„Waidler Boygroup“in Lutzingen
Das Trio „Ungschminggd“passt ins IBL – und das Publikum ist bestens unterhalten
Lutzingen Das Interkommunale Bürger & Kulturzentrum Lutzingen (IBL) und die „waidler Boygroup Ungschminggd“passen wie die Faust aufs Auge zusammen. Die drei Comedians aus Kirchberg im Wald zog es nach Lutzingen hin „wie die Schnecken in die bierspendende Schneckenkneipe“. Mit ihrem neuen Programm „ois is out“meinen sie: alles ist aus den Fugen geraten, nichts hat mehr Bestand, und wettern dabei unter anderem gegen das unaufhaltsame Wirtshaussterben. Für ihre Auftritte wählen sie fast nur Gasthäuser aus, wo sie sich wohlfühlen und sich besonders gut entfalten können, und dabei offensichtlich auch auf das richtige Publikum treffen – so auch im IBL in Lutzingen.
Im Nu entsteht ein nie abreißender Kontakt zum Publikum nach wenigen Sätzen im waidlerischen Dialekt, der sich als überwindbare Sprachbarriere erweist, und der befürchtete „Translater“wird nur selten benötigt, wo’s halt nicht mehr geht. Inhaltlich bearbeiten sie mitunter mit scharfem Biss die Alltagssorgen der kleinen Leute, ganz besonders heute, wo doch alles ungemütlicher, unmenschlicher, unhandlicher, auch unpersönlicher geworden ist: „Koi Wirtschaft im Dorf, koi Kramerlies, koiner will mehr kocha.“Die Geburtsstunde des Thermomix ist gekommen und das Ende des Leichenschmauses mit Schweinsbraten und Semmelknödeln ebenso. „Wer will da noch sterben? Ois is out! Bloß no’h an Online-Shop gibt’s no’h, irgendwo! Handwerker? Eine Fehlanzeige!“, wettern die drei in Lutzingen.
Schonungsloser geht es weiter in direkter, eben ungschminggder, bairischer Art zum Geschlechterkrieg zwischen Mann und Frau, ob gesungen oder in Witzen moderierend. Stress bei der Partnersuche, beim Abchecken, folglich das komplizierte bipolare Zusammenleben, die unvermeidbare Mannerkrankheit, den Suff, dessen Ursachen und die prügelharten Folgen. Im Refrain singen alle mühelos zusammen im Wechselgesang: „Jesses san dia Manner bled, jesses san dia Weiber bled!“
Hart ins Gericht gehen die Barden mit der großen Politik. Mit ätzender Kritik geißeln sie deren Sozialund inflationäre Finanzpolitik, ihre Scheinheiligkeit, den Größenwahn wie bei Putin, Erdogan und gar bei Donald Trump, den größten und wichtigsten Präsidenten der USA. Schamlose Schadenfreude im ganzen Saal, wenn gerade der dann bei einem Notfall im Flieger zum Absprung gezwungen ist und wegen seiner Wichtigtuerei und Skrupellosigkeit doch so dumm ist und in der Eile den Fallschirm mit einem Schulranzen verwechselt.
Versöhnlicher, nachdenklicher wird das Trio dann überraschend am Schluss. „Bellende Hunde beißen nicht“, heißt es plötzlich im Gegenentwurf an die Despoten gewandt. An sich selbst und an die Zuhörer gerichtet, die beim Mitsingen, Mitdenken vielleicht selber auf die Lösung kommen, dass alles sinnvoller wäre, wenn man bloß das „Blöde vom Blödsinn weglassen daad“.
Leider sitzt aber immer wieder der vom Verzehr von Gammelburgern, Massendönern und infizierten Bayerneiern zahnlos gewordene weiß-blaue Löwe hintersinnig kalauernd an seinem Eichentisch hinter einer Mass und schaut auf den Bierdeckel, „das kleingerautete Tischtüchlein und daad dann des, was er gern taata-tät!“.
Die Männer sind schonungslos