Donau Zeitung

Verwaltung kontra Firma

Der öffentlich­e Dienst steht im Wettstreit mit anderen Arbeitgebe­rn – auch bei uns im Landkreis Dillingen. Beim Gehalt kann er nicht immer mithalten, dafür hat er andere Qualitäten

- VON GÜNTER STAUCH

Hat der öffentlich­e Dienst das Nachsehen, wenn er mit Firmen um Mitarbeite­r konkurrier­t? Wir haben uns im Landkreis Dillingen umgehört.

Landkreis „Viele gute Bewerber kommen nicht zu uns, weil sie in der freien Wirtschaft draußen nun mal mehr verdienen können.“Diese Einschätzu­ng von Heinz Gerhards, Geschäftss­tellenleit­er der Stadt Gundelfing­en, könnte stellvertr­etend für die Erfahrunge­n von Kollegen in den Kommunen der Region stehen. Eine Umfrage unserer Zeitung bei den Rathäusern im Landkreis ergab ein ziemlich einheitlic­hes Bild: Mit den Gehältern der Unternehme­n zwischen Syrgenstei­n und Buttenwies­en sowie benachbart­er Gebiete können die Gemeinden nicht mithalten. Dagegen kommen selbst die Annehmlich­keiten des öffentlich­en Dienstes keineswegs an. Dort locken eigentlich ein sicherer Arbeitspla­tz, geregelte Dienstzeit­en, planbarer Urlaub sowie Betriebsre­nten.

Wenn es bei den Bewerber-Gesprächen um das Thema Verdienst gehe, laute die Reaktion oft „Nein danke“, heißt es aus dem Rathaus von Wertingen. Dort hält man aber Gehalts-Vorstellun­g, die jemand aus der Unternehme­nswelt außerhalb der Ämter mitbringe, für „unbezahlba­r“. Laut den Erkenntnis­sen von Heinz Gerhards hätte der Unterschie­d bei der Bezahlung einer Stelle zwischen Verwaltung und Industrie schon mal 1000 Euro betragen. Die Regel sind bei der Entlohnung ähnlich gelagerter Stellen 200 bis 300 Euro, die bei der Entscheidu­ng für einen Job „draußen“den Ausschlag geben würden. Dies machten mehrere Gemeindesp­recher zwischen Donau und Zusam deutlich.

Und dies trotz weiterer Vorzüge beim Dienst in den Amtsstuben: „Wir geben Sicherheit, eine Kommune geht nicht in Konkurs“, betont Heinz Gerhards, sieht sich aber seit Langem beim Werben um neue Leute „im Wettstreit mit den Unternehme­n“. Der Hauptgrund bei der Abwanderun­g potenziell­er Kandidaten zu den Firmen, heißt es zum Beispiel in Lauingen, seien eindeutig die Finanzen. Bemerkt auch Franziska Prügel, im Verwaltung­ssitz von Buttenwies­en unter anderem für Perso- nelles zuständig. „Die wollen halt Geld verdienen.“Die Fachfrau warnt allerdings davor, deswegen die Arbeit in einer Kommune in ein schlechtes Licht rücken zu wollen: „Der öffentlich­e Dienst ist alles andere als unbeliebt.“Denn dort müsse nicht mit 60-Stunden-Wochen gerechnet werden, wie auf manchen Baustellen im Land. Zudem kann sie von einem wahren Interessen­tenAndrang berichten, den es bei der Besetzung von Stellen in Bauamt und Bauhof gegeben habe. „Von der guten Resonanz waren wir völlig überrascht.“Überhaupt zeigt sich die Frau aus dem Unteren Zusamtal zufrieden mit dem bisherigen Verlauf bei der Personalsu­che: „Wir hatten bislang Glück gehabt.“

Weniger rund muss es dagegen bei der Administra­tion eines anderen Rathauses an der Donau gelaufen sein. „Wir wollten den qualifizie­rten Posten im Tiefbauwes­en sichern, mangels Bewerberma­sse funktionie­rte das aber nicht“, lautete es von dort. Geeignete Bauingenie­ure zu finden, die dort in den Dienst eintremanc­he ten, fänden sich selten. Das treffe vor allem auf die leitenden Funktionen zu. „Die Interessen­ten orientiere­n sich lieber woanders.“

Die Umfrage machte deutlich, dass die Hauptursac­he bei der Bewerber-Misere die starren Tarife beim öffentlich­en Dienst mit festgelegt­en Entgeltgru­ppen darstellte­n. Sie lassen den Kommunen offenbar kaum Spielräume. „Die Gehaltsstu­fen sind verbindlic­h, kleine Sprünge nach oben Richtung besserer Verdienst aufgrund von längerer Berufserfa­hrungen aber möglich“, weiß eine Personalch­efin. „Beim technische­n Bereich wurde aufgrund dieser Erfahrunge­n mit bestimmten Zulagen nachgebess­ert“, so die weitere Auskunft.

Solche Probleme kennt Christine Jung von der Agentur für Arbeit in Donauwörth nur allzu gut. „Schlagende­s Argument bleibt die eher üppige Entlohnung bei der Wirtschaft“, unterstrei­cht die Sprecherin, die auch auf die Job-Börse, dem größten Stellenpor­tal in ganz Deutschlan­d zählt. Dort kann sich jeder Arbeitgebe­r mit Stellenoff­erten einklinken. „Kann, muss aber nicht“, so ihre Erfahrung mit den Verwaltung­en in vier Landkreise­n. Was den künftigen Nachwuchs an den verschiede­nsten Positionen einer Gemeinde angeht, wird Jung deutlich: „Wenn man jemanden sucht, muss man in gewisser Weise auf sich aufmerksam machen, also sich gut verkaufen.“Meint auch Jan Koenen, Pressespre­cher der Stadt Dillingen. „Da wir in einem Wettbewerb mit anderen Kommunen und der Wirtschaft stehen, wird es für uns immer wichtiger, uns als attraktive Arbeitgebe­r zu präsentier­en und die unbestreit­baren Vorzüge des öffentlich­en Dienstes auch in Zeiten boomender Konjunktur zu verdeutlic­hen.“

Offenbar steuert eine andere Donaustadt bereits diesen Kurs: Gundelfing­ens Geschäftss­tellenleit­er Heinz Gerhards ließ einen jungen Meister für Abwasserte­chnik – früher: Klärwärter – an der Mittelschu­le zur Aufklärung der Schüler über dessen Aufgaben antreten. Mit Erfolg: Es gab gleich zwei Bewerber.

 ?? Symbolfoto: Mathias Wild ?? Der öffentlich­e Dienst hat große Vorzüge – etwa bei der Sicherheit des Jobs und der Planbarkei­t des Urlaubs. Doch in der Wirtschaft verdienen Bewerber im Regelfall mehr Geld. Das stellt auch die Kommunen im Land kreis vor Probleme, als Arbeitgebe­r attraktiv zu bleiben.
Symbolfoto: Mathias Wild Der öffentlich­e Dienst hat große Vorzüge – etwa bei der Sicherheit des Jobs und der Planbarkei­t des Urlaubs. Doch in der Wirtschaft verdienen Bewerber im Regelfall mehr Geld. Das stellt auch die Kommunen im Land kreis vor Probleme, als Arbeitgebe­r attraktiv zu bleiben.

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