Als man zu Hertie und Horten ging
Vom Glanz und Niedergang der Warenhaus-Kultur
Augsburg Als sich das Warenhaus Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitet, beeindruckt zunächst die Fülle der Waren. Später locken prunkvolle Bauten und prächtige Fassaden die Menschen in einen Tempel voller Genussmittel.
Lange gelten Warenhäuser als Paradies des Konsums. Die feine Dame von Welt verfällt jahrelang dem Zauber des Kaufrausch-Paradieses. Eine Anziehungskraft, die der Schriftsteller Émile Zola sogar zum Thema eines Romans macht. „Das Paradies der Damen“schildert die schillernde Welt eines mondänen Kaufhauses im Paris des 19. Jahrhunderts. Doch wo ist sie hin, die magnetische Kraft?
Als Oscar Tietz 1882 in Gera ein Wollwarengeschäft, benannt nach seinem Onkel Hermann Tietz, eröffnet, folgt eine weitere Erfolgsgeschichte. Zur Jahrhundertwende besitzen Hermann und Oscar Tietz 15 Warenhäuser. Sie übernehmen das KaDeWe in Berlin und werden zu Europas größtem Warenhauskonzern. Aus Hermann Tietz wird Hertie – ein Synonym für das Goldene Zeitalter der Warenhäuser.
Aber Ketten wie Hertie, Horten oder die Quelle-Häuser halten dem Wandel der Zeit nicht stand. Vorbei die Anziehungskraft. Vorbei die märchenhaft beleuchteten Fassaden. Menschen kaufen neue Kleider oder Töpfe inzwischen lieber bequem von zu Hause aus, nutzen den kurzen Weg übers Internet.
Zurück bleiben oft leer gefegte Häuser, kahle Schaufenster und das Gefühl, dass in der Stadt etwas fehlt. Lässt sich das Ende der WarenhausÄra mit der nun offiziellen Fusion von Kaufhof und Karstadt aufhalten? Sie sind die letzten Großen ihrer Art. Welche Warenhäuser der Moderne noch standhalten, lesen Sie auf Wirtschaft.