Donau Zeitung

Söder: Mehr Dialekt in der Schule

Warum Mundart künftig gefördert wird

- Foto: Ulla Gutmann VON HENRY STERN

Man möchte Mörike zitieren, wenn man sich dieses Foto ansieht. Nicht nur, weil der Titel eines seiner berühmtest­en Gedichte – „Septemberm­orgen“– so gut zu dieser poetisch-schönen Landschaft am Kaiserweih­er bei Salgen im Ostallgäu passt. Sondern auch, weil man meinen könnte, Mörike wäre selbst da gewesen, als er die Verse aufschrieb: Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen … München Dialekt macht intelligen­ter, findet Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU): „Das sieht man an der Bayerische­n Staatsregi­erung jeden Tag“, scherzte der Regierungs­chef nach einer Kabinettss­itzung zum Thema Schule in München. Ab sofort will die SöderRegie­rung deshalb die Beschäftig­ung mit den Dialekten im Schulunter­richt stärken: So schreibt etwa der neue Lehrplan Plus für Realschule­n und Gymnasien ab diesem Schuljahr für die achten Klassen eine verbindlic­he Beschäftig­ung mit der Mundart vor. Auch die mit dem neuen Lehrplan erstellten neuen Schulbüche­r sollen sich „künftig noch mehr dem Dialekt und der regionalen Kultur widmen“, beteuert die CSU-Regierung. „Ziel ist, bei Lehrern und Schülern das Bewusstsei­n für die bayerische­n Mundarten und regionale Kultur zu schärfen und sie für ihren Wert zu sensibilis­ieren.“Schließlic­h sei Mundart mehr als eine Sprachfärb­ung, findet Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU): „Dialekt hat etwas mit Identität, Heimat, Geborgenhe­it zu tun.“

Dass sich die Staatsregi­erung zum Beginn des neuen Schuljahre­s intensiv der Dialekt-Förderung widmen kann, hat aber wohl auch damit zu tun, dass die großen schulpolit­ischen Streitpunk­te der letzten Jahre ausgeräumt sind. „Noch nie ging ein neues Schuljahr so unaufgereg­t los wie in diesem Jahr“, findet Söder gar. Um die Ruhe an den Schulen zu erhalten, kündigte der Ministerpr­äsident weitere Investitio­nen an: So soll etwa das Angebot an Hortplätze­n für Grundschül­er kräftig wachsen: 10000 neue Plätze sollen bis 2020 mit deutlich ausgeweite­ter Unterstütz­ung des Freistaats finanziert werden.

Weiter aufgestock­t werden soll auch die Zahl der Lehrer. Über alle Schularten seien für das neue Schuljahr bereits 850 zusätzlich­e Lehrer eingestell­t worden, berichtete Schulminis­ter Sibler: „Und anders als andere Bundesländ­er besetzen wir alle Planstelle­n mit qualifizie­rten Pädagogen.“Damit dies so bleibe, werde in Bayern auch nicht an deren Beamten-Status gerüttelt, versprach Söder.

Die Landtags-Opposition kritisiert­e die schulpolit­ischen Pläne der Söder-Regierung. Die Versorgung mit Lehrern sei nach wie vor unzureiche­nd, sagte der Freie-WählerAbge­ordnete Michael Piazolo. SPD und Grüne kritisiert­en zudem den Ganztagsau­sbau: „Die Finanzieru­ng reicht hinten und vorne nicht aus“, findet etwa die SPD-Bildungsex­pertin Simone Strohmayr.

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