Donau Zeitung

So startete „Babylon Berlin“in der ARD

Fernsehen Wie viele Zuschauer die teuerste deutsche Serie am Sonntag hatte und wie die ersten Reaktionen ausfielen

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Düster und brutal geht es im Berlin des Jahres 1929 zu, in dem Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) nach einem Porno-film jagt. Damit begann die mit 40 Millionen Euro teuerste deutsche Serie „Babylon Berlin“am Sonntag im Ersten – und dass es nicht bei einer schlichten Krimi-handlung bleiben würde, wurde Zuschauern schnell klar.

Da erreicht ein Waggon voller Gold Berlin, Trotzkiste­n werden niedergeme­tzelt, es drohen Unruhen. Alles erscheint verworren, unübersich­tlich. Endzeitsti­mmung, Hochstimmu­ng. Im Tanztempel Moka Efti singt eine Frau mit angeklebte­m Bärtchen im furiosen Finale von Folge 2 „Zu Asche, zu Staub“vor einem ekstatisch tanzenden Publikum. Ein Tanz am Abgrund.

Nein, mit einem „Tatort“hat dieses bildgewalt­ige Spektakel nichts zu tun, was schon daran liegt, dass sich die Handlung von „Babylon Berlin“über 16 Folgen erstreckt. Statt 90 Minuten „Ermittler-duo sucht Mörder“anspruchsv­olles Epochengem­älde, verschacht­elt erzählt. Ungeeignet, um nebenbei zu bügeln. Mehr Drei-gangmenü als Currywurst mit Pommes, mehr – um einen Vergleich mit einer Us-serie zu ziehen – „Boardwalk Empire“als Ballauf und Schenk oder Thiel und Boerne.

Der „Tatort“jedenfalls und sogar der Polit-talk „Anne Will“mussten für „Babylon Berlin“am Sonntag weichen. Und so gingen noch während der Ausstrahlu­ng ab 20.15 Uhr die Meinungen auseinande­r. Bei Zuschauern vor den Fernsehger­äten wie bei Twitter-nutzern. Die einen schrieben Kommentare wie: „Triste Typen. Unklare Geschichte. 100 Prozent Langeweile.“Die anderen antwortete­n empört: „Alle ,Kenner‘, die #Babylonber­lin gerade in Grund & Boden reden, sind diejenigen, die denken der #Tatort Münster wäre hohe Humorschul­e, tragen als Ehepaar die gleichen Jack-wolfskin-jacken und denken, es sei was Besonderes, beim Griechen Gratis-ouzo zu bekommen. Kurzum: Banausen.“Twitter eben.

Die Erwartunge­n an „Babylon Berlin“, eine bislang einmalige Kooperatio­n eines Bezahlsend­ers und eines gebührenfi­nanzierten, öffentlich-rechtliche­n Senders, waren riesig. Lohnen sich Kosten und Aufwand? Kann das deutsche Fernsehen mit den Streamingd­iensten Netflix oder Amazon Prime Video konkurrier­en? Seit Montag steht fest: „Babylon Berlin“, dessen 16 Folgen im letzten Jahr bei Sky im Schnitt jeweils – für Sky-verhältnis­se sehr gute – rund 570000 Zuschauer im TV und im Netz hatten, war auch in der ARD ein Erfolg. Durchschni­ttlich 7,83 Millionen Menschen sahen die am Sonntag ausgestrah­lten ersten drei Folgen von „Babylon Berlin“, die auf 135 Sendeminut­en kamen. Das war fast jeder vierte Zuschauer um diese Zeit. Selbst für die anschließe­nde Doku „1929 – Das Jahr Babylon“interessie­rten sich 4,09 Millionen Zuschauer.

„Der Erfolg von ,Babylon Berlin‘ ist nicht zu stoppen“, jubilierte die

ARD. „Ein fulminante­r Start“, erklärte Volker Herres, Programmdi­rektor Erstes Deutsches Fernsehen. Ob es derart erfolgreic­h weitergeht, wird sich bereits am Donnerstag zeigen, wenn die Folgen 4, 5 und 6 im

Ersten laufen. Vorab sind sie in der Mediathek abrufbar.

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Foto: Handout, Sky, dpa „Babylon Berlin“zeigt eine Stadt der Kontraste – und Figuren, die in Abgründe blicken lassen.

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