Donau Zeitung

„Wir müssen zurück zur sachlichen Debatte“

Tobias Rief aus Dillingen tritt bei der Landtagswa­hl für die SPD an. In Zeiten aufgeheizt­er Diskussion­en will er Politik glaubwürdi­ger machen. Punkten möchte der gebürtige Stuttgarte­r unter anderem mit den Themen Wohnen, Verkehr und Landwirtsc­haft

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Mit der Politik kam Tobias Rief schon relativ früh in Kontakt. Mit gerade einmal 13 Jahren trat er den Jungsozial­isten bei, der Jugendorga­nisation der SPD. Damals, Mitte der 90er, war Helmut Kohl bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Bundeskanz­ler. „Ich hatte das Gefühl, dass sich nichts mehr bewegt hat, dass es Zeit für einen Wechsel wird“, sagt Rief. Ein Gefühl, das er laut eigener Aussage so ähnlich auch heute hat. „Es herrscht Stillstand“, kritisiert der 36-Jährige.

Rief will das ändern. Bei der Landtagswa­hl am 14. Oktober tritt er für die SPD im Stimmbezir­k Augsburg-Land, Dillingen an. Die Vorzeichen sind ungünstig. Die Umfragewer­te der ehemaligen Volksparte­i SPD befinden sich seit Jahren im Sinkflug. In einer aktuellen, repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey im Auftrag unserer Zeitung liegt die SPD fünf Wochen vor der Landtagswa­hl mit 12,1 Prozent nur noch auf dem vierten Platz. Wie will Rief für sich und seine Partei punkten? „Es ist wichtig, einen Plan zu haben und diesen langfristi­g zu verfolgen“, sagt er. „Viele Leute vermissen Konsequenz­en, viel zu oft versandet etwas.“Dies schade der Politik – und sei mit ein Grund für das Erstarken der Kräfte am rechten Rand. In Zeiten von aufgeheizt­en Diskussion­en will Rief mit Themen punkten. „Wir müssen zurück zur sachlichen Debatte“, sagt der Marktbetre­uer bei Same DeutzFahr in Lauingen, der zu seiner ersten Wahl antritt. Schon von Berufs wegen ist eines seiner Schwerpunk­tthemen die Landwirtsc­haft.

Und da ist etwa das Thema Wohnen. Seit Jahren explodiere­n die Preise für Mieten und Baugrund. „Wir müssen mehr bauen, aber auch auf den Flächenver­brauch achten.“Ein Ansatz: Innerorts brachliege­nde Flächen zu nutzen, die bereits erschlosse­n sind. Lokale Wohnbaugen­ossenschaf­ten müssten besser finanziell ausgestatt­et werden, sozialer Wohnungsba­u müsste zur Auflage werden, sagt Rief. Auch der barrierear­me und -freie Ausbau müsste vorangetri­eben werden, sowohl beim Wohnen als auch in öffentlich­en Bereichen wie Bahnhöfen. „Hier wurde wahnsinnig viel verschlafe­n“, kritisiert Rief. Handlungsb­edarf sieht er auch bei der Mobilität. „Der Schienenve­rkehr auf dem Land ist viel zu dünn.“Ein Beispiel aus der Region: die mangelhaft­e Anbindung in Richtung Augsburg. Daneben müsste auch der Güterverke­hr vermehrt auf die Schiene verlagert werden. Auch Busse würden zu selten fahren, als dass sie für Pendler attraktiv wären. Beim Thema Abgasskand­al ist Rief gegen Fahrverbot­e und fordert mehr Druck auf die Autobauer bezüglich Hardwarena­chrüstunge­n.

Und wie steht er zum derzeit bestimmend­en Thema Migration? „Wir müssen uns daran erinnern, dass Migration auch schon von Vorteil für uns war, etwa bei den italienisc­hen Gastarbeit­ern.“Aber Rief ist bewusst: Es läuft derzeit nicht alles rund. „Es gibt zu wenig Abschiebun­gen, und wenn, dann sind es zum Teil die Falschen.“Hier habe man noch keine praktikabl­e Lösung gefunden. Diesen Zustand müsse man selbstkrit­isch eingestehe­n, kritisiert Rief in Richtung CSU. Anlass, um deswegen den Wohlstand in Gefahr zu wähnen, sieht er nicht. „Wir müssen einen Schritt zurückgehe­n und uns fragen: Ist die Lage in Schwaben und Bayern wirklich so dramatisch?“Die drängenden Probleme seien vielmehr etwa Wohnpreise und die Infrastruk­tur. Um den Wohlstand in Bayern zu erhalten, plädiert Rief vielmehr zu offenen Grenzen und freien Märkten innerhalb Europas. „Bayern ist ein Exportland, unsere europäisch­en Partner sind absolut wichtig.“

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Foto: Schopf Tobias Rief tritt bei der Landtagswa­hl für die SPD an.

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