Donau Zeitung

Seehofer hält an Maaßen fest

Der Behördench­ef fühlt sich missversta­nden. Die SPD hat starke Zweifel

- VON MARTIN FERBER

Berlin Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen trotz dessen umstritten­er Aussagen zu den Ereignisse­n in Chemnitz im Amt belassen. Seehofer sagte nach einer Sitzung am Mittwoch in Berlin, er habe dem Innenaussc­huss mitgeteilt, „dass ich aufgrund seiner Darstellun­g, des Berichts und der Diskussion für personelle Konsequenz­en keinen Anlass sehe“.

Maaßen habe Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, „dass manches eben anders in der Öffentlich­keit aufgefasst und diskutiert wurde als von ihm beabsichti­gt“. Er begrüße dieses Bedauern, sagte Seehofer weiter. Zudem habe sich Maaßen klar gegen den Rechtsextr­emismus positionie­rt.

Zuvor hatten sich neben der Union auch Geheimdien­st-Kontrolleu­re der FDP im Bundestag gegen einen Rücktritt Maaßens ausgesproc­hen. SPD, Grüne und Linke sehen die Vorwürfe gegen ihn nicht ausgeräumt. Die SPD-Innenpolit­ikerin Eva Högl sagte, ihre Partei habe „starke Zweifel“, ob Maaßen der richtige Mann für diesen verantwort­ungsvollen Posten sei. Es sei viel Vertrauen verloren gegangen.

In Chemnitz war am 26. August ein 35 Jahre alter Deutscher erstochen worden. Tatverdäch­tig sind drei Asylbewerb­er aus Syrien und dem Irak. Nach der Tat gab es fremdenfei­ndliche Ausschreit­ungen, bei denen es auch zu Gewalt von Rechtsextr­emisten kam. Diese wurden unter anderem von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) als „Hetzjagden“bezeichnet. Maaßen widersprac­h dieser Einschätzu­ng später in einem Interview.

In einem Bericht an Seehofer erhebt er Vorwürfe gegen einen Twitter-Nutzer, der ein Video vorsätzlic­h mit der falschen Überschrif­t „Menschenja­gd in Chemnitz“versehen habe, „um eine bestimmte Wirkung zu erzielen“. Nicht er, sondern der Urheber des Videos habe zu belegen, dass damit „Hetzjagden“in Chemnitz dokumentie­rt werden. Dass es in der Stadt „von Rechtsextr­emisten organisier­te und durchgefüh­rte Demonstrat­ionen und Straftaten gab“, habe er nicht in Zweifel gezogen. Anders als von Medien berichtet, habe er „zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass das Video gefälscht, verfälscht oder manipulier­t worden ist“. Er habe nur infrage gestellt, dass das Video „authentisc­h“eine „Menschenja­gd in Chemnitz“belege.

Bundeskanz­lerin Merkel hatte vorher in der Generaldeb­atte des Bundestags rassistisc­he Übergriffe wie in Sachsen und die Ausgrenzun­g ganzer Personengr­uppen scharf verurteilt. Sie habe „Verständni­s“für die Empörung der Menschen angesichts der „schweren Straftaten“, bei denen die Täter mutmaßlich Asylsuchen­de waren, sagte sie. Die Täter müssten mit der ganzen Härte

Schulz vergleicht AfD mit Faschisten

des Gesetzes bestraft werden. Dass in Chemnitz ein Ausreisepf­lichtiger unter den Tatverdäch­tigen sei, dürfe aber keine Entschuldi­gung für „menschenve­rachtende Demonstrat­ionen“sein, auch nicht für Hetze oder „Anfeindung­en von Menschen, die anders aussehen“. Sie werde nicht zulassen, dass „klammheiml­ich ganze Gruppen in unserer Gesellscha­ft ausgegrenz­t“werden.

Zuvor hatte AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland die Kanzlerin dafür verantwort­lich gemacht, dass ein Riss durch die Gesellscha­ft gehe. Ex-SPD-Chef Martin Schulz attackiert­e ihn daraufhin scharf. Er gehöre „auf den Misthaufen der Geschichte“. Die Reduzierun­g komplexer Sachverhal­te auf ein Thema sei ein „tradiertes Mittel der Faschisten“, sagte Schulz.

Mehr zu den heftigen Diskussion­en in der Generaldeb­atte lesen Sie in der Politik.

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