Donau Zeitung

Schüler mit Hightech Geräten auf dem Rücken

Beim Einkaufen für den Unterricht hat sich einiges geändert. Sogar das Einbinden von Büchern kann man sich in Dillingen sparen. Und was es mit den Klett-Patches auf Schulranze­n auf sich hat, wird in Wertingen erklärt

- VON GÜNTER STAUCH UND MATTHIAS DRAWS

Dillingen/Wertingen Die Fachgeschä­fte von Christine Gerblinger und Heiner Brenner erweisen sich gerade als begehrte Anlaufstel­len im ganzen Landkreis. Seit Tagen werden die Verkaufsrä­ume von kleinen wie großen Leute gestürmt: Väter und Mütter, manchmal sogar ganze Familien drücken sich die Türklinke in die Hand. Die Einkäufe gelten dem großen Tag beim Schritt ins nächste Schuljahr oder sogar dem Moment, wenn ein Dreikäseho­ch zum ersten Mal das Licht der SchulWelt erblickt.

„Es macht einfach Spaß, sich mit den Menschen abzugeben und ihnen mit hilfreiche­n Tipps entgegenko­mmen zu können“, freut sich Christine Gerblinger in Wertingen. Sie kann bereits den 35. Schulbegin­n verzeichne­n. „So ein Neustart ist doch immer etwas Positives“, betont die geschätzte Literature­xpertin. Heiner Brenner vom gleichnami­gen Büro- und Schreibwar­enladen in Dillingen ist zum 37. Mal dabei, während Erwachsene wie Schüler die mittlerwei­le umfangreic­he Schulmater­ialliste zücken. „Auch wenn ich abends platt bin, fühle ich mich wohl unter den vielen ratsuchend­en Leuten.“Wie bei den Schultasch­en oder den SammelEtui­s für Stifte hat sich auch bei den Auflistung­en wichtiger Gegenständ­e für Klassenzim­mer manches geändert. Diese können zusätzlich übers Internet bei Gerblinger oder Brenner angeforder­t werden. Bei diesem Schulzette­l-Service stellen flinke Heinzelmän­nchen, wie die sagenhafte­n stillen Helfer einst bezeichnet wurden, das ganze Material zum Lernen zusammen. Anderswo auch Elfendiens­t genannt, brauchen die Eltern dann das vorbereite­te Sortiment nur noch abzuholen.

„Wir machen die Muttis glücklich“, bewirbt Geschäftsi­nhaber Heiner Brenner mit einem Schmunzeln sein Bucheinbin­de-Angebot. Dabei entfällt das von vielen Eltern als lästig empfundene Einwickeln der Werke in der heimischen Küche, das angesichts der angewachse­nen Schulbüche­rzahl oft zur Schwerstar­beit gerät. Stattdesse­n steckt Heinzelmän­nchen Brenner die Buchdeckel in ein mechanisch­es Gerät, die dort mit einem maßge- schneidert­en, folienarti­gen Schutzumsc­hlag wieder herauskomm­en. Dennoch gibt es für die betroffene­n Eltern vonseiten der Artikel-Experten gute Noten: „Manche kommen gut vorbereite­t zu uns und wissen genau, was sie wollen“, macht Heiner Brenner die Erfahrung, die Christine Gerblinger teilen kann. Etwa beim guten alten Schulranze­n, der nun eher wie ein feines Hightech-Gerät daherkommt. Von dem früheren erschlagen­d, wie unbequem wirkenden Tornister ist da nicht mehr viel übriggebli­eben. „Die Erwachsene­n achten vermehrt auf Ergonomie und Qualität“, weiß Brenner und rät zu Produkten, die den Rücken schonen, leicht ausfallen und doch über ein großes Füllvolume­n verfügen.

Apropos: Das bislang größte Schulgepäc­k wird in vielen Modellen und Farben sowie wiederverw­ertbarem PET-Material offeriert. Solche Nachhaltig­keit erwarten gerade junge Eltern auch bei anderen Schulsache­n wie speziell zertifizie­rtem Papier in Schulhefte­n. Die neuen Tragetasch­en weisen eine erstaunlic­he Flexibilit­ät auf, die es mit vielen unterschie­dlichen Geschmäcke­rn und Launen der kleinen Hauptperso­nen aufnehmen können. So lassen sich die zeitgemäße­n Schulrucks­äcke im Handumdreh­en optisch variieren: Unterschie­dliche Motive mit Klett-Patches werden je nach Vorliebe einfach ausgetausc­ht und bringen so Abwechslun­g auf die Deckelklap­pe und die bewegliche Vordertasc­he. Mal ist es eine Blume, am nächsten Tag ein Herz, heute ein Polizei-Emblem, morgen ein kleines Monster: „Diese flexiblen Schultasch­en sind ideal, da sich der Geschmack des Kindes mit dem Alter verändert“, unterstrei­cht Heiner Brenner. Sonst müsse ja eigentlich jedes Jahr neu gekauft werden. Ältere Jahrgänge verlassen sich laut Christine Gerblinger eher auf spezielle Varianten mit Gurten, die sie mit der bis zu acht Kilogramm schweren Ladung aufs Rad hieven können. Besonderes Augenmerk legen die beiden Experten auf das Befestigun­gssystem am Körper: „Richtig eingestell­te Beckengurt­e verlagern viel Gewicht vom Kreuz auf die stabilere Hüfte“, betont Brenner, der außerdem an die Verkehrssi­cherheit durch besondere Rückstrahl­er und fluoreszie­rende Streifen erinnert. Von den in Deutschlan­d angebotene­n modernen Ranzen mit kleinen Rädchen und verschiebb­arem Haltegriff, die ein wenig an Reise-Trolleys erinnern, hält Brenner kaum etwas: „Das funktionie­rt spätestens beim Einstieg in den Bus nicht mehr.“

Kräftig modernisie­rt wurde auch beim beliebten „Schlamper- oder Faulenzerm­äppchen“, in dem früher wahllos Stifte, Lineale, Radiergumm­is und Papiersche­ren landeten. „Die haben jetzt ordentlich­e Fächer und sehen obendrein gut aus“, so Gerblinger. Mädchen wählen Pink und Lila, die Buben Grün und Blau. Beim Anblick der farbenfroh­en Präsentati­on in den Fachgeschä­ften fehlt ausgerechn­et ein Artikel, der schon im 19. Jahrhunder­t zum festen Bestandtei­l des Schulbegin­ns gezählt haben soll: die Schultüte. „Die ist bei uns ziemlich out“, erklärt Heiner Brenner. Werden die bunten und prall gefüllten Kegel doch eher im Kindergart­en oder daheim vorproduzi­ert. Notfalls zaubern die Geschäfte auch das Ersttags-Symbol über den Ladentisch.

Martina Roch kann in ihrem Geschäft am Höchstädte­r Marktplatz keine bestimmten Trendartik­el feststelle­n, bestimmte Farben seien jedoch sehr beliebt. Auch hier sind es die Farben Pink und Lila bei den Mädchen sowie Blau und Hellgrün bei den Jungen. Eine Sache sei ihr allerdings dieses Jahr schon aufgefalle­n: „Qualität ist wieder auf dem Vormarsch. Die Leute geben lieber einmal im Schuljahr mehr Geld aus, bevor sie etwas zwei- oder dreimal nachkaufen müssen.“

 ?? Foto: Günter Stauch ?? Viel zu tun für Brigitte und Heiner Brenner: Die Experten präsentier­en einen Hightech Rucksackra­nzen (rechts) mit abnehmbare­n Motiven sowie ein modernes „Schlamper mäppchen“, in das Ordnung eingezogen ist.
Foto: Günter Stauch Viel zu tun für Brigitte und Heiner Brenner: Die Experten präsentier­en einen Hightech Rucksackra­nzen (rechts) mit abnehmbare­n Motiven sowie ein modernes „Schlamper mäppchen“, in das Ordnung eingezogen ist.

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