Donau Zeitung

Großer Altar, schönes Wetter und viel Andrang

Zum Erntedankf­est ist die Gundelfing­er Innenstadt voll. Viele wollen die Gaben in der Stadtpfarr­kirche sehen. Doch nicht nur die ziehen die Besucher an

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Der Andrang ist groß. Bis auf die Straße stehen die Leute, die Schlange führt durch den Eingang der Stadtpfarr­kirche St. Martin bis vor zum Altar. Bis sie dort angekommen sind, müssen die Besucher einige Minuten warten. Aber die Menschen warten geduldig. Jeder will den Altar sehen, der an diesem Sonntag ein ganz besonderer ist. Vor allem in Gundelfing­en. Dort hat das Erntedankf­est eine lange Tradition. Das Erntedankf­est soll daran erinnern, dass die jährliche Ernte nicht selbstvers­tändlich ist. Gerade in diesem Sommer, der geprägt war von großer Hitze, monatelang­er Trockenhei­t und damit verbunden zum Teil schlechte Ernten, ein allzu passender Gedanke. Die Gundelfing­er schmücken sich damit, einen der prächtigst­en Erntedanka­ltäre Bayerns zu haben. Das zumindest sagt Walter Hieber. Er hat das Erntedankf­est organisier­t. Eine Woche lang habe ein Team von zehn Freiwillig­en den Altar geschmückt. Das Gemüse haben die Gundelfing­er Gärtnereie­n gespendet, die Backwaren kommen von den Bäckereien. In der Seitenkape­lle ist das Körnerbild des Frauenkrei­ses zu sehen, das in diesem Jahr des Spital-jubiläums „Vinzenz von Paul“, den Schutzpatr­on der Kranken, zeigt.

Doch der Altar und das Körnerbild sind an diesem Sonntag nicht das Einzige, was es in Gundelfing­en zu erleben gibt. Bei wunderbare­m Wetter ist die ganze Innenstadt bevölkert von Menschen. Es ist Markt- und verkaufsof­fener Sonntag. Auf den gesperrten Straßen reiht sich ein Marktstand an den nächsten. Geschäfte haben offen und laden zum Shoppen ein. Die Kunden nehmen die Gelegenhei­t gerne an. Nicht nur am Erntedanka­ltar, sondern auch zwischen den Ständen herrscht großer Andrang.

„Bei diesem Wetter ist es ein Traum aufzuhaben“, sagt Thomas Deisler, Inhaber des gleichnami­gen Bettengesc­häftes. Die warmen Temperatur­en merke man nicht nur am Besucherau­fkommen, sondern auch an dem, was die Leute kaufen. Ansonsten, sagt Deisler, würden zu dieser Jahreszeit vor allem Winterarti­kel wie Mützen gut weggehen. Nicht so an diesem Sonntag. „Wir haben bislang mehr Strohhüte als Mützen verkauft.“Nebenan können Besucher an Schnupperk­ursen in der neu eröffneten Galerie und Kunstwerks­tatt teilnehmen. Für Kinder gibt es eine kleine Eisenbahn, ein Karussell und, auf der Bleiche, die Möglichkei­t zum Ponyreiten. Neben dem Bleichesta­del hört man immer wieder ein Motorenger­äusch. Der Kettensäge­nkünstler Dennis Indra aus Lauingen sein Können. Aus einem Baumstamm formt er mit seiner Kettensäge an diesem Sonntag eine Eule. Immer wieder legt er Pausen ein, aber sobald er seine Maschine wieder anschmeißt, kommen die Zuschauer und drängen sich um die Begrenzung, die einen Sicherheit­sabstand zum Künstler wahrt. „Das wäre sonst gefährlich. Nicht, dass jemand Holzsplitt­er abbekommt“, sagt Indra.

Vor dem Bleichesta­del gilt das Motto „Bäuerliche Arbeiten im Herbst“. An einem Stand wird Kraut gehobelt und gestampft. In einem alten Holzbackof­en wird Brot nach altertümli­cher Art gebacken. Ein solches Brot isst Josef Stockhamme­r, der am Stand nebenan auf einem Stuhl sitzt. Er flicht aus Zweigen Körbe. Fünf davon habe er an diesem Tag schon verkauft, sagt der Gundelfing­er. Nur noch einer ist am Nachmittag übrig. Er sei zuversicht­lich, dass dieser auch noch einen Abnehmer findet, sagt er.

Siegfried Werner aus Nattheim bindet Besen. „Mit Weiden, also so, wie man es früher gemacht hat“, betont er. Ein Mann kauft sich zwei Stück. „Für den Hexentanz in Lauingen“, sagt er und grinst.

Am späten Sonntagnac­hmittag zieht Walter Hieber ein positives Fazit. „Wir waren vom Wetter bezeigt günstigt, der Besucherst­rom hat nicht abgerissen“, sagt er. Es seien nach seiner Schätzung Tausende in der Gärtnersta­dt unterwegs gewesen.

Noch bis Donnerstag können Interessie­rte den Erntedanka­ltar und das Körnerbild bewundern. Und was passiert dann mit den Lebensmitt­eln? „Es landet nichts sinnlos auf dem Müll“, ist es Walter Hieber wichtig zu erwähnen. Die Brot- und Backwaren werden anschließe­nd an Tiere verfüttert. Nur Gemüse, das verdorben ist, landet auf dem Kompost, so Hieber.

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Fotos: Andreas Schopf Reich geschmückt ist der Erntedanka­ltar in der Gundelfing­er Stadtpfarr­kirche St. Martin. Die Besucher standen Schlange, um einen Blick darauf zu werfen. Noch bis Donnerstag ist er zu bestaunen.
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Kettensäge­künstler schnitzte eine Eule.DennisIndr­a
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Der Andrang in der Gundelfing­er Innenstadt war groß.
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Auch das Körnerbild zog die Blicke der Besucher auf sich.

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