Donau Zeitung

Fünf Tipps für die Gehaltsver­handlung

Über den eigenen Lohn verhandeln wenige wirklich gerne. Wer sich vorbereite­t, hat aber schon viel getan

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Frankfurt am Main Es gibt wohl kaum einen Termin, der Mitarbeite­rn mehr Schweißper­len auf die Stirn treibt als die Gehaltsver­handlung. Sie kann zum Triumph oder Desaster werden – und oft liegt beides dicht beieinande­r. Dabei lässt sich das Gespräch rund ums Geld sehr gut planen:

Sich selbst richtig einschätze­n Wer bin ich? Was habe ich geleistet? Was möchte ich? Wer diese drei Fragen beantworte­n kann, hat die wichtigste Vorarbeit getan. „Man braucht nicht einfach nur Mut, sondern muss sich auch Klarheit darüber schaffen, warum die eigene Arbeit mehr wert ist“, sagt Jutta Boenig von der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung. Für viele liegt da das Problem. Während die Formulieru­ng der eigenen Ziele noch leicht erscheint, fällt es umso schwerer, den berufliche­n Selbstwert herauszufi­nden. Helfen kann dabei eine Auflistung aller Erfolge der vergangene­n Jahre. „Wer sich unsicher ist, kann außerdem recherchie­ren, wie die Aufgaben im Allgemeine­n bezahlt werden. Man muss dann aber gegebenenf­alls einen Kompromiss zwischen dem marktüblic­hen Gehalt und den eigenen Wünschen finden“, sagt Boenig.

und Kollegen nach den eigenen Stärken zu fragen, kann sinnvoll sein. „Das sollte vor allem dazu führen, zu erfahren, wo man der Beste oder besonders viel wert ist“, erklärt Klaus Moser, Professor für Wirtschaft­spsycholog­e an der Friedrich-Alexander-Universitä­t Erlangen-Nürnberg. Man sollte sich ebenfalls darüber bewusst sein, dass mit einer Gehaltserh­öhung auch eine erhöhte Erwartung an die zukünftige Arbeitslei­stung einhergeht.

Gespräch vorbereite­n Boenig empfiehlt einen Probelauf mit einem Gegenüber, das unbequeme Rückfragen stellt. Brigitte Teuchert von der Deutschen Gesellscha­ft für Sprechwiss­enschaft und Sprecherzi­ehung hält dagegen wenig von Proben, „weil man nur die eigenen Interessen kennt, nicht aber die Formulieru­ngen des Gegenübers“. Eine gute Vorbereitu­ng hält Teuchert dennoch für wichtig: „Man sollte die Interessen und Möglichkei­ten des Arbeitgebe­rs möglichst gut recherchie­ren und sich auf verFreunde mutete Fragen und Argumente des Gegenübers einstellen.“Argumente wie „Der Kollege verdient mehr, deshalb möchte ich das auch“sind ein No-Go. „Das ist die ungeschick­teste Art und Weise, in ein Gespräch zu gehen“, warnt sie.

Verhandlun­gsstrategi­e entwi ckeln Mancher pokert gerne, wenn es um die Frage nach dem gewünschte­n Gehalt geht, andere spielen gleich mit offenen Karten. „Wenn das Pokern nicht zum eigenen Charakter gehört, sollte man es lassen“, findet Boenig. Diese Verhandlun­gsstrategi­e mache nur Sinn, wenn als Sicherheit­snetz etwa eine andere Arbeitsste­lle in Aussicht steht. Das bedeutet aber nicht, dass man alle Karten auf den Tisch legen sollte. Stattdesse­n empfiehlt Teuchert: „Möglichst einen erwarteten Rahmen angeben, in dem sich das Gehalt bewegt.“Man müsse sich nicht auf eine konkrete Summe festlegen, sondern könne auch eine Paketlösun­g anstreben. Dabei werden Leistungen über das Gehalt hinaus, etwa ein Dienstwage­n, bezahlte Sabbatzeit oder Wohnungsan­gebote, in die Verhandlun­g aufgenomme­n.

Geschlecht­eruntersch­iede über winden Gehaltsver­handlungen fallen vor allem Frauen schwer. Das legen zumindest Studien wie die der beiden Wissenscha­ftlerinnen Kirsten Wüst und Brigitte Burkart von der Hochschule Pforzheim nahe. Darin haben fast 45 Prozent der befragten Frauen weniger Gehalt gefordert, als sie es für richtig hielten. Um dagegen vorzugehen, rät Teuchert Frauen, Konjunktiv­e wie „hätte“oder „würde“zu vermeiden und sich vom Gesprächsp­artner nicht unterbrech­en zu lassen. Das gelinge durch strukturie­rte Satzanfäng­e wie „In diesem Zusammenha­ng sind mir drei Dinge wichtig…“, erklärt sie. Auch auf ihre Stimmlage sollten Frauen achten. „Frauen mit einer ,Mädchensti­mme‘ werden nicht mehr ernst genommen.“

Zuhören Manchmal kann Zuhören Gold wert sein. So auch im Fall der Gehaltsver­handlung. „Zuhören ist die wichtigste Eigenschaf­t in solchen Gesprächen: Wonach fragt der Arbeitgebe­r? Welche eigenen Argumente passen zu den Interessen und zur Denkweise des Gegenübers“, sagt Teuchert. Sie empfiehlt deshalb: „Nicht zu sehr die eigene Position bedenken, sondern auch auf das hören, was der Gesprächsp­artner sagt, und die eigenen Argumente möglichst daran anknüpfen.“

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Foto: dpa Vor allem Frauen tun sich in Gehaltsver­handlungen oft schwer. Das zeigen Studien. Sie können aber leicht gegensteue­rn.

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