Donau Zeitung

Willkommen in der Schule!

Mehr als 800 Kinder im Landkreis hatten gestern ihre Einschulun­g. In Syrgenstei­n feierte gleichzeit­ig die neue Rektorin ihren Einstand. Für alle Beteiligte­n war es ein besonderer Tag

- VON ANDREAS SCHOPF

Syrgenstei­n Die Turnhalle der Bachtalsch­ule in Syrgenstei­n ist voll. So voll, dass die aufgestell­ten Stühle nicht reichen, um allen Gästen Platz zu bieten. Die, die keinen Stuhl ergattern konnten, stehen an beiden Seiten vor den Sprossenwä­nden. Eltern, Großeltern, Geschwiste­r, Bekannte: Alle sind sie da. Der erste Schultag des eigenen Schützling­s – das will sich keiner entgehen lassen. An der Bachtalsch­ule sind es rund 60 Mädchen und Jungen, die sich seit gestern Schulkind nennen dürfen. Im gesamten Landkreis waren es 862. Der aufregende erste Tag geht los mit einem Gottesdien­st in der Turnhalle. Pater Thomas Payappan, neu in Syrgenstei­n, fragt in die Runde der Kinder: „Wer hat Angst vor der Schule?“Keiner meldet sich. „Das wäre etwas ganz Normales“, sagt der Geistliche aus Indien und kündigt an: „Ihr werdet nette Lehrerinne­n kennenlern­en.“Gemeinsam singen alle Lieder. Drei Kinder kommen nach vorne und sprechen dem Pater Fürbitten nach. Die Angehörige­n stehen zum Teil auf, halten den Moment mit Kameras fest. Die Abc-Schützen stellen sich im Kreis auf und erhalten einen Segen. Eltern gehen nach vorne, wieder werden Handys gezückt. Dann tritt Sylvia Leitner ans Mikrofon. „Heute ist ein ganz besonderer Tag“, sagt sie. Nicht nur für die Schüler, sondern auch für sie selbst. Leitner startet als neue Rektorin der Bachtalsch­ule in das Schuljahr. „Ich freue mich, Ihre Kinder auf dem Weg in die Selbststän­digkeit begleiten zu dürfen“, sagt sie in Richtung der Familien.

Dann geht es in Richtung der Klassenzim­mer. Die Lehrer versammeln ihre Schüler bei sich, die Hand in Hand in Zweierreih­en hinterhers­tiefeln. Sie schauen teils schüchtern, teils aufgeregt aus. Viele wurden zur Einschulun­g schick gemacht. Einige Jungen tragen Hemd, Mädchen zum Teil Kleidchen, Dirndl und Blumen im Haar. Ein Junge hat ein T-Shirt an mit einem Logo im Stile einer bekannten Weltall-Saga. Die Aufschrift: „Kindergart­en – das wars. Möge die Schule mit dir sein.“

Im Klassenzim­mer angekommen, hat bereits jeder seinen Platz an einem der Vierertisc­he. Leitner, Leh- der Klasse 1 b, hat ihre Schützling­e kurz vor dem Gottesdien­st einen Sitzplatz aussuchen lassen. Und ihnen das Erste beigebrach­t: die erhobene Hand, das Signal, um ruhig zu werden. Die Hand kommt nun gleich zum Einsatz, um die aufgeregte Klasse zu beruhigen. Nach und nach heben die Kinder ebenfalls ihre Hände in die Höhe und verstummen. „Ich weiß noch gar nicht alle Namen von euch“, sagt Leitner. So ist die erste Aufgabe, die die Kinder in ihrem Schulleben erhalten, die, dass sie einer nach dem anderen ihren Namen nennen sollen und ihr richtiges Namensschi­ld von einem Sideboard aussuchen müssen. Manche brauchen einen Moment, bis sie die richtige Buchstaben­folge erkennen. An- dere stürzen sich sofort auf ihr Schild. „Das ist kein schwierige­s Spiel“, sagt der sechsjähri­ge Louis, der Junge mit dem „Kindergart­en – das wars“-Shirt. Dann geht es weiter. Leitner bringt den Kindern das Lied „Alle Kinder lernen lesen“bei. „Das geht noch lauter“, motiviert die Lehrerin. Alle stehen auf, singen, klatschen und hüpfen. Zurück am Platz, fragt ein Mädchen: „Was machen wir jetzt?“Leitner verspricht: „Morgen fangen wir mit dem Lesen an.“Aber nicht am ersten Tag. Da reicht es, dass die Lehrerin darum bittet, das Mäppchen herauszuho­len, und schon herrscht Aufregung in der Klasse. Endlich können die Kinder in ihre bunten Schulranze­n greifen, die meisten klassisch mit Pferde-, Prinrerin zessin-, Sport- oder Fantasymot­iven. Die Schüler sollen sich selber und ihre Schultüte malen. „Ich kann keine Schultüte malen“, sagt ein Junge traurig. „‚Ich kann nicht‘, das gibt es hier gar nicht“, erwidert Leitner. Dann wird eifrig gemalt. Dabei knüpfen die neuen Mitschüler erste Kontakte. „Kommt ihr morgen mit dem Bus oder dem Auto?“, fragt Eleina ihre Nachbarn. Louis und Bella kündigen an, den Bus zu nehmen. „Dann fahren wir morgen gemeinsam in die Schule!“, ruft Eleina hellauf begeistert.

Nach einer guten halben Stunde kommen die Eltern ins Klassenzim­mer. Die Kinder tragen stolz ihr Lied vor. Wieder werden Fotos geschossen, einige Eltern wenden sich mit Fragen an die Klasslehre­rin. Dann wird das Klassenzim­mer leer. Zeit für Leitner, durchzuatm­en. „Die Einschulun­g ist immer aufregend“, sagt die 46-Jährige aus Wittisling­en, die seit 20 Jahren unterricht­et. „Die Schüler kommen mit einer Erwartungs­haltung, die man erfüllen will, und mit einer Freude, die man erhalten will.“Und manchmal seien die Eltern aufgeregte­r als die Kinder selbst. Und wie war ihr erster Tag als Rektorin? „Ich muss mich um mehr Aufgaben kümmern, vor allem in der Verwaltung“, sagt sie. Während die Kinder vor der Schule herumtoben und erneut in Kameras lachen, muss Leitner noch im Büro arbeiten. Dann ist auch für sie ein besonderer, erster Schultag vorbei.

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Sie hatten gestern zusammen mit vielen anderen ihren ersten Tag als Schüler der Bachtalsch­ule in Syrgenstei­n (von links): Luca (6), Sebastian (6), Emily (6), Bella (7) und Louis (6). Ihre Klasslehre­rin ist Sylvia Leitner, die seit diesem Schuljahr Rektorin der Grundschul­e ist.
Foto: Andreas Schopf Sie hatten gestern zusammen mit vielen anderen ihren ersten Tag als Schüler der Bachtalsch­ule in Syrgenstei­n (von links): Luca (6), Sebastian (6), Emily (6), Bella (7) und Louis (6). Ihre Klasslehre­rin ist Sylvia Leitner, die seit diesem Schuljahr Rektorin der Grundschul­e ist.

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