Donau Zeitung

Mit Alkohol am Steuer – jetzt droht ein Fahrverbot

- VON CORDULA HOMANN

Unter Alkoholein­fluss ist ein 27-jähriger Autofahrer gestanden, der in der Nacht auf Samstag um 1 Uhr in der St.-Georgs-Straße in Wortelstet­ten zu einer Verkehrsko­ntrolle angehalten wurde. Der gerichtsve­rwertbare Alkoholtes­t ergab nach Angaben der Polizei einen Wert von über 0,5 Promille. Den 27-Jährigen erwarten nun ein empfindlic­hes Bußgeld sowie ein einmonatig­es Fahrverbot. (pol) Dillingen Unter dem Dach bewohnt die 17-Jährige ein großes Zimmer. Bett, Schreibtis­ch, Schrank, Kommode, Platz für Ipad, Schmuck und Stifte, an den Wänden viele Fotos und gemalte Bilder. Doch ihre Eltern leben ganz woanders. Die anderen Jugendlich­en, die mit ihr in diesem Haus in Dillingen wohnen, hat sie alle erst beim Einzug kennengele­rnt. „Ambulant betreutes Wohnen für jugendlich­e und junge Erwachsene“(ABW) heißt das Projekt, das es erst seit einem Jahr in Dillingen gibt. Christian Bühler leitet es. „Am 3. Juli war mein erster Arbeitstag. Drei Tage später zog die Erste ein“, erinnert er sich.

Als die vielen unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­e vor drei Jahren kamen, stellte sich die Frage zum ersten Mal: Wohin mit den Jugendlich­en? Wohnheime wurden gegründet. Eines davon steht inzwischen wieder leer. Jetzt wohnen bis zu acht deutsche Jugendlich­e dort, die zwar Eltern haben, aber aus verschiede­nen Gründen nicht mehr dort wohnen wollen oder können, erzählt Bühler. Das Konzept haben das Jugendamt und die Abenteuers­chule4U gemeinsam entwickelt.

Die Bewohner müssen mindestens 16 Jahre alt sein. Der Aufenthalt ist jugendhilf­eabhängig. Jugendamt, ABW, die Eltern und ihr Kind schauen dann, ob die Einrichtun­g passt. Sind alle einverstan­den – vor allem das Jugendamt –, wird umgezogen. Die Einrichtun­g ist sowohl für Jugendlich­e aus dem Landkreis Dillingen als auch aus dem Landkreis Donau-Ries.

Die Bewohner des großen Einfamilie­nhauses im Dillinger Osten gehen teils noch zur Schule, teils machen sie eine Lehre. Die Miete beträgt 180 Euro inklusive Nebenkoste­n. Miete und Lebensunte­rhalt müssen die Bewohner selbst bestreiten, teils durch Ausbildung­svergütung, BAföG, Unterhalt der Eltern, manche Miete zahlt das Jobcenter. Auch der Landkreis Dillingen unterstütz­t das Projekt, damit sich die Kosten decken, sagt Bühler. „Die Jugendlich­en hier sind alle schon etwas selbststän­dig, aber für ein komplett eigenes Leben reicht es noch nicht.“Das ABW gehört zur Abenteuers­chule4U, ein Anbieter von Jugendhilf­eleistunge­n, zu dem auch das Kinderheim in Holzheim gehört. In dem Haus in Dillingen gestalten die Älteren ihr Leben weitgehend selbst. In Absprache mit dem Jugendamt wird teils ein Hilfeplan erstellt. Darin werden ein Ziel formuliert und die Betreuung durch einen Fachmann wie Bühler samt Stundenanz­ahl für jeden Einzelnen vom Jugendamt festgelegt. Er vereinbart dann jeweils Termine mit den jungen Menschen, schaut nach dem Haus, dem Garten, appelliert auch mal an die Ordnung in den Zimmern oder der Sauberkeit im Bad. „Wenn es ‘Beef’, wie sie Ärger nennen, gibt, kommen sie schon zu mir. Aber das passiert selten“, lobt Bühler die Jugendlich­en. Die Betreuungs­stunden bezahlt das Jugendamt. Der Hilfeplan wird alle sechs Monate geprüft.

Vor allem das Thema Geld beschäftig­t die jungen Leute. „Das ist echt immer ein Problem, ob es bis zum Monatsende reicht. Man denkt, so eine Hose für 20 Euro, das geht schon, und ein Oberteil für zehn Euro auch. Und plötzlich ist nichts mehr da“, sagt die 17-Jährige. Jeden Tag läuft sie von der WG aus zum Dillinger Bahnhof, fährt zur Fachobersc­hule in einen Nachbarlan­dkreis, wartet dort nach dem Unterricht täglich eine Stunde auf ihren Zug und kommt wieder heim. Während der Wartezeit sei die Versu- chung immer groß, shoppen zu gehen. Andere Hobbys? „Ausschlafe­n“, sagt sie und lacht. Bühler auch. „Das tun sie hier alle gern.“Die 17-Jährige genießt das besonders, jetzt, wo sie zum ersten Mal ein eigenes, großes Zimmer hat. Auf jeder Etage gibt es außerdem ein Bad. Mal wird gemeinsam gekocht und ferngesehe­n, dennoch lebe jeder auch sein eigenes Leben. „Wie viel wir gemeinsam machen, hängt von der Tagesform jedes Einzelnen ab“, sagt die Abiturient­in. Ob ihr der Auszug eines Tages schwerfall­en wird? Das hänge von den Leuten ab, die bis dahin mit im Haus wohnen. Und wann ist es so weit? Das hängt von vielen Faktoren ab.

„Wer auszieht, sollte bis dahin mit seinem Geld auskommen, sein Zimmer und das Bad in Ordnung halten, sich selbst verpflegen können und regelmäßig waschen“, versucht Bühler eine Definition. „Das Gesamtpake­t ist es.“Mancher käme mit seinem Geld zurecht, aber nicht mit den anderen Mitbewohne­rn – oder andersheru­m. Wenn es Streit gibt, erinnert Bühler die jungen Menschen daran, dass sie alle aufgrund ihrer Vergangenh­eit ein Päckchen zu tragen haben. „Sonst wären sie ja gar nicht hier.“

Kürzlich sind nach fast einem Jahr zwei Mädels ausgezogen. Eine in eine eigene Wohnung, eine zu ihrem Freund. Bühler selbst zieht nach dem Jahr eine positive Bilanz. „Es hat sich gelohnt.“Für seine Jugendlich­en wäre eine stationäre Unterbring­ung zu viel Betreuung gewesen, eine Pflegefami­lie findet sich für Menschen in dem Alter auch nicht. Nach Auffassung von Jugendamts­leiter Michael Wagner ist das ambulant betreute Wohnen auch für Jugendlich­e, die zuvor in Einrichtun­gen der Jugendhilf­e gewohnt haben, häufig eine gute Lösung auf dem Weg zum Erwachsenw­erden. „Es ist nicht sinnvoll, wenn junge Menschen von einem Kinder- oder Jugendheim, in dem es eine 24-Stunden-Rundumbetr­euung gibt, direkt in die Selbststän­digkeit entlassen werden. Das ABW ist die Zwischenst­ation, die uns bisher gefehlt hat. Wir geben den Jugendlich­en auch einen gewissen Vertrauens­vorschuss, wir trauen ihnen den nächsten Schritt auf dem Weg in die Selbststän­digkeit zu“, so Wagner. Das ambulante betreute Wohnen optimiert die bestehende­n Angebote der Jugendhilf­e im Landkreis, ergänzt Landrat Leo Schrell.

Keine Probleme in der Dillinger WG gab es bislang in der Schule oder am Ausbildung­splatz. „Ich glaube, die Jugendlich­en wollen es besser machen als ihre Eltern, die zum Teil beruflich nichts auf die Reihe bekommen haben.“

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