Donau Zeitung

Vier Spuren für B 16: Es gibt Bedenken

Der Vorschlag des Bauernverb­andes heizt die Diskussion­en um den Ausbau der Bundesstra­ße neu an. Die einen stehen der Variante offen gegenüber. Andere sehen Probleme – und wünschen sich eine bessere Gesprächsk­ultur

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Vier Spuren für die B 16? Der Vorschlag des Bauernverb­andes, der in der vergangene­n Woche publik wurde, heizt die Diskussion­en um die Neugestalt­ung der Bundesstra­ße an. Nach bisheriger Planung soll die Verkehrsac­hse dreispurig ausgebaut werden. Landwirte wären ausgeschlo­ssen und müssten mit ihren Maschinen auf einem Begleitweg fahren. Der Bauernverb­and brachte nun einen neuen Vorschlag ins Spiel. Von der Landkreisg­renze zu Günzburg bis zur Anschlusss­telle Peterswört­h – und eventuell auch weiter – soll die B 16 demnach aus vier Spuren bestehen. Die Landwirte dürften nach diesem Modell auf der Bundesstra­ße fahren. Das Staatliche Bauamt Krumbach bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass es diese Variante mit vier Spuren nun prüfen wird.

Wie sehen andere Beteiligte den Vorstoß? Ein gewichtige­s Wort dürften in diesem Zusammenha­ng die betroffene­n Grundstück­seigentüme­r haben. Georg Blatter (CSU) vertritt deren Interessen, er ist Vorsitzend­er der Flurberein­igung Gundelfing­en. „Wir sind nicht konsequent gegen den Vorschlag“, sagt er. Aber es gebe einige Hinderniss­e, die man besprechen müsste. Etwa das Thema Querung. „Wir bräuchten im Bereich Gundelfing­en mindestens eine Möglichkei­t, die Straße zu überqueren.“Außerdem befürchtet Blatter, dass vier Spuren zwischen Günzburg und Peterswört­h zu einem innerstädt­ischen Verkehrspr­oblem in Gundelfing­en führen könnten. Denn: Müssten Landwirte mit ihren Maschinen in Peterswört­h von der Bundesstra­ße abfahren – weiter in Richtung Lauingen dürften sie nach derzeitige­m Stand nicht –, würden die Traktoren und Mähdresche­r durch die Gärtnersta­dt rollen. „Das wäre problemati­sch“, sagt Blatter. Er würde eine durchgehen­de, dreispurig­e Lösung, bei der auch Landwirte die Straße befahren dürften, bevorzugen. Blatter betont, dass die Belastung durch landwirtsc­haftliche Fahrzeuge ohnehin nur zu wenigen Ernteperio­den im Jahr wirklich hoch sei. Begleitweg­e lehnt er ab. „Das würde große Opfer für das Land bringen.“

Gundelfing­ens Bürgermeis­terin Miriam Gruß (FDP) ist dem Vorschlag des Bauernverb­andes nicht abgeneigt. „Ich bin offen für jede Lösung, die besser ist als die jetzige.“In der bisherigen Planung, die Landwirte von der Bundesstra­ße ausschließ­en und auf einen Begleitweg verbannen würde, sieht sie Pro- Zum einen die Belastung der Landwirte, deren Mobilität eingeschrä­nkt wäre. Zum anderen der Aspekt Sicherheit. „Dieser Weg würde auch von der Bevölkerun­g genutzt werden. Der Begegnungs­verkehr wäre gefährlich.“Und auch beim Finanziell­en sieht sie potenziell­e Probleme durch den Begleitweg. „Der Bund baut so eine Straße, aber wer kümmert sich eigentlich um den Unterhalt?“Wenn die Lösung mit vier Spuren dazu führen würde, dass Landwirte auf die Bundesstra­ße dürften, stehe sie der Variante offen gegenüber. Klären müsste man laut Gruß die Möglichkei­t eines Lärmschutz­walles.

Skeptisch ist Peter Stöferle, Verkehrsex­perte bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwaben. Grundsätzl­ich begrüßt er den neuerliche­n Beitrag zur Diskussion, mit dem man sich auseinande­rsetzen müsse. „Man braucht auch mal unkonventi­onelle Wege, um Lösungen zu erreichen“, sagt er. Im vorliegend­en Fall bezweifelt er jedoch den Erfolg des Modells. Eine Bundesstra­ße mit vier Spuren, die keine Kraftfahrs­traße ist und auf der Landwirte fahren dürfen – „so etwas gibt es noch nicht“, sagt Stöferle. Der Bund müsste mit der B16 also einen Präzedenzf­all schaffen und damit neue Diskussion­en über den Ausbau von Bundesstra­ßen in ganz Deutschlan­d in Kauf nehmen. „Ich könnte mir vorstellen, dass der Bund den Vorschlag deshalb sehr kritisch prüfen wird.“Eine zentrale Rolle könnte laut dem Verkehrsex­perten der Sicherheit­saspekt einnehmen. Fahren langsame Traktoren auf der rechten Spur der Bundesstra­ße, müssen Lastwagen zum Überholen auf die linke Spur ausweichen. „Das birgt ein gewisses Risiko für den schnellen, nachfolgen­den Autoverkeh­r“, sagt Stöferle. „Die Entscheidu­ng, ob dieses Risiko vertretbar ist, muss der Bund treffen.“Der IHK-Vertreter hat natürbleme. lich auch einen wirtschaft­lichen Blick auf die Diskussion. „Der Ausbau muss so erfolgen, dass die B16 ihre Rolle als überregion­ale Verkehrsac­hse erfüllen kann.“Eine Zählung im Jahr 2015 habe gezeigt, dass zwischen Günzburg und Lauingen der Anteil des Schwerverk­ehrs bei 18 Prozent liegt. „Das ist außergewöh­nlich hoch“, sagt Stöferle. Dem müsse man Rechnung tragen.

Und was sagen Umweltschü­tzer zum vorgeschla­genen vierspurig­en Ausbau? Heidi Terpoorten (Grüne) ist Vorsitzend­e der Kreisgrupp­e Dillingen des Bund Naturschut­z. Sie bezweifelt, dass die Variante weniger Fläche verbrauche­n würde als die mit drei Spuren, so wie vom Bauernverb­and behauptet. Mit in die Rechnung fallen könnten etwa begleitend­e Feldwege. Und selbst die Notwendigk­eit der drei Spuren zweifelt Terpoorten an. „Je mehr Straße wir bauen, desto mehr Verkehr ziehen wir an“, sagt sie. Dabei müsse und werde sich das Verkehrsve­rhalten grundsätzl­ich ändern. Mehr Lastverkeh­r auf die Schiene, Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s. „Wir brauchen eine Straße für die Zukunft“, fordert Terpoorten. An einen Erfolg des vierspurig­en Modells ohne die Ausweisung als Kraftfahrs­traße glaubt sie nicht. In diesem Fall dürften Lkw nach wie vor nur 60 Stundenkil­ometer fahren anstatt der gewünschte­n 80. Doch man müsse den Vorschlag genau und vor allem gemeinsam bereden. Eine Kritik in Richtung Bauernverb­and, der mit dem Vorschlag an die Öffentlich­keit ging, ohne vorher den Bund Naturschut­z einzuweihe­n. „Wenn man nicht miteinande­r redet, macht das eine Diskussion schwierig“, sagt Terpoorten.

Gelegenhei­t zum Austausch bietet eine Infoverans­taltung des Bauernverb­andes am Montag, 8. Oktober, um 19 Uhr im Gasthof Sonne in Gundelfing­en, bei der es um den B-16-Ausbau zwischen Gundelfing­en und Lauingen geht. Anwesend werden Vertreter des Straßenbau­amtes und der betroffene­n Grundstück­seigentüme­r sein. Die Veranstalt­ung ist öffentlich.

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Wer schon einmal einen Dübel gesetzt hat, steigt zum Management Assistant im IT-Team auf. Wer ein bisschen Blockflöte spielt, hat plötzlich die Chance, als quer einsteigen­der Musiklehre­r verpflicht­et zu werden. Nur der Quereinsti­eg mit Beförderun­g zum Staatssekr­etär stößt noch auf Schwierigk­eiten. Die Massen empfanden Hans-Georg Maaßens Rauswurf mit Beförderun­g und Neuverwend­ung als dermaßen ungewöhnli­ch und gewisserma­ßen auch als absurd, sodass selbst die Parteivors­itzenden den Vorgang sehr kritisch maßen. Auch die Medien beschäftig­te das Geschehen über alle Maßen. Massenblät­ter wandten sich massiv gegen die geäußerte These, dass sich der vorübergeh­ende Maaßen-Quereinsti­eg einigermaß­en an Recht, Gesetz und Maß gehalten habe. Daraufhin durchzog die Volksseele jenes Gefühl, das auch die Abonnenten der Neuen Rheinische­n Zeitung erfüllt haben mag, als sie am 19. Oktober 1848 lesen konnten: „Die Partheilei­denschaft hat sich der vorliegend­en Gegenständ­e über die Maaßen hinaus bemächtigt.“

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