Hier „residieren“Studenten und Forscher
Die Hochschule Augsburg platzt aus allen Nähten. Sie bekommt nicht nur neue Gebäude. Auch immer mehr historische Bauten werden genutzt. Aber wer darf hinein? Und wer soll ins alte Gefängnis?
Die Hochschule Augsburg wächst rasant. 6200 Studenten brauchen mehr Raum. Auch für immer mehr Forschungsprojekte wird der Platz knapp. Die beiden Campus-Areale am Roten Tor und am Brunnenlech reichen nicht mehr aus, eine Erweiterung ist dringend nötig. Studenten, Wissenschaftler und Verwaltung bekommen aber nicht nur Neubauten. Sie dürfen auch historische, denkmalgeschützte Gebäude beziehen. Bleiben nur zwei Fragen: Geht die interne Verteilung dieser tollen Adressen ganz ohne Ärger ab? Und wer kommt in die frühere Justizvollzugsanstalt?
● Villa Die neueste Anmietung ab September ist ein Villengebäude am Silbermann-Park. Auf der einen Seite hat man einen Blick ins Grüne, auf der anderen Seite sind es nur ein paar Schritte zum Campus am Brunenlech. Hochschulsprecher Tobias Kolb sagt: „Mit der SilbermannVilla nutzt die Hochschule die Gelegenheit, Teams und Referate zusammenzuführen, die aktuell über den Campus am Roten Tor und den Campus am Brunnenlech verteilt sind.“Insgesamt stehen mit der Silbermann-Villa 300 Quadratmeter Bürofläche und 200 Quadratmeter Besprechungsräume zur Verfügung. Und wer zieht dort ein? Mitarbeiter für Strategie und Qualitätsmanagement, für angewandte Geistes- und Naturwissenschaften sowie Mitarbeiter des neuen Projektbüros der Sie sollen den Wissenstransfer mit der Region weiter ausbauen. Wie Kolb erklärt, wird die Silbermann-Villa 2 und 2a als Interim angemietet, und zwar solange, bis der geplante dritte Campus der Hochschule fertig ist – auf dem Prinz-Karl-Gelände im Stadtteil Hochfeld. Das soll in Schritten ab 2021 der Fall sein.
● JVA Altbau Bis der gesamte neue Campus „Prinz Karl“auf dem früheren Gefängnisareal zur Verfügung steht, werden nach Angaben der Hochschule mindestens fünf Jahre vergehen. Das Areal hat 33 000 Quadratmeter, davon 6000 Quadratmeter Nutzfläche. Dort steht auch ein denkmalgeschütztes ehemaliges Kasernengebäude, das saniert und modernisiert wird. In dem früheren JVA-Bau waren mehrere Einzelzellen sowie Teile der Gefängnisverwaltung untergebracht. Wer wird dort einziehen? Im historischen Klinkerbau sollen vor allem Abteilungen untergebracht werden, die eher weniger Kontakt mit Studierenden haben, etwa die Abteilungen Personal und Recht sowie Finanzen. Dort sind aber auch Gruppenarbeitsund Seminarräume geplant. Für den Doppelhaushalt 2019/2020 des Freistaats sind acht Millionen Euro beantragt, um den Denkmalbau für den Hochschulbetrieb zu ertüchtigen.
● „Hochschulschloss“Vom „Hochschulschloss“reden viele Augsburger, wenn sie den heutigen Überrest der ehemaligen Schüleschen Kattunfabrik meinen. Sie war eines der ersten Fabrikgebäude Deutschlands und wurde 1770-1772 von Leonhard Christian Mayr errichtet. Sie war damals ein schlossähnlicher Bau. 1997 wurde die Schülesche Kattunfabrik für den Ausbau der Hochschule erworben. Dort ist heute der zweite Campus beheimatet, im historischen Flügel samt zwei modernen verglasten Anbauten und weiteren neueren Gebäuden. Wer ist im Altbau untergebracht?
Im „Hochschulschloss“haben das Präsidium der Hochschule, die direkt angeschlossenen Stabsstellen und die persönlichen Referenten ihren Sitz. Außerdem sind in dem re„HSA_transfer“. präsentativen Gebäude Teile der Fakultät für Gestaltung sowie Büros von Professorinnen und Professoren der Gestaltung untergebracht. Vor Jahren, beim Bezug des „Hochschulschlosses“, hatte es intern Diskussionen gegeben. Damals wurde von einigen kritisiert, dass ausgerechnet die Hochschulleitung diese schönen Räume beziehen sollte. Mit der heutigen Regelung und den verschiedenen Nutzern hat sich die Kritik aber erledigt. „Wir haben inzwischen so viele attraktive Räume, dass die Verteilung ohne Eifersüchteleien abläuft“, sagt Hochschulsprecher Kolb.
Andererseits herrscht an der Hochschule derzeit massiver Platzmangel. Innerhalb der vergangenen elf Jahre stieg die Studierendenzahl von 4000 auf 6200 an. Das ist ein Zuwachs von 55 Prozent. Kolb sagt, „dieser Zuwachs an Studierenden zieht natürlich auch einen Zuwachs an Personal mit sich“. Auch darüber hinaus entwickelt sich die Hochschule Augsburg weiter. Neue Forschungsprojekte wurden eingeworben. Dies bedeutet, dass auch mehr Raum für neue wissenschaftliche Mitarbeiter, für Labore und Forschungsinstrumente gebraucht wird.