Kaufbeuren will Taten sprechen lassen
Trotz zuletzt erfolgreicher Jahre bleibt der ESV Kaufbeuren vor dem Start der DEL2 seiner bescheidenen Linie treu. Warum der Klub aber wieder überraschen kann
Kaufbeuren Große Sprüche gibt es beim ESV Kaufbeuren nicht. Wie schon in den letzten zwei Jahren – als der DEL2-Klub jeweils das Halbfinale der Play-offs erreichte – verzichten Spieler und Verantwortliche im Vorfeld der Saison auf öffentliche ehrgeizige Ansagen. Allen voran Trainer Andreas Brockmann vermeidet im Gespräch mit Journalisten oder ESVK-Anhängern aufkommende Euphorie. Wir dürfen nicht die letzten zwei Jahre als Gradmesser heranziehen, denn die waren unglaublich“, sagt Brockmann. „Unser Ziel lautet weiterhin, unter den ersten zehn zu landen.“
Dabei hätten die Ostallgäuer inzwischen genug Gründe, sich in der Öffentlichkeit vor dem Saisonstart bei den Frankfurter Löwen am kommenden Freitag nicht mehr als Underdog zu präsentieren. Der Kern des Kaders blieb zusammen. Bereits im Winter verlängerten mit Kapitän Sebastian Osterloh und Torwart Stefan Vajs zwei Leistungsträger ihre Verträge. „Ich bin froh, dass es gegen eine starke Mannschaft wie Frankfurt geht“, sagt Osterloh. Für den 35-Jährigen ist es ein besonderes Spiel. Von 2006 bis 2010 lief er in der DEL für Frankfurt auf. Nach der vergangenen Saison gelang es den Verantwortlichen um ESVK-Geschäftsführer Michael Kreitl außerdem, umworbene Spieler wie Top-Scorer Sami Blomqvist oder den Ex-Panther Alexander Thiel in Kaufbeuren zu halten.
Darüber hinaus wurde der Kader unter anderem mit Julian Eichinger (SC Riessersee) und Branden Gracel (Herning Blue Fox/Dänemark) verstärkt. Beide spielten bereits für die Joker – Eichinger in der U18 des ESVK, Gracel entwickelte sich in der Saison 2016/2017 zum Publikumsliebling. Die vierte Kontingentstelle besetzte der Verein erst kürzlich mit dem Finnen Ossi Saarinen, der zuletzt für den Ligarivalen aus Crimmitschau auflief.
Von den Fähigkeiten Saarinens und des ESVK-Teams konnten sich im letzten Test vor dem Saisonstart am vergangenen Sonntag auch die 2216 Zuschauer überzeugen, die das Heimspiel gegen den DEL-Kooperationspartner ERC Ingolstadt verfolgten. Bei der 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen erwies sich der ESVK über weite Strecken des Spiels als ebenbürtig. An die Partie selber werden sich die Spieler und Zuschauer wohl noch eine Weile erinnern. Nach etwas mehr als 44 Mi- nuten zerschoss Ingolstadts Patrick Cannone eine Plexiglasscheibe an der Bande nahe der ESVK-Auswechselbank. Da auf die Schnelle keine neue Scheibe eingebaut werden konnte, wurde das Spiel vorzeitig abgebrochen und die Entscheidung fiel im Penaltyschießen – wo eben jener Cannone neben Thomas Greilinger für den ERC traf.
Die kaputte Scheibe ist aber neben der Verletzung von Stürmer Steven Billich, der bis Oktober ausfällt, die einzige Hiobsbotschaft in der ansonsten ruhigen und konzentrierten Vorbereitungsphase. Alles andere als ruhig sind dagegen die euphorisierten Fans des ESV Kaufbeuren.
Die gute Stimmung in der Anhängerschaft lässt sich mit Zahlen belegen. Über 1400 Dauerkarten verkaufte der Verein – 400 mehr als vor der abgelaufenen Saison.