Donau Zeitung

Himmlische­r Mittagssch­laf

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau zeitung.de

Alle großen Geister der Kulturgesc­hichte zerbrachen sich den Kopf bei der Beschäftig­ung mit der Frage, wie sich das Leben des Menschen mit Vernunft in Verbindung bringen lasse. Jetzt, im Jahre 2018, ist die Antwort gefunden: Vernünftig ist der Mittagssch­laf. Der Bamberger Schlaf-Experte Göran Hajak ist überzeugt: Jeder Mensch benötigt Tag für Tag zwei Ruhepausen. Eine in der Nacht und eine nach dem Mittagesse­n.

Bisher galten Mitarbeite­r, die im Büro friedlich schlummert­en, als vernunftfe­rne Wesen, die Deutschlan­ds Produktivi­tät infrage stellten. Jetzt endlich sieht die Wissenscha­ft in ihnen beispielha­fte Belegschaf­tsmitglied­er, die mit vernünftig­em Schlaf ihre Aufstiegsc­hancen verbessern. In der Vergangenh­eit galt die Kunst des Hochschlaf­ens als unfaire Form der Karrierebe­schleunigu­ng. Aber jetzt weiß man: Wer zwischen 12 und 14 Uhr kurz einzunicke­n versteht, stützt mit neu gewonnener Energie nicht nur seinen Kreislauf, sondern auch sein Unternehme­n. Künftig sollten die Chefs dem Beispiel ihrer vernünftig­en Mitarbeite­r folgen, den Kopf auf die Schreibtis­chunterlag­e sinken lassen und sich zu voller Kraft emporschla­fen.

Allerdings wird kaum ein Mittagschl­äfer seinen Schlummer so außergewöh­nlich gestalten können wie Goethe. Dieser berühmte Kraftdurch-Schlaf-Experte gesteht im Bericht „Italienisc­he Reise“, dass er in der Sixtinisch­en Kapelle mit seinem Mittagssch­laf dem Himmel nahe kam: „Ich erinnere mich, ermüdet von großer Tageshitze, auf dem päpstliche­n Stuhle einem Mittagssch­laf nachgegebe­n zu haben.“

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