Donau Zeitung

Immer mehr Wähler schicken ihr Kreuzchen mit der Post

Im Landkreis Dillingen beobachten Kommunen seit Jahren eine zunehmende Zahl an Briefwähle­rn. Für die Verwaltung­en ist das mit einem Mehraufwan­d verbunden

- VON JONAS VOSS

Dillingen Sonnensche­in und spätsommer­liche Temperatur­en locken viele Menschen an den Wochenende­n im Herbst in Wälder und Berge. Und wenn es stattdesse­n kalt und regnerisch ist, lässt sich ein Sonntag bequem auf dem Sofa aushalten. Ein Wahlsonnta­g kommt da manchen ungelegen. Daher gibt es in der Bundesrepu­blik seit 1957 die Möglichkei­t, seine Stimme per Brief abzugeben. Früher ging das nur, wenn triftige Gründe gegen die Stimmabgab­e vor Ort sprachen. Seit den Europaund Bundestags­wahlen 2009 kann jeder per Brief wählen, der möchte. Das gilt auch für die Landtagsun­d Bezirkstag­swahl am Sonntag, 14. Oktober. Für die Kommunen im Landkreis Dillingen hat die Tendenz zur Briefwahl Folgen.

Briefwahlb­ezirke werden neben den Urnenwahlb­ezirken eingericht­et, erklärt Nikolaus Mayr, Leiter des Ordnungsam­tes Gundelfing­en. Für die Landtagswa­hl 2018 reduziert die Stadt Gundelfing­en ihre Urnenwahlb­ezirke von acht auf sechs, im Gegenzug erhöht sie die Briefwahlb­ezirke von zwei auf vier. In den Gemeinden Bächingen, Haunsheim und Medlingen bleibe die Zahl der Wahllokale und Briefwahlv­orstände unveränder­t, erläutert Mayr. Die Zahl der Briefwähle­r in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Gundelfing­en nimmt seit 2009 zu. Bei der Bundestags­wahl 2017 hat es 2643 Briefwähle­r bei 8537 Wahlberech­tigten gegeben. „Im Bereich der VG Gundelfing­en rechnen wir diesmal mit etwa 3000 Briefwähle­rn“, sagt Mayr. Aus der Erfahrung der vergangene­n Jahre sei mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Die VG hat durch den Versand der Unterlagen einen deutlich erhöhten Aufwand, auch die Wahlhelfer haben mehr zu tun. Laut Mayr stecken die Stimmzette­l der Briefwähle­r in Stimmzette­lumschläge­n, nur so kann das Wahlgeheim­nis gewahrt bleiben. Die Unterlagen für die Briefwahl können in Gundelfing­en bis Freitag, 12. Oktober, um 15 Uhr beantragt werden.

In Wertingen blieben die Stimmbezir­ke bei der Einführung der Briefwahl weiterhin bestehen, erklärt der Leiter des Ordnungsam­tes, Karl Benz. Allerdings wurden zusätzlich­e Briefwahlb­ezirke eingericht­et. Benz rechnet bei diesen Wahlen mit rund 2000 Briefwähle­rn. 2013 gab es etwa die gleiche Zahl an Briefwähle­rn – insgesamt wohnen in der VG Wertingen 11 074 Wahlberech­tigte. Vor allem durch das Drucken von Wahlschein­en und den Versand der Unterlagen entstehe für die Verwaltung ein Mehraufwan­d. „Die Briefwahlu­nterlagen können bis Freitag um 15 Uhr, in dringenden Fällen, beispielsw­eise Krankheit, auch noch am Wahltag bis 15 Uhr beantragt werden“, erklärt Benz. Bis 18 Uhr am Wahltag müssen die Unterlagen im Briefkaste­n der Gemeinde am Rathaus eingegange­n sein. „Die Zahl der Brief- wähler wird künftig sicher noch zunehmen“, sagt der Leiter des Ordnungsam­tes.

14085 Stimmberec­htigte gibt es in der Stadt Dillingen bei der diesjährig­en Landtagswa­hl. „Die Wahlbenach­richtigung­en wurden in den zurücklieg­enden Tagen und Wochen durch einen Dienstleis­ter an alle Wahlberech­tigten versandt“, erklärt Roland Hungbaur, Abteilungs­leiter für Bürgerdien­ste, Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Dillingen. Während es bei der Bundestags­wahl 2009 2873 Briefwähle­r bei 14205 Stimmberec­htigten gab, waren es bei der Bundestags­wahl 2017 bereits 3715 Briefwähle­r bei insgesamt 14 127 Stimmberec­htigten. In Dillingen gelten die gleichen Fristen für die Briefwahl wie in anderen Kommunen des Landkreise­s – bis Freitag, 12. Oktober, um 15 Uhr, in Ausnahmefä­llen wie plötzliche­r Erkrankung kann der Wahlschein noch am Wahlsonnta­g bis 15 Uhr beantragt werden. Bis spätestens 18 Uhr am Wahltag müssen die Briefwahlu­nterlagen der Kommune vorliegen. Die vergangene­n Wahlen haben gezeigt, dass die Zahl der Briefwähle­r tendenziel­l zunehme. Hungbaur rechnet erneut mit über 3800 Briefwähle­rn, möchte aber keine Prognose zur zukünftige­n Entwicklun­g geben.

„Der Aufwand der Briefwahl bei der Auszählung ist gegenüber der Urnenwahl um circa 25 Prozent erhöht“, sagt Markus Grob. Er ist Teamleiter des Bürgerserv­icebüros der VG Höchstädt und rechnet dieses Jahr mit rund 2600 Briefwähle­rn. In Zukunft werden sie wohl „etwas“mehr sein, schätzt Grob. Für die Briefwahl mussten Stimmbezir­ke neu aufgeteilt werden, während es bei der Landtagswa­hl 2008 1827 Briefwähle­r bei 9559 Stimmberec­htigten gab, waren es 2013 2596 Briefwähle­r bei 9604 Stimmberec­htigten. Stand Freitag, 5. Oktober, sind laut Grob für die Landtagswa­hl 2018 bereits 2329 Briefwähle­r eingegange­n, bei 9691 Stimmberec­htigten. Die Stimmzette­l der Briefwähle­r müssen bis spätestens Sonntag, 14. Oktober, um 18 Uhr bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft Höchstädt eingegange­n sein.

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Symbolfoto: Wolfgang Widemann Seit 1957 gibt es die Möglichkei­t, per Brief zu wählen. Und seit 2009 braucht es dafür nicht einmal mehr die Angabe von triftigen Gründen.

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