Donau Zeitung

Bewegen sich die Bayern zu wenig?

Viele Krankheite­n ließen sich verhindern. Internatio­nale Studie kritisiert auch hohen Alkoholkon­sum der Deutschen

- VON DANIELA HUNGBAUR

München Die Berufstäti­gen in Bayern sind zwar weniger und kürzer krankgesch­rieben als der durchschni­ttliche Bundesbürg­er, mit im Schnitt 15,6 Krankheits­tagen stagniert die Zahl aber auf einem hohen Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt die Barmer Ersatzkass­e in ihrem aktuellen Gesundheit­sreport für den Freistaat. Am häufigsten führen Erkältunge­n und Rückenschm­erzen zu den Krankschre­ibungen. Die Barmer betont aber auch: „Bewegungsm­angel macht Bayern krank.“

Bei den Fehlzeiten gibt es kein Stadt-Land-, dafür aber ein starkes Nord-Süd-Gefälle. „In Nordbayern werden die bundesweit­en Fehlzeiten zum Teil deutlich überschrit­ten“, sagt die Landesgesc­häftsführe­rin der Barmer in Bayern, Claudia Wöhler. Gründe hierfür nennt sie keine, da die Krankenkas­se ihre Daten nur anonymisie­rt auswerte, aber keine Ursachenfo­rschung betreibe. Die gesündeste­n Bayern leben demnach in Starnberg, gefolgt von den Menschen in Lindau am Bodensee.

Den höchsten Krankensta­nd weisen die Versichert­en in den Kreisen Weißenburg-Gunzenhaus­en und Lichtenfel­s auf. Aus dem Kreis Weißenburg-Gunzenhaus­en werden auch die meisten MuskelSkel­ett-Erkrankung­en gemeldet. Dagegen besetzt die Stadt Nürnberg einen traurigen Spitzenpla­tz bei psychische­n Erkrankung­en und Erkältunge­n. Bei den psychische­n Erkrankung­en folgt Augsburg gleich auf Platz zwei. Psychische Probleme, aber auch Erkrankung­en der Atemwege führen nach Berechnung­en der Barmer zu den längsten Krankschre­ibungen. Frauen fehlen in Bayern häufiger in der Folge psychische­r Erkrankung­en – Männer wegen Rückenschm­erzen.

Die Weltmeiste­rin im Speerwurf und Barmer-Gesundheit­sbotschaft­erin Christina Obergföll betont, wie wichtig es ist, die Menschen in den Betrieben zu mehr Bewegung zu motivieren. Immer mehr Unternehme­n seien auch bereit, ein betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t aufzubauen. Denn sowohl für psychische als auch für Muskel-SkelettErk­rankungen gebe es Möglichkei­ten der Vorsorge. An Maßnahmen, die zu mehr Bewegung und damit zu weniger Rückenschm­erzen führen, so Obergföll, würden sich immer mehr Beschäftig­te beteiligen. „Doch es ist noch Luft nach oben“, sagt Landesgesc­häftsführe­rin Wöhler. Allerdings müsse immer auch eine nachhaltig­e Änderung der Lebensgewo­hnheiten unterstütz­t werden.

Die Lebensgewo­hnheiten vieler Deutscher kritisiert auch die WHO. In einer Untersuchu­ng kommt die

Heute geborene Kinder werden im Schnitt 81

Weltgesund­heitsorgan­isation zu dem Schluss, dass die Europäer länger und gesünder leben. So sei die durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung binnen fünf Jahren um ein Jahr gestiegen. Kinder, die heute in Deutschlan­d zur Welt kommen, werden im Schnitt 81 Jahre alt, sagte WHO-Expertin Claudia Stein der Nachrichte­nagentur dpa. Allerdings seien Übergewich­t, Rauchen und Alkohol in vielen Staaten ein großes Problem, auch hierzuland­e. „In Deutschlan­d liegt der Alkoholkon­sum sehr hoch“, sagt Stein und ergänzt: Wer über 15 Jahre alt ist, trinke in der europäisch­en Region im Schnitt 8,6 Liter reinen Alkohol pro Jahr – „in Deutschlan­d sind es aber elf Liter“. Positiv entwickeln sich für Stein die Impfraten in Deutschlan­d: Sie liegt bei Masern inzwischen bei 97 Prozent. „Masern sind eine potenziell tödliche Krankheit“, betont Stein.

Welche Berufsgrup­pen in Bayern die höchsten Fehlzeiten haben und einen Kommentar zum Gesundheit­sreport lesen Sie auf Bayern.

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