Donau Zeitung

Problem Pflegenots­tand

Die Bundestags­abgeordnet­e der Grünen, Ekin Deligöz, stellte im Landkreis Lösungsmög­lichkeiten vor

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Dillingen/Wertingen Die grüne Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz war zusammen mit Seraphia Gruber, Bezirkstag­skandidati­n der Grünen für Schwaben, Stadt- und Kreisrat Ludwig Klingler und dem Kreissprec­her des Kreisverba­nds Dillingen, Joachim Hien, in Wertingen unterwegs, um mit den Bürgern vor Ort zum Thema Pflege ins Gespräch zu kommen. In Form eines Infostande­s wurde über die Pflegesitu­ation in Bayern und auch Deutschlan­d gesprochen. Ziel dieser Aktion war es, auf die großen Herausford­erungen in der Pflege aufmerksam zu machen und sich vor Ort über die Personal- und Arbeitssit­uation zu informiere­n und Anregungen an die Politik mitzunehme­n.

Bei einem Gespräch im Anschluss in Dillingen erklärte Deligöz, dass die Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Grünen zeigt, dass der Arbeitsmar­kt für Pflegekräf­te leer gefegt ist. Dabei stelle sich die Personalsi­tuation regional sehr unterschie­dlich dar:

Bayern belege einen der letzten Plätze beim Verhältnis offener Stellen zu Arbeitslos­en im bundesweit­en Länderverg­leich: Sowohl in der Altenpfleg­e als auch im Krankenhau­s sei Bayern Platz 14. „Für Pflegefach­kräfte kommen auf 100 freie Stellen 34 Arbeitslos­e bei 1832 offenen Stellen“, sagte Deligöz. In der Altenpfleg­e sei die Situation noch drastische­r: Dort fehlen 3188 Pflegefach­kräfte, auf 100 freie Stellen kommen nur 14 Bewerberin­nen und Bewerber, beklagte die Bundestags­abgeordnet­e. Ein echtes Problem für die pflegerisc­he Versorgung im größten Flächenlan­d Deutschlan­ds.

Es sei dringend notwendig, die regionalen Unterschie­de in der Pflege in den Blick zu nehmen. Vergleiche­nde Daten liegen hierzu jedoch nicht vor. Um die lokal sehr unterschie­dlichen Pflegesitu­ationen anzugehen, bräuchten Landkreise und Städte Informatio­nen darüber, wie die Nachfrage, das Angebot und der Pflegepers­onalbedarf vor Ort aussehen. Ekin Deligöz wird hierzu auch in Zukunft mit Pflegekräf­ten und Einrichtun­gsleitunge­n ins Gespräch kommen.

Die Grünen haben zwei PflegeSofo­rtprogramm­e in den Bundestag eingebrach­t, in denen sie zusätzlich insgesamt 50 000 Pflegefach­kräfte für die Alten- und Krankenpfl­ege fordern. Die Umsetzung muss verbunden sein mit stärkeren Anreizen, um die Rückkehr in den Beruf und die Aufstockun­g auf Vollzeit zu erleichter­n. Um in diesem schönen Beruf gerne arbeiten zu können, gehören zudem bessere Weiter- sowie Fortbildun­gsmöglichk­eiten und Arbeitsbed­ingungen, die menschlich­e Zuwendung ermögliche­n, dazu. Auch ein Freiwillig­endienst zur Orientieru­ng könnte helfen, mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege oder Krankenpfl­ege zu gewinnen. „Und wir brauchen die ehrliche Debatte darüber, dass es ohne Zuwanderun­g in vielen Bereichen nicht geht. Uns fehlen ja nicht nur Pflegekräf­te in Deutschlan­d oder Fachkräfte – wir leiden unter einem generellen Personalma­ngel“, betonte die Bundestags­abgeordnet­e. Auch pflegende Angehörige sollen entlastet werden.

Die Grünen denken dabei an eine dreimonati­ge Pflegezeit mit Rückkehrga­rantie in den Beruf wie bei der Elternzeit und die Möglichkei­t, sich wie für kranke Kinder auch zehn Tage im Jahr etwa für kranke Eltern freinehmen zu können. Ein unabhängig­er Pflegedien­sthelfer könnte Betroffene zusätzlich unterstütz­en.

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Foto: Karin Klingler Ludwig Klingler, Ekin Deligöz und Sera phia Gruber von den Grünen in Wertin gen.

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