Weil die Wittislinger neidisch waren
Serie Woher die Straße „Reiche Gasse“ihren Namen hat
„Straßen und ihre Namen“heißt eine Serie unserer Zeitung. Dabei spüren wir der Geschichte von Straßen in unserem Landkreis nach. Wittislingen Eine Gasse, in die anscheinend nur wohlhabende Bürger dürfen, findet sich in Wittislingen. Dabei ist der Hintergrund der „Reichen Gasse“ein ganz anderer und hängt mit der Entwicklung des Ortes zusammen. Der
Name ist laut Harald Lemmer eng mit der Entstehung des Ortes verknüpft. Im 6. und 7. Jahrhundert war Wittislingen ein sogenanntes „lockeres Dorf“, bestehend aus mehreren Einzelhöfen und Siedlungsschwerpunkten entlang der Donau. Darauf weisen Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert hin, in denen sechs ursprüngliche Ortschaften in der Gemarkung erwähnt werden. Mit dem Sitz des Hochadelsgeschlechts konzentrierte sich das gesamte Siedlungsgefüge. Seitdem entwickelte sich Wittislingen zu einem sogenannten „geschlossenen Dorf“.
Durch die Topografie der Gegend entstanden dichte Besiedlungen und verwinkelte Straßenzüge. Durch Nachverdichtungen wurde die Situation weiter verschärft. Im Expansionsplan von 1834 fallen jedoch drei markante Freiräume auf: der heutige Marienplatz, der Vorplatz des alten Zehntstadels und die große Freifläche vor der ehemaligen Adlerbrauerei.
Die lineare Ansiedlung der Betriebe entlang dieser Straße mit großzügiger Verkehrsführung führte im Wittislinger Volksmund zur neiderfüllten Bezeichnung „Reiche Gasse“.