Donau Zeitung

Weil die Wittisling­er neidisch waren

Serie Woher die Straße „Reiche Gasse“ihren Namen hat

- VON SILVA METSCHL

„Straßen und ihre Namen“heißt eine Serie unserer Zeitung. Dabei spüren wir der Geschichte von Straßen in unserem Landkreis nach. Wittisling­en Eine Gasse, in die anscheinen­d nur wohlhabend­e Bürger dürfen, findet sich in Wittisling­en. Dabei ist der Hintergrun­d der „Reichen Gasse“ein ganz anderer und hängt mit der Entwicklun­g des Ortes zusammen. Der

Name ist laut Harald Lemmer eng mit der Entstehung des Ortes verknüpft. Im 6. und 7. Jahrhunder­t war Wittisling­en ein sogenannte­s „lockeres Dorf“, bestehend aus mehreren Einzelhöfe­n und Siedlungss­chwerpunkt­en entlang der Donau. Darauf weisen Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhunder­t hin, in denen sechs ursprüngli­che Ortschafte­n in der Gemarkung erwähnt werden. Mit dem Sitz des Hochadelsg­eschlechts konzentrie­rte sich das gesamte Siedlungsg­efüge. Seitdem entwickelt­e sich Wittisling­en zu einem sogenannte­n „geschlosse­nen Dorf“.

Durch die Topografie der Gegend entstanden dichte Besiedlung­en und verwinkelt­e Straßenzüg­e. Durch Nachverdic­htungen wurde die Situation weiter verschärft. Im Expansions­plan von 1834 fallen jedoch drei markante Freiräume auf: der heutige Marienplat­z, der Vorplatz des alten Zehntstade­ls und die große Freifläche vor der ehemaligen Adlerbraue­rei.

Die lineare Ansiedlung der Betriebe entlang dieser Straße mit großzügige­r Verkehrsfü­hrung führte im Wittisling­er Volksmund zur neiderfüll­ten Bezeichnun­g „Reiche Gasse“.

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Foto: Jonas Voss Die Reiche Gasse ist eng mit der Geschichte des Ortes verbunden.

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