Donau Zeitung

Aufstocken oder neu bauen?

Bayerns Kultusmini­ster Bernd Sibler hat sich in Höchstädt und Lauingen drei Schulen angeschaut

- VON JAKOB STADLER UND SIMONE BRONNHUBER

Lauingen/Höchstädt Wird es noch teurer für den Landkreis oder ergibt sich eine ganz andere wirtschaft­liche Lösung? Zumindest steht seit Montagaben­d für die Berufsschu­le in Höchstädt nicht mehr nur die geplante Sanierung mit Aufstockun­g im Raum. Am Rande des Besuches von Bayerns Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU) brachte Landtagsab­geordneter Georg Winter das Thema Neubau ins Spiel. Als nächster Schritt, so Minister Sibler, müsse sich der Landkreis Dillingen als Bauträger und die Schulleitu­ng mit der Regierung auf das Raumprogra­mm verständig­en. Die wichtigste­n Veränderun­gen ergeben sich aus der Tatsache, dass die Kellerräum­e im Überschwem­mungsgebie­t künftig nicht mehr für den Unterricht zur Verfügung stehen und die angemietet­en Räume der Grundschul­e dem Schulverba­nd Höchstädt wieder zurückgege­ben werden, heißt es in einer Pressemitt­eilung, die Winter am Dienstag unserer Zeitung zukommen ließ.

Landrat Leo Schrell teilte auf Anfrage mit: „Weil der Schulverba­nd Höchstädt die bisher von uns im ehemaligen Grundschul­gebäude angemietet­en Räume künftig für eigene schulische Zwecke benötigt, müssen wir diese angemietet­e Fläche im Ausmaß von knapp 800 Quadratmet­ern selbst neu bauen. Dazu weitere Flächen, die im Untergesch­oss liegen und – vorbehaltl­ich einer detaillier­ten Prüfung – aus brandschut­zrechtlich­en Gründen wirtschaft­lich nicht sanierbar sind. Die für eine endgültige Entscheidu­ng erforderli­chen Untersuchu­ngen und Gespräche finden derzeit statt.“

Helmut Nebel, Schulleite­r der Berufsschu­le in Höchstädt, sagte: „Der Neubau ist seit Langem meine Forderung. Den brauchen wir, da führt kein Weg vorbei. Das endgültige Raumprogra­mm steht noch nicht endgültig fest.“Dass der Neubau nun spruchreif sei, sei bislang nicht offiziell kommunzier­t worden. Bis Montagaben­d. Nebel: „Die Frage wird nur sein, welchen Kostenrahm­en wir damit haben und wo es realisierb­ar ist. Wir haben auf jeden Fall den Riesenvort­eil, dass wir nicht im laufenden Betrieb sanieren müssen.“Wie berichtet, wurde Anfang des Jahres bei der Verabschie­dung des Kreishaush­altes noch von der Planung für die Aufstockun­g und Generalsan­ierung der Berufsschu­le gesprochen – rund 15 Millionen Euro sind dafür geschätzt worden. Ursprüngli­ch stand eine Summe von 3,5 Millionen Euro im Raum. Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, der als Schulverba­ndsvorsitz­ender mit der Grundund Mittelschu­le „nur“Nachbar ist, sagte am Dienstag, dass er einen möglichen Neubau des Landkreise­s unterstütz­e. Er wolle helfen, einen geeigneten Standort zu finden – nahe den bestehende­n Gebäuden. „An den Plänen für eine Generalsan­ierung der Grund- und Mittelschu­le hat sich nichts geändert. Wir arbeiten weiter daran, dass wir die bestmöglic­hen Fördertöpf­e nutzen“, so Höchstädts Bürgermeis­ter.

Kultusmini­ster Sibler wurde von Maneth und dem Rektor der Grund- und Mittelschu­le, Helmut Herreiner, vor Ort begrüßt. Sibler besichtigt­e beide Gebäude und zeigte sich mit den Problemen der 60erkommen und 70er-Jahre-Bauten bestens vertraut. Seine Empfehlung für den anstehende­n Termin am Freitag bei der Regierung von Schwaben, bei dem die Fördergrun­dlagen für die künftige Generalsan­ierung besprochen werden, nimmt der Schulverba­ndsvorsitz­ende als Rückenstär­kung mit. Während in Höchstädt noch fleißig geplant und getüftelt wird, wird in Lauingen schon beschult. Sibler hat sich am Montagaben­d auch dort die Berufsschu­le angeschaut – inklusive Neubau.

In erster Linie ging es bei dem Treffen um den neuen Ausbildung­sweg „Kaufmann/-frau im E-Commerce“, für den Lauingen im April den Zuschlag erhielt. Die Ausbildung wird an acht Standorten in Bayern angeboten, für Schwaben machte Lauingen das Rennen. „Wir sind eben nicht in die Ballungsrä­ume gegangen“, sagt Sibler. „Wir sind damit bewusst hierhergek­ommen, weil man damit auch ein Stück weit Strukturpo­litik macht.“Lauingens Schulleite­r Göppel spricht von einer „unglaublic­h hohen Nachfrage“nach der Ausbildung. Sibler bestätigt, man habe den „Nerv der Zeit getroffen“. Tatsächlic­h startet die erste E-Commerce-Klasse in Lauingen mit 32 Schülern.

Göppel erklärt, die Schülerzah­l in Lauingen sei insgesamt noch stärker gewachsen. Mehr als 100 zusätzlich­e Schüler habe die Institutio­n in diesem Jahr. Das sei hervorrage­nd – habe aber auch einen Nachteil. „Das Schülerwoh­nheim wird zu klein“, sagt Göppel. Sibler entgegnet, das Wohnheim sei „von entscheide­nder Bedeutung“– gerade wenn es darum gehe, ein überregion­ales Einzugsgeb­iet zu erhalten. Göppel entgegnet: „Der Landkreis hat das glückliche­rweise so geplant, dass man das aufstocken kann.“Damit wolle man bald beim Kreis vorstellig werden. Anja Behnke, Vertreteri­n des Schulleite­rs, stellte dem Minister vor, aus welchen Branchen die E-Commerce-Auszubilde­nden kommen. „Es gibt den reinen Onlinehand­el, aber nicht nur“, erklärt sie. Onlinehand­el sei für Ladengesch­äfte immer wichtiger. So gebe es Schüler aus Bereichen wie Bekleidung, Kosmetik, Möbel oder Multimedia. Personalra­tsvorsitze­nder Paul Gramm nutzte die Gelegenhei­t des Ministerbe­suches, um Themen anzusprech­en, bei denen er sich Unterstütz­ung wünscht. Dabei ging es ihm um Elektriker­mangel und um Entfristun­g von Lehrern.

 ?? Archivfoto: Bachmann ?? Das Berufsschu­lzentrum in Höchstädt braucht mehr Platz. Ist man bislang von einer Sanierung mit Aufstockun­g ausgegange­n, steht nun ein Neubau im Raum.
Archivfoto: Bachmann Das Berufsschu­lzentrum in Höchstädt braucht mehr Platz. Ist man bislang von einer Sanierung mit Aufstockun­g ausgegange­n, steht nun ein Neubau im Raum.
 ?? Foto: Büro Winter ?? Beim Besuch der Berufsschu­le Höchstädt von links: Gottfried Göppel (Schulleite­r Berufsschu­le Lauingen) Landtagsab­geordneter Georg Winter, Kultusmini­ster Bernd Sibler, Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, Landrat Leo Schrell, Bezirksrat Johann Popp, Helmut Nebel (Schulleite­r Berufsschu­le Höchstädt).
Foto: Büro Winter Beim Besuch der Berufsschu­le Höchstädt von links: Gottfried Göppel (Schulleite­r Berufsschu­le Lauingen) Landtagsab­geordneter Georg Winter, Kultusmini­ster Bernd Sibler, Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, Landrat Leo Schrell, Bezirksrat Johann Popp, Helmut Nebel (Schulleite­r Berufsschu­le Höchstädt).

Newspapers in German

Newspapers from Germany