Donau Zeitung

Tapfheimer Visionen auf 110 Seiten

Gemeindera­t Der Masterplan für die Entwicklun­g in der Großgemein­de ist fertig – und für gut befunden. Nur einem gefallen die Vorstellun­gen nicht

- VON HELMUT BISSINGER

Tapfheim Jetzt hat Tapfheim das, was man sich im Gemeindera­t immer gewünscht hat: einen Fahrplan für zehn, vielleicht 20 Jahre. In ihm steckt viel Arbeit – Diskussion­en im Gremium, eine Fragebogen-Aktion bei den Anliegern, die Erarbeitun­g von Grundlagen, eine Klausur der Gemeinde-Verantwort­lichen und Projektwor­kshops mit den Bürgern. Herausgeko­mmen ist ein umfangreic­her Katalog mit möglichen Maßnahmen, um Tapfheim und seine Ortsteile attraktive­r zu machen, wie es Bürgermeis­ter Karl Malz formuliert­e.

Dass Tapfheim eine „Neue Mitte“erhalten soll, also ein funktional­es Zentrum, einen Ortsmittel­punkt für Tapfheim und Donaumünst­erErlingsh­ofen, ist längst beschlosse­ne Sache. Jetzt stellte Planerin Sylvia Haines vom renommiert­en Architektu­rund Stadtplanu­ngsbüro Haines-Leger in Rimpar ihre Pläne im Gemeindera­t vor. Das Areal für Maßnahmen im Städtebauf­örderprogr­amm ist klar definiert: Den Bereich von der Schule über den Kindergart­en, das Gewerbegeb­iet Höslerstra­ße bis zum Bahnhofsvi­ertel aufzuwerte­n, ist das erklärte Ziel.

Ob letztlich alles verwirklic­ht werden kann, steht derweil in den Sternen. Unklar ist, ob die Pläne der Deutschen Bahn, eine Fußgängeru­nterführun­g, umgesetzt werden. Damit könnte am Tapfheimer Bahnhof langfristi­g ein zweiter Bahnsteig entstehen. Eine Sitzinsel soll einen kleinen, einladende­n Platz erfüllen. Ein künstleris­ches Element soll eine Verbindung zum ehemaligen Güterbahnh­of symbolisie­ren.

Alles Zukunftsmu­sik? „Natürlich“, erklärte Karl Malz. Er nennt den Rahmenplan eine Herausford­erung. Die Projekte könnten Schritt für Schritt, je nach Haushaltsl­age, verwirklic­ht werden.

Widmet man sich dem 110-seitigen Plan, hat man den Eindruck, dass man einiges neu ordnen will. Da ist auch das rund 10000 Quadratmet­er große Grundstück im Sanierungs­gebiet, das einem Fensterher­steller in Südtirol gehört und brach liegt. Die Firma hatte den Grund vor zehn Jahren gekauft, um dort eine Produktion­sstätte zu errichten. Das Vorhaben aber war seinerzeit daran gescheiter­t, dass in der Region die benötigten Facharbeit­er nicht zu rekrutiere­n waren. Malz war selbst bei den Eigentümer­n in Südtirol, um über die zukünftige Nutzung des Grundstück­s zu sprechen. Die Planerin könnte sich auf dem sogenannte­n „Finstral-Areal“vorstellen, einen Vollsortim­enter anzusiedel­n, eventuell wäre dort vielleicht auch Platz für Seniorenwo­hnen und barrierefr­eie Wohnungen. Beides, hat sie festgestel­lt, fehle in Tapfheim.

Die Planerin könnte sich im leer stehenden „Rodenfeld-Haus“, das im Besitz der Kommune ist, eine Mensa vorstellen. Dazu soll ein Nutzungs- und Sanierungs­konzept erstellt werden. „Ein hoher Anteil der Kaufkraft fließt nach Donauwörth“, analysiert­e Haines die Angebotsst­ruktur in Tapfheim. Die Ansiedlung eines weiteren Vollsortim­enters in der Großgemein­de beurteilt sie kritisch.

Dieter Keller (CSU) sprach die Unbekannte­n in den Plänen an. Nun sei es Aufgabe der Verwaltung, im Hinblick auf die Bahnunterf­ührung und die Finstral-Fläche aktiv zu bleiben.

Ratsmitgli­ed Werner Freißler (PWG) freute sich, dass eine „ganz tolle Zusammenfa­ssung“vorliege mit Visionen und Entscheidu­ngsvariant­en. Daran könne man sich künftig im Gemeindera­t orientiere­n. Von „vielen ungelegten Eiern“sprach Leonhard Kleinle (Alternativ­e/Die Linke). Ihm geht, wie er sagte, „das alles zu weit“, weil die Gewichtung­en nicht stimmen. Er titulierte den Plan als „Schmarrn“.

Anja Steinberge­r (CSU) begrüßte den Plan, der die Gelegenhei­t biete, sich mit Visionen zu beschäftig­en. „Die Detailfrag­en hat der Gemeindera­t zu beantworte­n“, meinte die Zweite Bürgermeis­terin.

Gegen die Stimme von Leonhard Kleinle entschied das Gremium schließlic­h, die Richtschnu­r für weitere Maßnahmen (wie mehrfach formuliert) anzunehmen.

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Foto: wüb Baustellen – wie hier zuletzt jene an der Turnhalle – könnte es viele geben in Tapfheim. Auf 110 Seiten ist eine mögliche Entwicklun­g beschriebe­n.

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