie der andere Karl mit Gitarre, Mandoline und Gesang.

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