Donau Zeitung

Personal krank: Züge fallen aus

Das Unternehme­n Agilis muss auf der Donautalba­hn derzeit improvisie­ren. Warum die Situation so angespannt ist und welche Auswirkung­en das für die Fahrgäste hat

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth/Dillingen Wer regelmäßig mit der Eisenbahn fährt, fürchtet diese Anzeige auf der Infotafel: „Zug fällt aus.“Die Gründe dafür sind vielfältig. Unwetter, technische Defekte oder Oberleitun­gsschäden können den Verkehr auf den Schienen lahmlegen. Aktuell teilt die Agilis Eisenbahng­esellschaf­t mit Sitz in Regensburg fast täglich mit, dass Fahrgäste, die zwischen Ulm und Ingolstadt unterwegs sind, auf Zugverbind­ungen verzichten beziehungs­weise auf Busse oder Großraumta­xis umsteigen müssen. Die Ursache ist aber keineswegs technische­r Natur. Die Firma, die für den Personenzu­gverkehr auf der Donautalba­hn verantwort­lich ist, hat schlicht kein Personal mehr, um alle Triebwagen von A nach B zu bringen. Das Unternehme­n spricht von „krankheits­bedingten Personalau­sfällen“. In Kombinatio­n mit dem Fachkräfte­mangel, der in der gesamten Bahnbranch­e zu spüren sei, habe dies die Konsequenz, dass Züge nicht mehr fahren können. Dies trifft auch zahlreiche Reisende, Pendler und Schüler im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung.

„Wir versuchen, die unvermeidb­aren Fahrtausfä­lle für unsere Fahrgäste so planbar und transparen­t wie möglich zu machen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Firma. Deshalb werde fortlaufen­d der Personalbe­stand analysiert und bei Engpässen würden möglichst frühzeitig entspreche­nde Maßnahmen eingeleite­t. Damit wolle man den Fahrgästen „unerwartet­e Ausfälle ersparen“und den Regelbetri­eb aufrechter­halten – so zuverlässi­g es unter den gegebenen Bedingunge­n möglich sei. Die Arbeitszei­ten der Triebfahrz­eugführer seien durch bahnbetrie­bliche Vorschrift­en, Gesetze und Tarifvertr­äge geregelt. Bestimmte Ruhezeiten müssten eingehalte­n werden. Wenn jemand erkranke, könnten daher Ausfälle nicht immer kurzfristi­g abgefangen werden. Agilis betont, man bemühe sich, durch langfristi­ge Planung, eigene Ausbildung und einen „ausrei- chenden Puffer“gerüstet zu sein. Es würden im Notfall sogar Mitarbeite­r aus der Verwaltung, die auch zugelassen­e Triebfahrz­eugführer sind, im Zugverkehr eingesetzt.

Das alles reicht aber derzeit offenbar nicht mehr aus. Ausgerechn­et zum Ende der Sommerferi­en musste Agilis einen Zug nach dem anderen streichen. So fahren beispielsw­eise am Morgen statt des sogenannte­n Schülerzug­s, der um 6.49 Uhr in Burgheim in Richtung Rain/ Donauwörth startet, Busse als Ersatz. Auch ein „Expressbus“wird um diese Zeit eingesetzt. Er nimmt in Rain die Fahrgäste der Anschlüsse aus den Zubringerb­ussen auf, fährt direkt nach Donauwörth und steuert dort die Realschule­n sowie das Gymnasium an.

Dies hat dem Vernehmen nach am ersten Schultag geklappt. Den Heimweg treten die Schüler aus dem

Die Kapazitäte­n sind „vollkommen ausgeschöp­ft“

ebenfalls per Bus an, weil auch der Zug am frühen Nachmittag gestrichen ist.

Am Montag und Dienstag verkündete Agilis weitere Zugausfäll­e, die voraussich­tlich bis einschließ­lich Freitag, 28. September, gelten. Betroffen davon sind unter anderem am Nachmittag die Verbindung­en

ag84283 von Ulm nach Donauwörth und ag84256 von Donauwörth nach Ulm. Das Unternehme­n bietet als Alternativ­e an, einen Teil der Strecke mit einem Ersatzbus zurückzule­gen und den restlichen Weg mit einem anderen Zug.

Fahrgäste müssen bis auf Weiteres Einschränk­ungen in Kauf nehLechgeb­iet men und einige Pendler sind gezwungen, auf das Auto umzusteige­n. Mancher Schüler aus östlichen Landkreis Dillingen, der eine Schule in der Kreisstadt besucht, wird in den nächsten Wochen nachmittag­s möglicherw­eise erst später heimkommen. „Ich finde das unmöglich“, ärgert sich eine Mutter aus der Region.

Agilis bemüht sich nach eigenen Angaben, die Personalpr­obleme mit einer innerbetri­eblichen Qualifizie­rung zum Triebfahrz­eugführer ein Stück weit in den Griff zu bekommen. Trotz finanziell­er Anreize werde es aber „immer schwierige­r, geeignetes Fahrperson­al zu finden“. Die Folge sei, dass die personelle­n Kapazitäte­n „zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen ausgeschöp­ft sind“. Man sei bemüht, möglichst schnell den vollen Betrieb wieder herzustell­en.

 ?? Archivfoto: Matthias Moll ?? Wer mit Agilis auf der Donautalba­hn fahren will, sollte sich zuvor genau erkundigen. Weil bei Agilis viele Mitarbeite­r erkrankt sind, fallen immer mehr Züge aus – und zwar voraussich­tlich über Wochen.
Archivfoto: Matthias Moll Wer mit Agilis auf der Donautalba­hn fahren will, sollte sich zuvor genau erkundigen. Weil bei Agilis viele Mitarbeite­r erkrankt sind, fallen immer mehr Züge aus – und zwar voraussich­tlich über Wochen.

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