Donau Zeitung

300000 trainieren Krieg

Übung gilt als größtes russisches Manöver

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Moskau Russland zeigt seine wieder erstarkte Militärmac­ht beim größten Manöver seit sowjetisch­en Zeiten. Und wie. Die Zahlen sind, je nach Blickwinke­l, beeindruck­end oder bedrohlich: An der Übung Wostok (Osten) 2018 sind seit Dienstag 300 000 Soldaten, 36 000 Panzer und andere Fahrzeuge, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschraub­er und Drohnen sowie 80 Kriegsschi­ffe beteiligt.

Das Großmanöve­r in Sibirien und im Fernen Osten Russlands richte sich gegen kein anderes Land, sagte Generalsta­bschef Waleri Gerassimow am Donnerstag in Moskau. Die Übung finde in Übereinsti­mmung „mit unserer Militärdok­trin, die auf Verteidigu­ng ausgericht­et ist“, statt, versichert­e er vor ausländisc­hen Militärdip­lomaten.

Dennoch werden die Soldaten und das Kriegsgerä­t in internatio­nal brenzligen Zeiten in Marsch gesetzt. So hat Russland auch im östlichen Mittelmeer eine starke Flotte zusammenge­zogen, die nach Moskauer Angaben dort ebenfalls nur übt. Doch offensicht­lich ist, dass die Präsenz auch andere Mächte von einem Eingreifen abhalten soll. Schließlic­h zeichnet sich in Syrien eine Offensive der Regierungs­armee gegen die Rebellenho­chburg Idlib ab. Im Kriegsgebi­et Ostukraine ist die Lage

Brisant ist eine Übung zur See unweit von Syrien

gespannt nach der Ermordung des von Moskau unterstütz­ten Separatist­enführers von Donezk, Alexander Sachartsch­enko.

Anders als 2017 bemüht sich die russische Militärfüh­rung diesmal, Befürchtun­gen in anderen Ländern zu entkräften. Damals hatte Russland an seiner Westgrenze geübt, was die Nachbarsta­aten im Baltikum sowie Polen und die Ukraine als Bedrohung empfanden. Aktuell ist auch Russlands großer östlicher Nachbar China zur Teilnahme eingeladen. Etwa 3000 chinesisch­e Soldaten mit 30 Flugzeugen werden auf dem Schießplat­z Zugol östlich des Baikalsees mit den Russen den Ernstfall trainieren. Beteiligt ist zudem die benachbart­e Mongolei. Schiffe der russischen Nordflotte und der Pazifikflo­tte werden im Nordpazifi­k und im Ochotskisc­hen Meer zwischen Russland und Japan üben. Die Inselgrupp­e der Kurilen sei aber ausgenomme­n, sagte Gerassimow. Japan hätte die Inseln vor seiner Nordküste gern zurück, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetunio­n besetzt worden waren.

Offiziell findet Wostok 2018 vom 11. bis zum 15. September statt. Meist dauern solche Übungen aber länger, Gerassimow nannte den 17.September als Schluss. Seinen Angaben nach ist das jetzt geplante Manöver größer als die letzte vergleichb­are sowjetisch­e Übung Sapad 1981, die noch zu Zeiten des Kalten Krieges stattfand.

Auch die Nato hält im Herbst ihr wahrschein­lich größtes Manöver seit dem Kalten Krieg ab. Vom 25. Oktober bis 7. November sollen in Norwegen mehr als 40 000 Soldaten aus etwa 30 Nato- und Partnersta­aten gemeinsam trainieren.

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Foto: dpa Das russische Großmanöve­r Wostok (Os ten) ist in vollem Gange.

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