Flugzeug-teil aus dem Drucker
Bei Airbus in Donauwörth beginnt ein neues Zeitalter
Donauwörth Generationen von Facharbeitern haben bei Airbus Helicopters in Donauwörth durch Fräsen, Drehen und Bohren die Bauteile aus Metallblöcken gefertigt. Das könnte sich nun ändern. Die Firma hat einen großen 3-D-drucker angeschafft, mit dem Metallteile hergestellt werden können. Das erste soll Anfang 2019 in Serie gehen: Eine Verriegelungswelle für die Türen von Airbusflugzeugen vom Typ A 350. Airbusstandortleiter Andreas Stöckle betonte bei der Präsentation der neuen Technik deren Bedeutung: „Wir starten in der Metallbearbeitung in ein neues Zeitalter.“
Die Vorteile lägen auf der Hand: Mit der dreidimensionalen Drucktechnik ließen sich an diesem Bauteil 43 Prozent Gewicht und 23 Prozent Kosten einsparen. Eine solche Verriegelungswelle sei komplex und sicherheitsrelevant. Bisher bestehe sie aus zehn Teilen. Im 3-D-drucker wird die Welle in einem Stück produziert – und zwar aus feinem Titanstaub. Der wird auf eine Platte aufgetragen und mit Lasern auf weit über 1000 Grad erhitzt. So lässt sich Schicht für Schicht – jede ist nur 0,06 Millimeter stark – auftragen beziehungsweise aufschmelzen. Das Bauteil wächst regelrecht in die Höhe. Mit einem Arbeitsgang können in dem Drucker in 42 Stunden parallel 28 gleichartige Teile produziert werden. Der Staub, der übrig bleibt, kann wiederverwendet werden. Der Abfall ist im Vergleich zu der herkömmlichen Fertigung minimal. Pro Tür werden zwei Verriegelungswellen benötigt. Ein A350 hat acht Türen. Mit dem 3D-druck der Wellen lassen sich Stöckle zufolge etwa vier Kilogramm Gewicht bei jedem Flieger einsparen: „Das ist in der Luftfahrt eine Welt.“
Den Planungen zufolge sollen von 2019 an rund 2200 Verriegelungswellen jährlich in Serie entstehen, erklärte Airbus-vizepräsident Luis Martin Diaz. Dies solle erst der Anfang mit dieser Technik sein. Bald sollen auch erste Hubschrauberbauteile auf diese Weise hergestellt werden – und zwar „in extremer Komplexität“. Die Vorbereitungen dafür begännen noch heuer. Die nächste Ausbaustufe bei A350-teilen sei nicht mehr weit: Es soll die Hauptantriebswelle für die Türverriegelung sein. Bei Airbus habe man mehrere Jahre darauf hingearbeitet, bis die Entscheidung für die Produktion mit 3-D-drucker gefallen sei, informierte Projektleiter Johannes Siegert. Mit der Drucktechnik werde laut Andreas Stöckle zwar weniger Personal benötigt, aber dieser Weg sei alternativlos: Sonst würden die Teile in naher Zukunft in einem Niedriglohnland gefertigt oder gekauft. So gesehen sichere das neue Produktionsverfahren Arbeitsplätze in Donauwörth. Bei den Flugzeugtüren hat Airbus die Produktion der Metallgrundstruktur bereits in ein Tochterwerk nach Mexiko verlagert. In Nordschwaben sind die komplexen Tätigkeiten geblieben. Dazu gehört die Montage. Die offizielle Einweihung des 3-D-druckers nahm Bruno Even, Präsident von Airbus Helicopters, vor.