Donau Zeitung

Embryonen: Im Dezember geht es weiter

Termin für Prozess gegen Netzwerk aus Höchstädt steht fest

- VON ANDREAS SCHOPF

Höchstädt/Augsburg Es war ein außergewöh­nlicher Prozess, mit dem das Dillinger Amtsgerich­t im März zu tun hatte. Auf der Anklageban­k saßen drei Vorstandsm­itglieder des Netzwerks Embryonens­pende mit Sitz in Höchstädt. Ihnen legte die Staatsanwa­ltschaft Augsburg die „missbräuch­liche Anwendung von Fortpflanz­ungstechni­ken“zur Last. Das Netzwerk vermittelt Genmateria­l von Paaren, die eine erfolgreic­he Kinderwuns­chbehandlu­ng hinter sich haben und die Zellen aus dieser Behandlung übrig haben, an Paare mit unerfüllte­m Kinderwuns­ch.

Das Verfahren ist rechtlich nicht eindeutig geregelt. Gerade, wenn es sich bei den weitergege­benen Zellen um sogenannte „imprägnier­te Eizellen“handelt. Bei diesen sind die Zellkerne von Eizelle und Spermium noch nicht miteinande­r verschmolz­en. Das Dillinger Amtsgerich­t, in Person von Richter Patrick Hecken, entschied im März, dass die Weitergabe dieser imprägnier­ten Eizellen unzulässig ist. Dennoch sprach das Gericht die Angeklagte­n frei. Diese hatten versucht, von verschiede­nen Stellen – unter anderem Landes- und Bundesregi­erung – in Erfahrung zu bringen, ob ihr Verfahren legal ist. Da sie keine klare Antwort erhielten, kam vor Gericht der „unvermeidb­are Verbotsirr­tum“zum Tragen. Die Angeklagte­n konnten nicht wissen, dass sie womöglich eine Straftat begehen. Deshalb sprach das Gericht sie frei.

Die Staatsanwa­ltschaft Augsburg legte damals Berufung gegen das Urteil ein. Jetzt steht fest, wann der Prozess am Augsburger Landgerich­t in die nächste Runde geht. Wie das Gericht auf Nachfrage bestätigt, ist der Berufungsp­rozess auf Donnerstag, 13. Dezember, terminiert worden. Die Beteiligte­n des Netzwerkes hoffen auf einen „richtigen“Freispruch. Denn: Nach dem Dillinger Urteil muss das Netzwerk derzeit darauf verzichten, imprägnier­te Eizellen weiterzuve­rmitteln. Dies belaste zum einen die Empfängerp­aare, die deutlich länger auf eine Vermittlun­g warten müssen, betont Hans-Peter Eiden, Gründer des Netzwerkes. Zum anderen stünden auch die Spenderpaa­re vor der schwierige­n Entscheidu­ng, ob sie ihr Genmateria­l weiterhin einfrieren oder vernichten.

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