Aufstocken oder neu bauen?
Bayerns Kultusminister Bernd Sibler hat sich in Höchstädt und Lauingen drei Schulen angeschaut
Lauingen/Höchstädt Wird es noch teurer für den Landkreis oder ergibt sich eine ganz andere wirtschaftliche Lösung? Zumindest steht seit Montagabend für die Berufsschule in Höchstädt nicht mehr nur die geplante Sanierung mit Aufstockung im Raum. Am Rande des Besuches von Bayerns Kultusminister Bernd Sibler (CSU) brachte Landtagsabgeordneter Georg Winter das Thema Neubau ins Spiel. Als nächster Schritt, so Minister Sibler, müsse sich der Landkreis Dillingen als Bauträger und die Schulleitung mit der Regierung auf das Raumprogramm verständigen. Die wichtigsten Veränderungen ergeben sich aus der Tatsache, dass die Kellerräume im Überschwemmungsgebiet künftig nicht mehr für den Unterricht zur Verfügung stehen und die angemieteten Räume der Grundschule dem Schulverband Höchstädt wieder zurückgegeben werden, heißt es in einer Pressemitteilung, die Winter am Dienstag unserer Zeitung zukommen ließ.
Landrat Leo Schrell teilte auf Anfrage mit: „Weil der Schulverband Höchstädt die bisher von uns im ehemaligen Grundschulgebäude angemieteten Räume künftig für eigene schulische Zwecke benötigt, müssen wir diese angemietete Fläche im Ausmaß von knapp 800 Quadratmetern selbst neu bauen. Dazu weitere Flächen, die im Untergeschoss liegen und – vorbehaltlich einer detaillierten Prüfung – aus brandschutzrechtlichen Gründen wirtschaftlich nicht sanierbar sind. Die für eine endgültige Entscheidung erforderlichen Untersuchungen und Gespräche finden derzeit statt.“
Helmut Nebel, Schulleiter der Berufsschule in Höchstädt, sagte: „Der Neubau ist seit Langem meine Forderung. Den brauchen wir, da führt kein Weg vorbei. Das endgültige Raumprogramm steht noch nicht endgültig fest.“Dass der Neubau nun spruchreif sei, sei bislang nicht offiziell kommunziert worden. Bis Montagabend. Nebel: „Die Frage wird nur sein, welchen Kostenrahmen wir damit haben und wo es realisierbar ist. Wir haben auf jeden Fall den Riesenvorteil, dass wir nicht im laufenden Betrieb sanieren müssen.“Wie berichtet, wurde Anfang des Jahres bei der Verabschiedung des Kreishaushaltes noch von der Planung für die Aufstockung und Generalsanierung der Berufsschule gesprochen – rund 15 Millionen Euro sind dafür geschätzt worden. Ursprünglich stand eine Summe von 3,5 Millionen Euro im Raum. Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth, der als Schulverbandsvorsitzender mit der Grundund Mittelschule „nur“Nachbar ist, sagte am Dienstag, dass er einen möglichen Neubau des Landkreises unterstütze. Er wolle helfen, einen geeigneten Standort zu finden – nahe den bestehenden Gebäuden. „An den Plänen für eine Generalsanierung der Grund- und Mittelschule hat sich nichts geändert. Wir arbeiten weiter daran, dass wir die bestmöglichen Fördertöpfe nutzen“, so Höchstädts Bürgermeister.
Kultusminister Sibler wurde von Maneth und dem Rektor der Grund- und Mittelschule, Helmut Herreiner, vor Ort begrüßt. Sibler besichtigte beide Gebäude und zeigte sich mit den Problemen der 60erkommen und 70er-Jahre-Bauten bestens vertraut. Seine Empfehlung für den anstehenden Termin am Freitag bei der Regierung von Schwaben, bei dem die Fördergrundlagen für die künftige Generalsanierung besprochen werden, nimmt der Schulverbandsvorsitzende als Rückenstärkung mit. Während in Höchstädt noch fleißig geplant und getüftelt wird, wird in Lauingen schon beschult. Sibler hat sich am Montagabend auch dort die Berufsschule angeschaut – inklusive Neubau.
In erster Linie ging es bei dem Treffen um den neuen Ausbildungsweg „Kaufmann/-frau im E-Commerce“, für den Lauingen im April den Zuschlag erhielt. Die Ausbildung wird an acht Standorten in Bayern angeboten, für Schwaben machte Lauingen das Rennen. „Wir sind eben nicht in die Ballungsräume gegangen“, sagt Sibler. „Wir sind damit bewusst hierhergekommen, weil man damit auch ein Stück weit Strukturpolitik macht.“Lauingens Schulleiter Göppel spricht von einer „unglaublich hohen Nachfrage“nach der Ausbildung. Sibler bestätigt, man habe den „Nerv der Zeit getroffen“. Tatsächlich startet die erste E-Commerce-Klasse in Lauingen mit 32 Schülern.
Göppel erklärt, die Schülerzahl in Lauingen sei insgesamt noch stärker gewachsen. Mehr als 100 zusätzliche Schüler habe die Institution in diesem Jahr. Das sei hervorragend – habe aber auch einen Nachteil. „Das Schülerwohnheim wird zu klein“, sagt Göppel. Sibler entgegnet, das Wohnheim sei „von entscheidender Bedeutung“– gerade wenn es darum gehe, ein überregionales Einzugsgebiet zu erhalten. Göppel entgegnet: „Der Landkreis hat das glücklicherweise so geplant, dass man das aufstocken kann.“Damit wolle man bald beim Kreis vorstellig werden. Anja Behnke, Vertreterin des Schulleiters, stellte dem Minister vor, aus welchen Branchen die E-Commerce-Auszubildenden kommen. „Es gibt den reinen Onlinehandel, aber nicht nur“, erklärt sie. Onlinehandel sei für Ladengeschäfte immer wichtiger. So gebe es Schüler aus Bereichen wie Bekleidung, Kosmetik, Möbel oder Multimedia. Personalratsvorsitzender Paul Gramm nutzte die Gelegenheit des Ministerbesuches, um Themen anzusprechen, bei denen er sich Unterstützung wünscht. Dabei ging es ihm um Elektrikermangel und um Entfristung von Lehrern.