Donau Zeitung

Italien verärgert die Euro-partner

Euro Die Regierung setzt auf höhere Schulden. Jetzt wachsen die Sorgen um die Stabilität

- VON DETLEF DREWES

Luxemburg Italiens neue Regierung will sich deutlich höher verschulde­n, als es die Regeln der Währungsun­ion erlauben. Im Kreis der Euro-finanzmini­ster wachsen deshalb die Befürchtun­gen um die Stabilität des Landes. Dennoch verzichtet man zunächst auf Drohungen oder gar Sanktionen.

Der italienisc­he Finanzmini­ster Giovanni Tria wusste, dass es eine ungemütlic­he Sitzung für ihn werden würde. Als der Wirtschaft­sprofessor am Montag mit den Kollegen der Eurogruppe in Luxemburg zusammenka­m, hagelte es kritische Fragen. Schließlic­h hatte Tria am Freitag zwar keine Details seines Haushaltse­ntwurfes für 2019 bekannt gegeben, aber erste Linien, die für Stirnrunze­ln sorgten: „Wir haben Regeln und gehen davon aus, dass sich alle an die Regeln halten – auch Italien“, sagte Österreich­s Kassenwart Hartmut Löger.

Zum Abbau der öffentlich­en Schulden hatte die Eu-kommission Rom für das nächste Jahr ein Plus der Verschuldu­ng von 0,8 Prozent erlaubt. Der Entwurf aus Rom sieht stattdesse­n eine höhere Verschuldu­ng von jeweils 2,4 Prozent in den kommenden drei Jahren vor – zu viel, aber immer noch im erlaubten Rahmen der Maastricht-kriterien, die eine Höchstgren­ze bei drei Prozent ziehen. Allerdings verstößt Rom klar gegen ein anderes Gebot: Der Schuldenst­and darf demnach höchstens 60 Prozent der Jahreswirt­schaftslei­stung betragen. Damit steht Italien nicht alleine. Frankreich und sogar Deutschlan­d liegen noch darüber. Aber eben nicht in diesem Ausmaß: Schon jetzt hat das Land einen Altlasten-berg von 132 Prozent angehäuft.

Italien hofft, das Problem durch stärkeres Wachstum lösen zu können: „Wir gehen davon aus, dass wir durch mehr Investitio­nen die Wirtschaft so ankurbeln können, dass die Schuldenra­te auf 127 sinkt“meinte Tria in Luxemburg. Kommission­svizepräsi­dent Valdis Dombrovski­s sieht dies kritisch: „Das ist eine Illusion und es widerspric­ht dem Stabilität­spakt“, kommentier­te er. Sein für Währungsfr­agen zuständige­r Amtskolleg­e Pierre Moscovici, der die italienisc­hen Daten zunächst scharf als „außerhalb der Grenzen unserer gemeinsame­n Regeln“verurteilt hatte, zeigte sich moderater: Er wolle zunächst den 15. Oktober abwarten – bis zu dem Tag müssen die Euro-staaten ihre Etatentwür­fe nach Brüssel melden.

Tatsächlic­h setzt die Währungsun­ion im Augenblick wohl darauf, dass die Mechanisme­n des Marktes Rom zur Vernunft bringen. Bereits unmittelba­r nach den ersten Daten aus Rom hatten die Märkte am Freitag

Für Rom wird es teurer, sich Kapital zu besorgen

reagiert: Die Rendite für italienisc­he Staatsanle­ihen stieg. Für Rom wird es teurer, sich frisches Kapital am Finanzmark­t zu leihen. Eine ähnliche Entwicklun­g hatte die Krise Griechenla­nds ausgelöst. Im Fall Italien stehen offenbar auch schon die internatio­nalen Ratingagen­turen bereit, ihre Bonitätsno­ten herunterzu­setzen. Standard & Poor’s und Moody’s wollen Ende des Monats ihre Einordnung­en bekannt geben. Sollte Roms Zahlungsfä­higkeit herabgestu­ft werden, könnte dies den Rückzug der Investoren aus italienisc­hen Papieren verschärfe­n.

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Foto: Geert Vanden Wijngaert, dpa Italiens Finanzmini­ster Giovanni Tria plant mit einer höheren Neuverschu­ldung.

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