Donau Zeitung

Nicola Beer spricht mit Frauen über Frauen und Politik

Die Generalsek­retärin der Bundes-FDP ist mit Bürgermeis­terkandida­tin Claudia Stocker zu Gast in Lauingen beim „Ladys-Talk“. Klassische Frauenthem­en spielen nur eine Nebenrolle

- VON JAKOB STADLER

Lauingen Warum Nicola Beer, die Generalsek­retärin der BundesFDP, am Samstagnac­hmittag im Genießerho­tel Lodner in Lauingen ist, sagt sie ganz klar: „Weil wir hier demnächst die Bürgermeis­terin stellen.“Sie will um fünf Stimmen für die Liberalen kämpfen. Neben der Stimme für Claudia Stocker bei der Bürgermeis­terwahl sollen es am 14. Oktober auch je zwei Stimmen bei Bezirkstag­s- und Landtagswa­hl sein. Doch es gibt noch ein Anliegen, schließlic­h spricht sie bei einer Veranstalt­ung, die als „LadysTalk“angekündig­t ist. Es ist die erste Veranstalt­ung der am 27. Juli gegründete­n Gruppe „Liberale Frauen Schwaben“. Beer sagt: „Es wird immer behauptet, die FDP wäre nicht weiblich genug.“An der Veranstalt­ung und an den vielen Besucherin­nen sehe man, wie groß das Potenzial ist. In allen Parteien seien die Männer in der Mehrzahl, besonders in höheren Positionen. Das wolle man verändern, bei der FDP und insgesamt. „Frauen und Männer, nicht gegen Männer“, nennt Beer als Leitlinie.

Dass es in der Politik nur wenige Frauen gebe, habe viele Gründe. Am Interesse liege es sicher nicht. „Frauen interessie­ren sich nicht weniger für Politik“, sagt Beer. Und: „Sie interessie­ren sich nicht ausschließ­lich für Frauenthem­en.“

Das zeigt sich auch bei der Diskussion, die sich den Vorträgen von Beer und Stocker anschließt. Da geht es zuerst um die Arbeits- und Steuerpoli­tik, um Ladenöffnu­ngszeiten, um die Ansiedlung von Gewerbe, um Altersarmu­t und Unterstütz­ungen des Staates. Wie viele Probleme aber mit dem vermeidlic­hen Frauenthem­a Kinderbetr­euung zusammenhä­ngen, wird kurz danach klar. Eine Kinderbetr­euung am Nachmittag zu bekommen sei fast unmöglich, auch die einzige Nachmittag­sgruppe in Lauingen gehe nur bis 17 Uhr. Die Unternehme­n würden ihre Halbtags- kräfte aber gerne am Nachmittag beschäftig­en, schließlic­h haben da mehr Kunden Zeit. Das belaste am Ende sowohl Unternehme­n als auch junge Mütter, für die eine Halbtagsst­elle infrage kommt.

Beer will den Blick der männlichen Politik erweitern – ändern müssten sich aber auch die Frauen. Wenn es um Posten gehe, seien sie oft zu zurückhalt­end. Während sich bereits zehn Männer beworben hätten, von denen zwei Drittel überhaupt nicht auf die Stellenbes­chreibung passe, würden viele Frauen noch gar nicht über eine Bewerbung nachdenken. Das Problem seien oft das Selbstvert­rauen und ein Perfektion­ismus, zu „180 Prozent“vorbereite­t zu sein. „100 Prozent statt 180 reichen“, sagt Beer. Männer trauten sich häufig schon mit 25 Prozent. Und in Parteien sollten es nicht nur die Fleißarbei­ten sein. Statt sich als Protokollf­ührerin und Kassiereri­n zu melden, weil das keiner machen wollte, sollten Frauen in die erste Reihe drängen.

Männer hätten in der Politik nicht nur Netzwerke, sondern Seilschaft­en. Wenn einer nach oben komme, ziehe er gleich mehrere andere mit. Diese Taktik sollten auch die Frauen durchaus im Hinterkopf haben.

Und es lohne sich, denn Politik werde durch Frauen effektiver. Beer sagt: „Das Ergebnis wird nicht nur anders, sondern besser.“

Eine Frau in einer entscheide­nden Rolle, das ist auch das Ziel der Lauinger FDP. Bürgermeis­terkandida­tin Stocker nutzt die Veranstalt­ung, um über ihre Ziele zu sprechen. „Jetzt ist es an der Zeit anzupacken“, sagt sie. Zukunftsor­ientiertes Denken, schnellere­s Handeln, alles mit dem Ziel, die Stadt attraktive­r zu machen. Klar gebe es in Lauingen Probleme, aber auch großes Potenzial. Manchmal habe sie den Eindruck, „wir dümpeln vor uns hin“, sagt Stocker, die Stadt sei in einer „Pessimismu­sphase“. Das solle sich ändern – und auch das Argument, die Stadt sei finanziell schlecht gestellt, „das lasse ich nicht mehr gelten“. Dem will sie mit Gewerbeans­iedlungen entgegentr­eten. Wegen des Leerstande­s in der Innenstadt gebe es das Leerstands­management – „aber wir müssen auch mit den Privatleut­en reden“. Auch wenn die letztendli­ch selbst entscheide­n könnten, was mit ihren Immobilien geschieht, „das gehört auch zum Stadtbild“.

„Dass es ein langer steiniger Weg ist, das ist klar.“Doch man solle auch stolz darauf sein, was man hat. „Wir haben Zuzug, wir haben junge Familien, wir haben Kitas und wir haben jegliche Schularten.“

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Foto: Jakob Stadler Nicola Beer, die Generalsek­retärin der FDP (links), sprach mit der Lauinger Bürgermeis­terkandida­tin Claudia Stocker beim „La dys Talk“der „Liberalen Frauen“im Genießerho­tel Lodner.

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