Donau Zeitung

Karten, Whisky und Oldtimer als Geldanlage?

Nicht jeder bringt sein Vermögen nur auf die Bank oder legt es „klassisch“in Gold, Aktien oder Immobilien an. Menschen aus dem Landkreis erzählen, in welchen Nischen sich Produkte verbergen, die als Wertanlage taugen

- VON BENJAMIN REIF, CORDULA HOMANN UND ANDREAS SCHOPF HIER SAGEN SIE IHRE MEINUNG

Landkreis Von Aktien hält Franz Bohmann nichts. Er legt sein Geld lieber in etwas an, was ihm persönlich Freude bereitet: Whisky. Der Wertinger hat in seinem Haus ein eigenes Zimmer dem Genuss der Spirituose gewidmet. Doch längst nicht jede Flasche wird bei Bohmann geöffnet und im Laufe der Jahre getrunken. Viele Flaschen Whisky kauft Bohmann, um sie irgendwann mit sattem Gewinn wieder zu verkaufen. Denn im Laufe der vergangene­n Jahrzehnte hat sich für Whisky ein Markt entwickelt, auf dem besonders beliebte und rare Flaschen hohe Preise erreichen können.

An der Wand in Bohmanns „Whiskyzimm­er“hängen Fotos von Destilleri­en, die er auf seiner Reise nach Schottland besucht hat. Persönlich genießt Bohmann – Anfang 50, kräftiger Händedruck – gern rauchige, torfige Whiskys. Der Genuss sei das Eine, der Einkauf von Flaschen als Wertanlage etwas völlig anderes. „Ich würde Whisky als Wertanlage jedem empfehlen“, sagt der Wertinger. Allerdings müsse man sich auskennen, in die Materie einarbeite­n, nicht wahllos irgendwelc­he Flaschen kaufen. Vor allem „Single Malts“aus Schottland sind unter Sammlern beliebt. Meistens gilt: je älter, desto besser. Es gibt aber auch beliebte Produkte aus Japan, Irland, sogar aus Bayern. Manche Abfüllunge­n werden von vornherein nur in limitierte­r Stückzahl und mit aufwendige­n Verpackung­en herausgebr­acht. So entstehen bei Sammlern Begehrlich­keiten, die Preise steigen.

In der Konsumwelt bilden sich Nischen, in denen Produkte extreme Preiszuwäc­hse gewinnen können. Dieses Phänomen beschreibt Bertil Angermann, der neben dem Dillinger Kino „Bertils Spielwiese“betreibt. Für allerlei Spielwaren gebe es Sammler, die für Raritäten viel Geld ausgeben – altes deutsches Blechspiel­zeug etwa, Modelleise­nbahnen oder Action-Figuren. Einen besonderen Aufstieg habe das Sammelkart­enspiel „Magic: The Gathering“verzeichne­t. Die Spieler kaufen sich dabei verschloss­ene Packungen von Spielkarte­n und stellen daraus ihr persönlich­es „Deck“zusammen, um sich mit anderen Spielern zu duellieren. Oder sie kaufen einzelne Karten, meistens im Internet. Einige Karten aus der Anfangszei­t von 1994 können – sofern sie sich in gutem Zustand befinden – viel Geld wert sein, etwa der „Black Lotus“. Laut Angermann » wurden Exemplare bereits für mehr als 20000 US-Dollar gehandelt. Für eine einzelne Spielkarte, wohlgemerk­t, die ursprüngli­ch für wenige Dollar erworben werden konnte. „Es gibt Leute, die handeln heute mit solchen Einzelkart­en und leben davon“, sagt Angermann.

Was ist mit Turnschuhe­n? Menschensc­hlangen bilden sich vor bestimmten Geschäften, wenn Nike, Adidas, Puma oder andere einen neuen Turnschuh in kleiner Auflage herausbrin­gen. „Das passiert aber nicht in Dillingen“, sagt Andreas Kraus von Intersport Kraus und lacht. „Da ist selbst München zu klein.“In Paris, London, Berlin oder New York gibt es den Hype. Doch auch der Chef des Dillinger Sportfachg­eschäfts trägt einen Schuh, der mal heiß begehrt war. „Das ist ein Adidas ultra boost ganz in weiß, den haben wir vor knapp zwei Jahren für 179 Euro verkauft. Da riefen die Leute von überallher an, ob wir ihn haben.“Im Internet wurde das Modell für bis zu 250 Euro gehandelt. Dann habe Adidas den Schuh weiter produziert und Nachfrage und Preis sanken wieder. Einen Schuh in kleiner Auflage zu haben, das wäre schon mal was, sagt Kraus. „Aber ich brauche keine Modelle, die kein Kunde will.“Besonders groß war das Interesse der Kunden heuer an Deutschlan­dtrikots. „Seit der Heim-WM 2006 haben wir nicht mehr so viele verkauft wie in diesem Jahr – noch bevor der erste Ball rollte“, erinnert sich Kraus. Richtig wertvoll sei ein Trikot aber nur mit einer besonderen Unterschri­ft, etwa mit der Signatur von Fußballsta­r Neymar. „Oder man sammelt von klein auf die Trikots der Deutschen Mannschaft. Oder alle WM-Bälle, das ist auch cool. Wenn man so einen Satz nach ein paar Jahren verkauft, dann ist das schon etwas wert.“Mit Schuhen würde das nicht funktionie­ren. Die seien nach 25 Jahren nicht mehr tragbar.

Autos mit diesem Alter gelten als Oldtimer. Mit diesen kennt sich Roman Wörle aus. Er restaurier­t in seiner Werkstatt in Syrgenstei­n alte Mercedes. Sein Spezialgeb­iet: der Mercedes 600. Solche Fahrzeuge können heute, je nach Modell und Zustand, ein Vermögen wert sein. Für den teuersten Mercedes im BeTrikots Bank in den USA. Es folgte die größte Kapitalver­nichtung in der Menschheit­sgeschicht­e. Und der Schwabe wandte sich endgültig von der Hochfinanz ab. Sein hart erschaffte­s Geld wandert seitdem wieder bevorzugt in sein ganz persönlich­es Valium – ein angenehmes Gefühl bei all der digitalen Hektik: das Sparbuch, der Bausparver­trag. Das ist des Schwabens Welt. Komme an Niedrigzin­s was da wolle. Der baufixiert­e Schwabe fand sich nach dem Schock der Finanzkris­e plötzlich im Schlaraffe­nland: Dank der Hochfinanz ist für ihn weniger schaffe und mehr baue verbunden – Häusle baue bei historisch niedrigen Zinsen. So kommt es, dass Schwaben landauf, landab überschwem­mt wird mit Landvillen im Toskana-Stil. stand von Wörle müsste man eine halbe Million Euro hinlegen. Kein Wunder, dass bei diesen Beträgen so mancher an das Thema Geldanlage denkt. Zumal der Wert der Fahrzeuge durchaus steigen kann. In den vergangene­n gut zehn Jahren sei der Preis für einen Mercedes 600 um bis zu 20 Prozent gestiegen, sagt Wörle. Andere Modelle seien in der gleichen Zeit sogar mehr als dreimal so wertvoll geworden. „Man weiß nicht, warum, und die Wertentwic­klung kann genauso schnell wieder in die andere Richtung gehen“, sagt Wörle. Speziell bei Autos ist es mit dem Kauf allein nicht getan. Die Fahrzeuge müssen regelmäßig gefahren und technisch in Schuss gehalten werden. Laut Wörle muss man im Jahr fünfbis zehntausen­d Euro investiere­n, um den Zustand zu erhalten.

Weniger Arbeit hat man mit Briefmarke­n. Die müssen lediglich trocken, kühl und in weichmache­rfreien Alben gelagert werden, erklärt Hans Scherm, Vorsitzend­er der Briefmarke­nfreunde Gundelfing­en. „Dann sind bestimmte Marken zweifelsoh­ne eine Wertanlage.“Beliebt und wertvoll ist etwa der „Schwarze Einser“, die erste deutsche Briefmarke. Ein Zwölfer-Block davon brachte 2009 bei einer Auktion 320 000 Euro. Manch andere Marken gehen in die Millionen. Wie bei allem gebe es auch hier jedoch keine Garantie für Wertsteige­rungen, betont Scherm.

Mehr als 20 000 Dollar für eine einzige Spielkarte

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Foto: Schopf Bertil Angermann verkauft in seinem Spielzeugl­aden in Dillingen „Magic“Karten. Die können, wenn sie selten genug sind, recht wertvoll werden. In seinen Händen hält er Kar ten mit einem Wert im unteren vierstelli­gen Bereich. Auch in andere Konsumgüte­r, wie etwa Whisky und Oldtimer, könnte es sich lohnen zu investiere­n.
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