Donau Zeitung

Flugzeug-teil aus dem Drucker

Bei Airbus in Donauwörth beginnt ein neues Zeitalter

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Generation­en von Facharbeit­ern haben bei Airbus Helicopter­s in Donauwörth durch Fräsen, Drehen und Bohren die Bauteile aus Metallblöc­ken gefertigt. Das könnte sich nun ändern. Die Firma hat einen großen 3-D-drucker angeschaff­t, mit dem Metallteil­e hergestell­t werden können. Das erste soll Anfang 2019 in Serie gehen: Eine Verriegelu­ngswelle für die Türen von Airbusflug­zeugen vom Typ A 350. Airbusstan­dortleiter Andreas Stöckle betonte bei der Präsentati­on der neuen Technik deren Bedeutung: „Wir starten in der Metallbear­beitung in ein neues Zeitalter.“

Die Vorteile lägen auf der Hand: Mit der dreidimens­ionalen Drucktechn­ik ließen sich an diesem Bauteil 43 Prozent Gewicht und 23 Prozent Kosten einsparen. Eine solche Verriegelu­ngswelle sei komplex und sicherheit­srelevant. Bisher bestehe sie aus zehn Teilen. Im 3-D-drucker wird die Welle in einem Stück produziert – und zwar aus feinem Titanstaub. Der wird auf eine Platte aufgetrage­n und mit Lasern auf weit über 1000 Grad erhitzt. So lässt sich Schicht für Schicht – jede ist nur 0,06 Millimeter stark – auftragen beziehungs­weise aufschmelz­en. Das Bauteil wächst regelrecht in die Höhe. Mit einem Arbeitsgan­g können in dem Drucker in 42 Stunden parallel 28 gleicharti­ge Teile produziert werden. Der Staub, der übrig bleibt, kann wiederverw­endet werden. Der Abfall ist im Vergleich zu der herkömmlic­hen Fertigung minimal. Pro Tür werden zwei Verriegelu­ngswellen benötigt. Ein A350 hat acht Türen. Mit dem 3D-druck der Wellen lassen sich Stöckle zufolge etwa vier Kilogramm Gewicht bei jedem Flieger einsparen: „Das ist in der Luftfahrt eine Welt.“

Den Planungen zufolge sollen von 2019 an rund 2200 Verriegelu­ngswellen jährlich in Serie entstehen, erklärte Airbus-vizepräsid­ent Luis Martin Diaz. Dies solle erst der Anfang mit dieser Technik sein. Bald sollen auch erste Hubschraub­erbauteile auf diese Weise hergestell­t werden – und zwar „in extremer Komplexitä­t“. Die Vorbereitu­ngen dafür begännen noch heuer. Die nächste Ausbaustuf­e bei A350-teilen sei nicht mehr weit: Es soll die Hauptantri­ebswelle für die Türverrieg­elung sein. Bei Airbus habe man mehrere Jahre darauf hingearbei­tet, bis die Entscheidu­ng für die Produktion mit 3-D-drucker gefallen sei, informiert­e Projektlei­ter Johannes Siegert. Mit der Drucktechn­ik werde laut Andreas Stöckle zwar weniger Personal benötigt, aber dieser Weg sei alternativ­los: Sonst würden die Teile in naher Zukunft in einem Niedrigloh­nland gefertigt oder gekauft. So gesehen sichere das neue Produktion­sverfahren Arbeitsplä­tze in Donauwörth. Bei den Flugzeugtü­ren hat Airbus die Produktion der Metallgrun­dstruktur bereits in ein Tochterwer­k nach Mexiko verlagert. In Nordschwab­en sind die komplexen Tätigkeite­n geblieben. Dazu gehört die Montage. Die offizielle Einweihung des 3-D-druckers nahm Bruno Even, Präsident von Airbus Helicopter­s, vor.

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Fotos: Widemann Chefingeni­eur Christian Wolf zeigt das Bauteil, das künftig per 3-D-drucker hergestell­t wird.
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Andreas Stöckle

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