Großer Altar, schönes Wetter und viel Andrang
Zum Erntedankfest ist die Gundelfinger Innenstadt voll. Viele wollen die Gaben in der Stadtpfarrkirche sehen. Doch nicht nur die ziehen die Besucher an
Gundelfingen Der Andrang ist groß. Bis auf die Straße stehen die Leute, die Schlange führt durch den Eingang der Stadtpfarrkirche St. Martin bis vor zum Altar. Bis sie dort angekommen sind, müssen die Besucher einige Minuten warten. Aber die Menschen warten geduldig. Jeder will den Altar sehen, der an diesem Sonntag ein ganz besonderer ist. Vor allem in Gundelfingen. Dort hat das Erntedankfest eine lange Tradition. Das Erntedankfest soll daran erinnern, dass die jährliche Ernte nicht selbstverständlich ist. Gerade in diesem Sommer, der geprägt war von großer Hitze, monatelanger Trockenheit und damit verbunden zum Teil schlechte Ernten, ein allzu passender Gedanke. Die Gundelfinger schmücken sich damit, einen der prächtigsten Erntedankaltäre Bayerns zu haben. Das zumindest sagt Walter Hieber. Er hat das Erntedankfest organisiert. Eine Woche lang habe ein Team von zehn Freiwilligen den Altar geschmückt. Das Gemüse haben die Gundelfinger Gärtnereien gespendet, die Backwaren kommen von den Bäckereien. In der Seitenkapelle ist das Körnerbild des Frauenkreises zu sehen, das in diesem Jahr des Spital-jubiläums „Vinzenz von Paul“, den Schutzpatron der Kranken, zeigt.
Doch der Altar und das Körnerbild sind an diesem Sonntag nicht das Einzige, was es in Gundelfingen zu erleben gibt. Bei wunderbarem Wetter ist die ganze Innenstadt bevölkert von Menschen. Es ist Markt- und verkaufsoffener Sonntag. Auf den gesperrten Straßen reiht sich ein Marktstand an den nächsten. Geschäfte haben offen und laden zum Shoppen ein. Die Kunden nehmen die Gelegenheit gerne an. Nicht nur am Erntedankaltar, sondern auch zwischen den Ständen herrscht großer Andrang.
„Bei diesem Wetter ist es ein Traum aufzuhaben“, sagt Thomas Deisler, Inhaber des gleichnamigen Bettengeschäftes. Die warmen Temperaturen merke man nicht nur am Besucheraufkommen, sondern auch an dem, was die Leute kaufen. Ansonsten, sagt Deisler, würden zu dieser Jahreszeit vor allem Winterartikel wie Mützen gut weggehen. Nicht so an diesem Sonntag. „Wir haben bislang mehr Strohhüte als Mützen verkauft.“Nebenan können Besucher an Schnupperkursen in der neu eröffneten Galerie und Kunstwerkstatt teilnehmen. Für Kinder gibt es eine kleine Eisenbahn, ein Karussell und, auf der Bleiche, die Möglichkeit zum Ponyreiten. Neben dem Bleichestadel hört man immer wieder ein Motorengeräusch. Der Kettensägenkünstler Dennis Indra aus Lauingen sein Können. Aus einem Baumstamm formt er mit seiner Kettensäge an diesem Sonntag eine Eule. Immer wieder legt er Pausen ein, aber sobald er seine Maschine wieder anschmeißt, kommen die Zuschauer und drängen sich um die Begrenzung, die einen Sicherheitsabstand zum Künstler wahrt. „Das wäre sonst gefährlich. Nicht, dass jemand Holzsplitter abbekommt“, sagt Indra.
Vor dem Bleichestadel gilt das Motto „Bäuerliche Arbeiten im Herbst“. An einem Stand wird Kraut gehobelt und gestampft. In einem alten Holzbackofen wird Brot nach altertümlicher Art gebacken. Ein solches Brot isst Josef Stockhammer, der am Stand nebenan auf einem Stuhl sitzt. Er flicht aus Zweigen Körbe. Fünf davon habe er an diesem Tag schon verkauft, sagt der Gundelfinger. Nur noch einer ist am Nachmittag übrig. Er sei zuversichtlich, dass dieser auch noch einen Abnehmer findet, sagt er.
Siegfried Werner aus Nattheim bindet Besen. „Mit Weiden, also so, wie man es früher gemacht hat“, betont er. Ein Mann kauft sich zwei Stück. „Für den Hexentanz in Lauingen“, sagt er und grinst.
Am späten Sonntagnachmittag zieht Walter Hieber ein positives Fazit. „Wir waren vom Wetter bezeigt günstigt, der Besucherstrom hat nicht abgerissen“, sagt er. Es seien nach seiner Schätzung Tausende in der Gärtnerstadt unterwegs gewesen.
Noch bis Donnerstag können Interessierte den Erntedankaltar und das Körnerbild bewundern. Und was passiert dann mit den Lebensmitteln? „Es landet nichts sinnlos auf dem Müll“, ist es Walter Hieber wichtig zu erwähnen. Die Brot- und Backwaren werden anschließend an Tiere verfüttert. Nur Gemüse, das verdorben ist, landet auf dem Kompost, so Hieber.
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